juni-juli 2004

Viktoria Mayrhofer

„Nach Salzburg nur zum Wäschewaschen“

Chefdramaturg Christian M. Fuchs verlässt das Landestheater und wettert zum Abschied gegen den neuen Intendanten und die heimische Kulturpolitik

Zwei Jahre lang hatte er nun Zeit sich auf diesen einen Tag vorzubereiten – auf den Tag, an dem er nicht mehr Chefdramaturg am Salzburger Landestheater sein wird. Christian Martin Fuchs räumt nach über 21 Jahren Tätigkeit sein Büro in der Schwarzstraße und kehrt mit Ende der Saison dem Landestheater endgültig den Rücken. Der Abschied fällt ihm jedoch, wie er sagt, „erstaunlicherweise überhaupt nicht schwer“. Fuchs geht nicht ganz freiwillig: Weil der designierte Intendant Peter Dolder seine Lebensgefährtin Barbara Ritter als Dramaturgin ans Theater holt, bleibt für den 51-Jährigen kein Platz mehr. „Dolder hat mich zu keiner Zeit von seiner Personalentscheidung in Kenntnis gesetzt“, kritisiert Fuchs das Verhalten des künftigen Intendanten. Es habe diesbezüglich bis heute keine klärende Aussprache zwischen ihm und Dolder gegeben, und so habe Fuchs schließlich über Gerüchte von seiner Kündigung erfahren, aus der er aber mittlerweile auch etwas Positives ziehen kann: „Die Art Dolders, am Theater zu arbeiten, hätte ich ohnehin nicht mitgetragen.“ Für Fuchs zu oberflächlich und deshalb uninteressant.

Vielmehr sei Dolder ein Beispiel dafür, wie Theater zu Grabe getragen werden könne, meint Fuchs und wettert gleichzeitig gegen die Kulturpolitik Salzburgs: „Solche Totengräber werden aus Spargründen eingestellt, und so wird es ein Begräbnis zweiter Klasse geben.“ Für Fuchs eine gute Beschreibung dafür, was gerade mit der Kultur in der Mozartstadt passiert. Seit er in Salzburg lebt, habe er keine greifende kulturelle Förderung spüren können, bringt Fuchs es auf den Punkt. „Wo nicht gefördert wird, kann auch nichts wachsen. Salzburg ist keine Kulturstadt.“

Hält ein Fuchs der Stadt Salzburg dann weiterhin die Treue, auch wenn er nicht mehr am Landestheater tätig ist? „Naja, man braucht ja einen Ort, wo man die Wäsche waschen kann, und der wird in meinem Falle eben Salzburg sein“, schmunzelt Fuchs, „aber mehr als die Wäsche waschen, werde ich hier sicherlich nicht.“ Mehr Zeit bleibt dem gebürtigen Wiener vermutlich auch nicht: In Zukunft möchte er als freischaffender Dramaturg arbeiten und viel auf Reisen sein. Kontakte zu Komponisten in aller Welt hat Fuchs bereits geknüpft, und so sind eine Oper mit Manfred Trojahn und ein Film mit Reinhard Schwabenitzky nur zwei seiner unzähligen neuen Projekte.

Eines steht für Fuchs aber fest: „Ich werde mit Leuten zusammenarbeiten, die motiviert sind und nichts anderes wollen, als diese eine Produktion perfekt zu machen.“