juni-juli 2004

titel

Von A(uswärtsfahrten) bis Z(eiten, moderne)

Die Spieler kommen und gehen, die Fans bleiben

»kunstfehler«: Wie siehst Du die Rolle der Fans im Spektakel Fußball?

Keiler: Es gibt zwei Arten von Fans. Die einen, die sich hinsetzen und alles akzeptieren, vielleicht einmal pfeifen, wenn die Mannschaft schlecht spielt und brav die Fanartikel kaufen, egal was das für ein Schrott ist. Dann gibt es halt uns, na ja so als Außenseiter, der gegen das ganze System kämpft.

Niemand von uns würde etwas tragen, wo Sponsornamen drauf sind. Die Südtribüne ist unser Reich, wo wir schauen, dass wir etwas bewegen und den Leuten mitgeben, was wir uns unter Fußball vorstellen, sprich, was die Austria Salzburg für uns ist. Die Fans sind das charakteristische an den Vereinen, die Spieler kommen und gehen in immer kürzeren Etappen. Wenn heute ein Spieler drei Jahre beim Verein ist, dann ist das schon eine halbe Ewigkeit. Das, was bleibt, sind die Fans, sozusagen der stabile Faktor in dem Ganzen.

»kunstfehler«: Bekommt ihr Unterstützung vom Verein z. B. für den Bus zu Auswärtsfahrten?

Keiler: Nein, wir wollen kein Geld vom Verein. Sobald wir es nehmen würden, wären wir abhängig, und das wollen wir nicht.

»kunstfehler«: Wie wirken sich die sicherheitspolitischen Maßnahmen im und ums Stadion auf euch aus?

Keiler: Früher hat man in der Nähe des Eingangs die Bengalos kaufen können, und drinnen hat man sie angezündet. Es hat niemals Probleme gegeben und passiert ist auch nichts. Von der Polizei waren fünf oder zehn Kapplerte da. Heute ist es extrem: mit Hundertschaften von der Polizei und manchmal – wie in Wien – sogar Hubschraubereinsätzen. Auswärts ist es besonders katastrophal.

Es gibt zahlreiche Bundesligavorschriften z. B. zur Größe der Fahne – zwei Quadratmeter sind zugelassen – oder zu Höhe und Durchmesser einer Fahnenstange.

»kunstfehler«: Wie weit erstreckt sich der Kompetenzbereich des von der Bundesliga den Vereinen vorgeschriebenen Fankoordinators?

Keiler: Kompetenzen hat er eigentlich gar keine. Aufs Spielfeld darf er. Mitte der 90er Jahre wurde ein Fankoordinationsverein eingeführt. Die wirklichen Fanklubs, die etwas gemacht haben, waren dabei die Deppen und haben überhaupt nichts mitzureden gehabt, aber mittlerweile ist es wesentlich besser. Der Verein würde keinen einsetzen, der von den Fans nicht akzeptiert wird.

»kunstfehler«: Wie geht der Verein mit eurer Kritik um?

Keiler: Kleine Erfolge gibt es schon. Die Errichtung der Stehplätze geht auf die Initiative der Fans zurück. Eigentlich hätten wir uns den Ausbau des Lehener Stadions gewünscht. Dies war aber politisch nicht durchsetzbar. Die Fans waren über das gesamte Stadion verstreut, und das hat so an der Szene genagt, dass dies auf Dauer nicht mehr gegangen wäre. Darum haben wir – trotz zweier Seelen in unserer Brust – von Anfang an den Bau des neuen Stadions unterstützt.

»kunstfehler«: Nehmt ihr neben der „klassischen“ Berichterstattung alternative mediale Erscheinungen wie den „Ballesterer“ wahr?

Keiler: Ich habe den „Ballesterer“ von Anfang an verfolgt und finde, dass er sich ganz gut entwickelt hat. Wir machen selbst ein Heft, den „Einspruch!“. Durch das Internet hat sich das Ganze jedoch reduziert, und daher erscheint er nur noch unregelmäßig. Das Internet ist aber von der Reichweite her etwas ganz anderes. Wir haben jeden Tag rund 800–1000 Zugriffe auf unsere Homepage.

»kunstfehler«: Danke für das Gespräch.