juni-juli 2004

kurzfehler

kurzfehler

Gewinner: Gleich vier Projekte (von 37 Einreichungen!) wurden bei der ersten Verleihung des „Preis für politische Kulturarbeit“ der IG Kultur Österreich ausgewählt: „Another war is possible“ (VolxTheaterKarawane); „Kartographische Eingriffe“ (MAIZ – Autonomes Integrationszentrum von und für Migrantinnen); „kinokis mikrokino“ (kinoki – Verein für audiovisuelle Selbstbestimmung) sowie re:control (k.u.u.g.e.l. Innsbruck). Kurzbeschreibungen unter: www.igkultur.at

-tömml-

„Zipfi eini, Zipfi außi“ - wer erinnert sich nicht mir Grausen an die „Ein Abend auf der Heidi“-Jodelsex-1970er-Vorstufe zu DJ Ötzi? Wohl einige ganz lustige Creative-Heads der Akzente-Jugendinfo. Denn wie wäre sonst ein Kondom-Packung-Spruch wie „Rein, raus, rein, raus. Komm auch du!“ möglich? Klaro geht es dabei im Sinne von „Ihr Kinderlein kommet“ doppellustig um jugendliche Akzente-BesucherInnen. Nur, verwundert das hier durchschimmernde Frauenbild dann doch. Wurde das alte Rein-Raus-Spiel den Jungs doch auch schon mal mit den Worten „Schwanzficken, nein Danke!“ zur Disposition gestellt.

Aber wahrscheinlich soll die zusätzliche Aromatisierung (Früchte-Mix-Geschmack) etwaige linke Emanzen nach dem Motto „Mit vollem Mund spricht man nicht“ eh zum Schweigen bringen.

-christa-

Film & Festival: Wien hat die „Viennale“, Graz die „Diagonale“, Innsbruck das „internationale Filmfestival“ und Linz hat mit „crossing europe“, das heuer erstmals und überaus erfolgreich stattfand – nun auch ein renommiertes Filmfestival. Und Salzburg? Dieser Zug ist nun wohl endgültig und ohne Stopp vorbeigefahren.

-tömml-

Das Museum am Mönchsberg - vom Volk in Anspielung auf die VP-Wahlniederlage am 7. März in „Schausoleum“ umbenannt – wird früher oder später ja doch einmal fertiggestellt werden. Die zuständigen Hofräte im Amt der Landesregierung diskutieren indes längst die Protokoll-Frage, wer denn die „Schachtel“ eigentlich eröffnen soll. Protokollarisch streng genommen, fiele dies in die Kompetenz von SP-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller. Einziges Problem: Burgstallers Instinkt für die Stimmung in der Bevölkerung ist bekannt, und so soll sich die Landeshauptfrau – bis dato jedenfalls – beharrlich weigern, den umstrittenen Bau persönlich der Öffentlichkeit zu übergeben.

-tom-

„Rebirthing?“ Die „Volksstimme“ ist längst Geschichte. Als Tageszeitung wie später als Wochenmagazin. Soeben aber erschien die Null-Nummer „Volksstimmen – Magazin für soziale Bewegungen“. Übrigens mit sehr ansprechendem Layout. Ob „Volksstimmen“ eine Zukunft hat, ist noch ungewiss: „Hello und Good bye?“, mutmaßt die „Projektsteuergruppe“ deshalb auch im Editorial. Denn die KPÖ, auf Grund ihrer Finanzressourcen von einer „Kaderpartei“ nun zur „Aktivistenpartei“ mutiert, will ihre eigenen Interessen bezüglich eines Mediums noch einmal überdenken. Sollte sie auch, denn das zarte Pflänzchen „linke Publizistik“ ist in Österreich eine aussterbende Gattung.

-tömml-

Kommunales Wahlrecht für AusländerInnen? – Nicht mit der Salzburger SPÖ. Einem Antrag der Bürgerliste zum aktiven und passiven kommunalen Wahlrecht für AusländerInnen wurde seitens der Stadt SPÖ die Dringlichkeit verwehrt. Der Antrag ging an den „Österreich Konvent“, der derzeit eine umfassende Verfassungsreform ausarbeitet. Die „Dringlichkeit“ des Antrages wäre aber notwendig gewesen, um noch vor Ende des Konvents im Juli behandelt zu werden. Den Salzburger Rosaroten fehlt in Sachen „Ausländerwahlrecht“ politischer Wille wie Courage – die Linzer Kollegen hingegen haben eine entsprechende Resolution per Gemeinderatsbeschluss im Jänner verabschiedet.

-koba-

2 x 3 macht 4 Widdewiddewitt und drei macht neune! Oder bei ganz genauer Berechnung gar 15! Die Steuerreform macht den Kommunen arg zu schaffen, die Lösung: Sparprogramme. Um jeweils drei Prozent will die Stadt Salzburg in den kommenden fünf Jahren ausgabenseitig sparen. Ergibt ein Einsparungspotential von mindestens 15 Prozent. Und wo, wenn nicht bei den „Ermessensausgaben“ und damit bei den Kulturausgaben soll schon gespart werden? Widdewiddewitt, das nennt man „trübe Aussichten“.

-tömml-

Die Geilheit am Lande: Leicht haben es Kulturveranstalter bei ihrer Arbeit wahrlich nicht. Lokale Kleinunternehmer in Straßwalchen waren weniger als begeistert, als man Plakate für „Das Geile Institut“ affichieren wollte. Kleingeister freilich stoßen sich oft schon am Namen – wie jenem der Salzburger Rockformation. Angesichts dessen darf man sich schon fragen, welche Fernsehprogramme im Flachgau zu empfangen sind.

-koba-

Agnes Primocic – Symbolfigur des Salzburger Widerstandes gegen den Nazi-Terror - sorgt auch als inzwischen 99-jährige für politische Auseinandersetzungen. Der von Uwe Bolius und Robert Angst produzierte Streifen „Nicht stillhalten, wenn Unrecht geschieht“ über das Leben der Halleiner Kommunistin wurde vom ORF zwar Anfang Mai (spätabends) ausgestrahlt, allerdings in einer zensierten Form: Jene Passage, die sich mit der aktuellen Rolle der Freiheitlichen beziehungsweise deren Leugnung der Existenz eines Konzentrationslagers in Hallein (aus dem Primocic Gefangene befreit hatte) beschäftigte, fiel der ORF-Zensur zum Opfer. Die ORF-RedakteurInnen wollten im offensichtlich vorauseilenden Gehorsam dem Inhalt der sonst absehbaren Intervention der FP genüge tun. Übrigens: Wer den Film versäumt hat, kann die Erinnerungen der Widerstandskämpferin – basierend auf den Filminterviews – im Salzburger Akzente-Verlag (Herausgegeben von Michaela Zentner) in Buchform nachlesen.

-tom-