GERALD RAUNIG

Im Jänner 1998 veranstaltete die IG Kultur ein Symposion im Radiokulturhaus Wien, dessen Referatsbeiträge nun auch in Buchform vorliegen. Unter dem Titel »Kunsteingriffe. Möglichkeiten politischer Kulturarbeit« waren ReferentInnen aus Österreich und Deutschland geladen, um speziell der Frage nach dem Verhältnis von Kunst, Kulturarbeit und Politik nachzugehen. Dementsprechend breitgefächert präsentieren sich auch die diversen Ansätze der hier vertretenen TheoretikerInnen, PraktikerInnen, KulturarbeiterInnen, KünstlerInnen und PolitikerInnen. Auch wenn es vorrangig um die Frage nach »Repolitisierungsstrategien« und den Möglichkeiten »intervenierender Kunst« geht, sollte dieser Sammelband nicht unbedingt als eine Art Handbuch gelesen werden. Besonders nicht in Österreich, speziell nicht in Salzburg. Denn das schon im Vorwort angesprochene Verschlafen international relevanter Diskurse innerhalb der Österreichischen Kulturszene, zeigt sich nicht zuletzt auch in der Unfähigkeit und Lähmung, mit der hierzulande kulturkämpferischer Politik begegnet wird. Vor diesem realen Hintergrund erscheinen dann auch manche internen Grabenkämpfe eher als diskursiv angelegte Personalpolitik im eigenen Interesse, denn als brauchbare Folien einer theoretisch-analytischen Auseinandersetzung im Dienste handlungsfähig machender Politik seitens der Kulturschaffenden. Von KünstlerInnen ein politisches Bewußtsein zu fordern und sich nicht einfach damit zufrieden zu geben, daß Kunst eh an sich politisch sei, impliziert auch, selber als »politisches Subjekt« tätig zu werden, oder dies zumindest zu reflektieren. Auch wenn dies hier überwiegend passiert (und sei es nur zwischen den Zeilen), bleibt ein symptomatischer Nachgeschmack über. Und sei es nur jener, daß sich auch hier wieder fast nur AutorInnen aus Deutschland auf die Optionen (und Probleme) »linker Kultur« einlassen. Das Gegenteil von »gut« ist »gut gemeint«!