september-oktober 1998

Mario Jandrokovic
zu gast

Grafik aus Ostafrika

Just die Vorbereitungszeit der Ausstellung war für Robino Ntila von schwerer Sorge überschattet: Der Bombenanschlag auf die amerikanische Botschaft in Dar-es-Salaam ließ den tansanischen Künstler nicht nur um Freunde und Bekannte bangen, diese Bombe bedeutete auch schon deshalb einen unerwarteten Schock, da sie das multiethnische, multireligiöse Selbstverständnis, das in seinem Land vorherrscht, schwer erschütterte. Tansania war auf einschlägige Art in aller Medien Munde, während die anderen Kommunikationskanäle, die es zum Beispiel gerade auch zwischen Salzburg und dem ostafrikanischen Land gibt, auch weiterhin eher still im Hintergrund bleiben mußten.

Robino Ntila kam 1980 das erste Mal nach Salzburg, um auf der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst seine Kenntnisse in Radiertechnik zu vertiefen. Dies war der Beginn freundschaftlicher Bande und auch eines regen Austausches zwischen den beiden Ländern, auf Ebene einer »sanften« Entwicklungshilfe ebenso wie auf kultureller. Robino Ntila hatte damals die Kunst der Radierung, die in Ostafrika gänzlich unbekannt war, in seine Heimat mitgenommen und dort als Lehrer und Leiter eines Kunsthauses in Dar-es-Salaam weiterverbreitet. Zwischen-zeitlich gibt es in ganz Ost- und bis nach Südafrika eine quicklebendige Szene, die diese Technik des Druckes von Kupferplatten aus übernommen hat, und die Vernetzung der KünstlerInnen quer durch Afrika schreitet - vor allem auch auf elektronischem Wege - zunehmend voran. Jährlich besuchen Kunstschaffende aus Tansania auch die Sommer- akademie, und die Technik, die vor gar nicht allzu langer Zeit von Europa aus in Ostafrika Fuß faßte, kommt auf eigentümliche und sehr anregende Weise als transkontinentales Feedback zurück. Der spezifische Stil der Arbeiten findet auch hierorts immer mehr Freunde. Die Drucke berichten vom Alltag, und das in einem sehr sinnlichen, poetischen und vor allem überaus erzählfreudigen Realismus. Die Bilder haben Tiere ebenso häufig als Inhalt wie wie etwa die Eindrücke aus dem täglichen Leben oder Erinnerungen. Die Figur des Großvaters, der den Kindern Geschichten erzählt, kommt beispielsweise immer wieder in den Arbeiten von Robino Ntila vor. Bei seinen Kindern, so erzählt er, hat auch schon der Fernseher diese traditionelle Rolle des Geschichtenerzählers gänzlich absorbiert.

Auch wenn der Kommunikationsfluß zwischen Afrika und Europa ein kontinuierlich wachsender ist, so stockt er doch immer wieder, erschwert durch die Diskrepanzen zwischen Erster und Dritter Welt und durch die zunehmende Verbarrikadierung der Festung Europa hinter Kryptorassismen, Sozialdarwinismen und all den anderen programmatischen Begleiterscheinungen. Robino Ntila hatte die Idee, einige mitgebrachte Arbeiten afrikanischer KünstlerInnen in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das ARGE-Beisl wie auch die »Klause« am Ursulinenplatz zeigten sich als wunderbar spontane Partner für eine kleine sommerliche Ausstellung, die nicht zuletzt im kleinen Rahmen ein probates Mittel gegen denkfaule Mißverständnisse zwischen Kulturen sein kann.