september-oktober 1998

Gerald Gröchenig

Kulturgelände 2000

Ein Ideenwettbewerb an den Technischen Universitäten gibt den Startschuß zur Neugestaltung des Kulturgeländes im Nonntal

Als vor gut elf Jahren das Kulturgelände Nonntal eröffnet wurde, konnte nur ein Teil dessen, was von der ersten Betreibergemeinschaft, der »ARGE Rainberg« geplant war, in die Realität umgesetzt werden. Die für ein Kulturzentrum geforderten Flächen am Rainberg schienen der Politik zu groß, der Kompromißvorschlag im Nonntal umfaßte nur ein Zehntel der Fläche und war außerdem eine Baracke.

Letztendlich adaptierte man die HTL-Lehrwerkstätten mit viel Engagement und Eigeninitiative, merkte aber bald, daß sie erstens zuwenig Platz bieten und außerdem für manche der Aktivitäten unzureichend sind. Das Sparen beim Umbau machte sich auch bald in der Gebäudesubstanz bemerkbar, was letztendlich das Kontrollamt der Landeshauptstadt im Schlußbericht seiner 1997 durchgeführten Prüfung zu folgender Empfehlung veranlaßte: »Wie das Kontrollamt bei seiner Prüfung feststellen mußte, befindet sich das Betriebsgebäude des Vereins in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Es wird daher empfohlen, der Verein möge ... ein Konzept für die Verbesserung des derzeitigen Bauzustandes ausarbeiten.« Bemängelt wird vor allem der mangelhafte Bauzustand, der zu Wassereinbrüchen, Einfrieren von Leitungen im Winter oder »...treibhausähnlichen Verhältnissen, modrigem Geruch und Schimmelbildung an den Wänden (Kontrollamtsbericht)« führt.

Die notwendige Generalsanierung wurde vom Kulturgelände zum Anlaß genommen, den Startschuß für ein Nachdenken über eine längst fällige Umstrukturierung und Erweiterung des Gebäudes zu geben. Der Vorstand hat sich dabei dafür entschieden, einen Ideenwettbewerb für Studentinnen und Studenten österreichischer Architekturfakultäten durchzuführen. Für diesen Wettbewerb sind folgende Voraussetzungen gegeben:

• Parzellengröße, bauliche Dichte sowie Baufluchtlinien sind von der Magistratsabteilung 9 vorgegeben, wobei von einer Dichte von 1,3 GFZ auszugehen ist und die Baufluchtlinie weiter 5m parallel zur straßenseitigen Grundlinie verläuft.

• Nutzungskonflikte mit Anrainern durch akustische Belästigungen bzw. Zu- und Abfahrt sollten nach dieser Adaptierung der Vergangenheit angehören.

• Der architektonischen und städtebaulichen Präsenz des Kulturgeländes kommt durch die stadtbaulich wenig ausgeprägte Erscheinung der Erzabt Klotz Straße sowie des Busparkplatzes (eine ehemalige Lokalbahnhaltestelle in Richtung Berchtesgaden) eine gewichtige Rolle zu.

• Auf die direkte Nachbarschaft zum »Sportzentrum Salzburg Mitte«, die neugestaltete sportliche Heimstätte von Union und SAK mit Turn- und Mehrzweckhallen, Trainings- und Wettkampffeldern, sollte eingegangen werden. Es ist ein interessanter Aspekt des Wettbewerbs, mit welchen Ideen man dem Gelände als Schnittstelle zwischen Sportnutzung und Wohnnutzung gerecht wird.

• Ein vom Verein im Vorfeld erstelltes Raum- und Nutzungskonzept hat die Anforderungen für Verwaltung, Veranstaltungen, Probebetrieb und Benützergruppen sowie Beisl zusammengefaßt. Dabei soll vor allem dem Konzept eines künstlerischen Werkstättenhauses vermehrt Rechnung getragen werden, in dem projektorientiert verschiedene Kunstsparten kooperieren und vernetzt werden können.

Bis 27. Oktober müssen Pläne und Modelle in Graz abgegeben werden. Danach wird eine Jury unter Leitung des renommierten Architekturprofessors Klaus Kada von der Universität Aachen die Siegermodelle aus den inzwischen weit über 100(!) Anmeldungen eruieren. Von Seiten der Magistatsabteilung 9 - Raumplanung und Verkehr - wird die Initiative dieses Wettbewerbs begrüßt. Man sieht ihn als Möglichkeit, den Ort in seiner städtebaulichen Qualität, also in Bezug auf Außen-, Straßen- und Landschaftsräume neu zu definieren und will die Resultate in die weitere Diskussion um die Bebauungsplanung miteinbeziehen.

Wie weit und vor allem wann die Impulse aus dem Ideenwettbewerb für ein neues Kulturgelände in die Realität umgesetzt werden, läßt sich derzeit nicht sagen. Aber der Anfang ist gemacht, und wie sagt ein weises chinesisches Sprichtwort: Jede lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt.