september-oktober 1998

kurzfehler

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Die SZENE kann für die Sommerszene 1998 eine positive Bilanz ziehen. Rund 11.000 BesucherInnen kamen zu dem 30 Tage dauernden Festival. Das entspricht immerhin einer Auslastung von rund 84 Prozent. Und - Josef Dechant sei Dank - man hat durch den Zensurskandal um Christoph Schlingensief eine enorme Medienpräsenz erreicht.

»Salinenstadt« nennt sich das jüngste Projekt des Halleiner Theaters »bodi end sole«, das am 30. September auf der Halleiner Pernerinsel - dem von der SPÖ verordneten Kahlschlag in der Halleiner Kulturpolitik zum Trotz - Premiere hat. »Salinenstadt« ist eine Theaterreise in die Regionalgeschichte, für welche die fast 4.000jährige Geschichte des Salzes den Rahmen für einen ungewöhnlichen Bilderbogen bildet. Insgesamt soll das Stück mit den Schwerpunkten ProtestantInnenemigration und 19. Jahrhundert, das über einhundert Mitwirkende auf die Bühne bringt, zwölf mal aufgeführt werden. Für nächstes Jahr ist eine Fortsetzung geplant: Hier sollen die Mythen rund ums Salz im Mittelpunkt stehen.

Sodom und Gomorrha nicht nur in Prinzendorf! Auch Salzburg schickt sich an, sein Weltkulturerbe der Dekadenz zu überlassen und somit ebenfalls in die Fußstapfen von Nero's Rom (so Niederösterreichs-FP-Chef H.J. Schimanek über Nitschs »Orgien-Mysterien-Spiel«) zu steigen. Jedenfalls sollten SalzbürgerInnen und BesucherInnen, die im Sinn haben einen Fuß in die Mozartstadt zu setzen, am besten lieber gleich all ihre Hoffnungen fahren lassen. Zumindest dann, wenn ihnen die mahnenden Worte, welche Salzburgs Weihbischof Laun betreffs des Niedergangs des Salzburger Weltkulturerbes unlängst via SN-Leserbriefseite der Öffentlichkeit zugänglich machte, nicht nur aus dem Herzen sprechen, sondern auch an selbiges gehen dürften. Denn Laun berichtet immerhin von einem wahren Horror-Trip durch die Altstadt. Basketball- und Skaterkids am Kapitelplatz (»Traurig gehe ich weiter.«), ein Soundcheck für Patti Smith am Domplatz, der »weite Teile der Innenstadt akustisch verschmutzen« wird (zum Glück hat er nicht ihr »Jesus died for somebody sins, but not mine« gehört), ein Kunstwerk am Alten Markt aus »Bierkisten«. Da tut es nur gut, sich in gleichgesinnter Gemeinschaft zu wissen (»Ich fand niemanden, der widersprach, im Gegenteil.«). Zumal das Böse in Salzburg mittlerweile so mächtig geworden ist, daß es den frommen Kirchenmann sogar in seiner Bewegungfreiheit einschränkt. »Das überlebensgroße Bild von Frau Jelinek« (der Teufel erscheint bekanntlich immer gern in Gestalt einer Frau und Mephisto hatte es ja auch irgendwie mit dem Intellekt und dem Schreiben und Lesen zu tun) läßt ihn einfach keinen Fuß in Richtung Festspielhaus setzen. Da kann man Launs Aufforderung, Jelinek solle doch abreisen, als Form einer verbalen Teufelsaustreibung nur verstehen. Was kommt danach - Weihwasserattentate?

Die SPÖ Hallein muß sich warm anziehen! Nach der Kür von Heimo Typpelt zum Bürgermeisterkandidaten hat sich eine SP-Dissidentengruppe mit Vizebürgermeister Walter Ebner, die »Aktion Lebenswertes Hallein« (Grüne) und die KPÖ zu einem fortschrittlichen Wahlbündnis zusammengeschlossen. Rein rechnerisch gehen sich mindestens (!) sechs Mandate für das Bündnis aus.