märz 1999

Didi Neidhart
gelesen

Rudi Dolezal, Hannes Rossacher Falco. Hoch wie nie

Verlag Kremayr & Scheriau, 1998

Eine Faustregel des Duos Dolezal/ Rossacher (kurz DoRo geheißen) besteht in der Mehrfachverwurstung der eigenen Erzeugnisse. Sprich: DoRo-Dokumentationen über DoRo-Videodrehs, die dann als DoRo-Feature in DoRo-Produktionen wie »One« im ORF laufen. Da mußte natürlich nach der DoRo-Dokumentation über Falco, bei der überdies immer wieder darauf hinwiesen wurde, wie super nicht die DoRo-Videos für Falco waren, auch noch ein zweiter Schnellschuß nachgeschoben werden. Der nennt sich als literarische Gattung »Romanbiographie« und funktioniert nach folgendem Motto: Alles, was hier zu lesen ist, »hätte so sein können«, bzw. »alles, was Sie nicht glauben wollen ist erfunden. Okay?« Also rinnt der Jack Daniels konstant »zäh und heiß wie Lava« durch Falcos Kehle, rieselt heftig der Schnee, gibt es die obligatorische »Frauen-als-Betthupferl«-Geschichten und muß jeder scheinbar original von Falco stammende Satz immer und überall mindestend einmal das Wort »Oida« beinhalten. Darüberhinaus geht es natürlich wieder um die »Bilder, denen wir selbst das Laufen beigebracht hatten«. Da paßt es eigentlich auch ganz gut ins Bild, daß die DoRo-Journalismusqualitäten im Klappentext besonders durch ihre Arbeit als Kolumnisten für die »Kronen Zeitung« marktschreierisch unterstrichen werden. Immerhin wirft jene - ausnahmsweise nicht nur von DoRo bestätigte - Szene, in der ein betrunkener Falco den legendären HipHop-DJ Afrika Bambaataa in New York »die Karikatur von an schwarzen Hausmasta« nennt, der »si einbildet, daß er den Arschlöchern Amis erst amal erzähl'n hat müssen, wer der Falco is« ein bezeichnendes Licht auf den »Erfinder« des deutschsprachigen Raps und sein Verhältnis zu den Erfindern dieses Stils. Wer Falco mag, sollte bei den CDs bleiben. Hartgesottene DoRo-Hasser sowie Popbiographie-Lese-MasochistInnen werden hingegen voll auf ihre Kosten kommen. Ganz abgesehen davonwäre , was dieses Geschreibsel über den Zustand heimischer Austro-Pop-Denkungsarten mitteilt, »Tief wie nie« der bessere Titel gewesen.