märz 1999

Gerald Gröchenig

Pier Paolo Pasolini

In einer Kooperation bieten Das Kino, Rupertinum und Institut für Romanistik eine einmalige Werkschau

Pier Paolo Pasolini ist im November 1975 ermordet worden. Nicht wenige sehen in seinem Mörder allerdings nur den Arm, der Pasolini tötet. »Auftraggeber waren Tausende, im Grunde die ganze italienische Gesellschaft« (Alberto Moravia). Moravia nannte ihn einen der größten italienischen Dichter in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts. Maria-Antonietta Macciocchi weist in ihrem Vorwort zu Pasolinis »Freibeuterschriften« darauf hin, »daß er den Schnittpunkt dreier großer Protestbewegungen gegen die Macht des Staates verkörpert: den politischen Protest, den sexuellen Protest, den mystischen Protest, d.h. einen Protest des Unterbewußten«. Pasolini. Er war Kommunist und Homosexueller. Wegen seiner Homosexualität verbannt ("Der Dichter Pasolini ist aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen worden" - so die Schlagzeile der Unità vom 28. Okt. 1949), zählte er sich zur Opposition der damaligen Opposition im Staat. Er, der Mystiker, Dichter, Filmemacher und Kritiker überschritt zeit seines Lebens die Grenzen und Tabus einer bürgerlichen Moral und wurde dafür verfolgt und gehaßt, obwohl man sich seiner Person nie entziehen konnte: Er stand dutzende Male wegen seiner Filme, seiner Bücher und seines Privatlebens vor Gericht und fand seine Polemiken trotzdem auf den ersten Seiten von Zeitungen wie dem »Corriere della siera« wieder. Er kämpfte gegen eine repressive katholische Religion, und während der Vatikan seinen Film "Teorema" verfolgen ließ, wurde dieser gleichzeitig vom Katholischen Filmbüro prämiert. Die Kommunistische Partei gab ihm seinen Ausweis, 1949 entzogen, während der Beerdigungszeremonie wieder zurück. Ob sein Tod nun von ihm selbst vorhergeplant und inszeniert wurde (wie Giuseppe Zigaina, Maler, Freund Pasolinis und Kurator der Ausstellung im Rupertinum behauptet) oder ein politisches Verbrechen darstellt (eine These, die u. a. auch die Leiterin der Pasolini Stiftung, Laura Betti, am 17.3. im Kino zu Gast, vertritt): Die intellektuelle Radikalität seines umfangreichen Werkes wirkt auch heute noch.