märz 1999

Manfred Koch zum Thema Kunstpolitik

Immer häufiger höre ich die Forderung, Kulturpolitiker sollten mehr Visionen, Innovationen und Phantasie zeigen. Besonders Kunsttheoretiker sind sich einig im Ruf nach mehr Kreativität in den Köpfen der Kulturpolitiker.

Für mich zeigt sich da deutlich, wie grau alle Theorie ist. Und wie weit entfernt von der lebendigen Praxis der wirklichen Kunstproduktion. Niemand verlangt von einem Gesundheitspolitiker, daß er selber höchstpersönlich Gallensteine operiert. Und ein Finanzpolitiker, der gleichzeitig Börsenspekulant ist, erschiene uns höchst suspekt. Genauso suspekt wäre mir ein Kulturpolitiker, der - notwendigerweise als Universalgenie - den Malern, Schriftstellern, Komponisten, Designern und Architekten vormachen und sagen würde, wo es künstlerisch lang geht.

Raushalten !

Da würden sich die Kunstschaffenden schön bedanken, wenn ihnen ein Kulturpolitiker erklären würde, was Sache ist. Staatskunst, nein danke! Das hatten wir schon. Und wohin anmaßende politische Einmischung in die Kunst (um nicht Zensur zu sagen) in der Stadt Salzburg geführt hat, dafür gab es in den vergangenen Jahren erschreckende Beispiele genug.

Deshalb mein Postulat: Der beste Kulturpolitiker ist der, der sich aus den kreativen und visionären Prozessen des Kunstschaffens heraushält und ihnen ihren Lauf läßt. Einer, der zuhört, anschaut, liest - und es finanziell und organisatorisch möglich macht, daß es was zum Hören, Schauen und Lesen gibt. Einer, der Sicherheitsnetze unter Wagnisse spannt, um Abstürze aufzufangen. Einer, der Kulturpolitik nicht mit dem Durchsetzen persönlichen Geschmacks verwechselt, sondern die Kunst für das Salz im gesellschaftlichen Eintopf hält.

Solche Kulturpolitiker sind selten. In Salzburg haben wir einen. Einen, der Kunstförderung nicht mit Einmischung gleichsetzt. Einen, der sich RAUSHÄLT.

Deshalb wär's gut, wenn sich RAUS HÄLT.

Conclusio: Politik aus der Kunstproduktion

RAUSHALTEN bedautet RAUS HALTEN!