märz 1999

Gerald Gröchenig

Das Feld der Kulturinitiativen

Eine Studie durchleuchtet die Arbeit der Abt. II/8 im Bundeskanzleramt

Am 1. März 1991 fanden sich zum ersten Mal sieben Beiräte in Wien ein, um ihre Tätigkeit in der neu gegründeten Abteilung »Kulturinitiativen und Kulturentwicklung« im Unterrichtsministerium aufzunehmen, d.h.um Ansuchen zu prüfen und dem Minister entsprechende Fördersummen vorzuschlagen. In der Zwischenzeit ist man dem Bundeskanzleramt unterstellt, die 27 Fördermillionen von 1991 sind auf 48 angewachsen. Um genauere Daten über die Wirkung dieser Tätigkeit zu erhalten, wurde 1996 das Wiener Institut AKKU mit einer (in anderen Kulturverwaltungen eher unüblichen) Evaluierung der Abteilungsarbeit beauftragt. Die Ergebnisse liegen nun vor, einige markante Zahlen zeitigen auch schon Auswirkungen auf die Förderpraxis. Hier einige Beispiele:

Im letzten Untersuchungsjahr (1995) gingen 50% des Budgets an Organisationen, die bereits seit Bestehen der Abteilung gefördert wurden. Für 59 Erstanträge standen nur mehr rund vier Mio ÖS (das sind 8% der Budgets) zur Verfügung. 1992 betrug dieses operationale Budget noch 28 %. Das Sinken der Mittel für neue Entwicklungen hat natürlich den Beirat zum Handeln gezwungen: Einerseits versieht man "Dienst nach Vorschrift", d.h. man fördert weniger oder keine Projekte mehr, die in die Förderkompetenz anderer Abteilungen fallen. Andererseits versucht man, Strukturförderungen (vor allem größerer Einrichtungen) einzufrieren bzw. dort verstärkt an die Förderverantwortung von Ländern und Gemeinden zu verweisen, wo deren Anteil unter dem des Bundes liegt. Dies muß natürlich unter Bedachtnahme darauf geschehen, daß keine der betroffenen Einrichtungen in ihrer Existenz gefährdet wird. 1995 wurde mindestens ein Viertel aller Anträge abgelehnt, es ist anzunehmen, daß dieser Anteil steigen wird.

Dem Ziel »Ausgleich regionaler Disparitäten« wird man gerecht: Die Verteilung des Budgets folgt ungefähr der Einwohneranzahl der Bundesländer, die Aufteilung zwischen ländlichen und urbanen Regionen beträgt 50 : 50. Auch der Status-Quo des Feldes der Kulturinitiativen wurde evaluiert: Nach wie vor dominiert eine mehr oder weniger innovative Angebotskultur, fast alle Organisationen setzen sich aber auch darüber hinausgehende Funktionen wie Aufklärung, Anzetteln von Diskusrsen, Kommunikation, Anleitung zur Selbstbetätigung, usw. als Ziel.

Von den Kulturschaffenden wird die (nicht zuletzt auch durch die vorliegende Studie ausgedrückte) Verantwortung von Abteilung und Beiratsmitgliedern der Abt. II/8 erkannt und honoriert: Bei der Bewertung schneidet man in beinah allen Punkten um ein bis eineinhalb Schulnoten besser ab als Länder, Gemeinden oder andere Abteilungen der Kunstsektion im BKA.

Die 200 Seiten starke Studie liefert zwar etwas mehr Klarheit über die Förderstrukturen innerhalb der Abteilung, kann aber über eines nicht hinwegtäuschen: mit dem ca. 4-Prozent-Anteil aus dem Budget der Kunstsektion (1996: 1.134 Mio) werden ca. 70 % der kontinuierlich stattfindenden kulturellen Tätigkeiten einer zeitgenössischen Kultur im gesamten Bundesgebiet unterstützt. Und das ist - nimmt man dies als Beitrag zur Schaffung eines Kulturlandes Österreich ernst - einfach zu wenig.

Das Feld der Kulturinitiativen. Strukturen und Ressourcen freier Kulturarbeit in Österreich. Eine Evaluierung im Auftrag der Abteilung II/8 der Kunst-Sektion im Bundeskanzleramt. Der Akku, 97.