märz 1999

Jan Carlsen

SN-Theaterzeitung in ernsten Schwierigkeiten

Nun bekommen auch die »Salzburger Nachrichten« die Auswirkungen der städtischen Kulturpolitik zu spüren.

Das Projekt der »Salzburger Nachrichten« war gut gemeint. Um dem interessierten Theaterpublikum ein besonderes Service zu bieten, wurde eine eigene monatlich erscheinende Beilage aus der Taufe gehoben, die einen Überblick über die wichtigsten The-aterveranstaltungen in der Landeshauptstadt bieten sollte. Die Finanzierung dieser »Theaterzeitung« konnte vorerst über Sponsoren und Druckkostenbeiträge der beteiligten Bühnen – Landestheater, Kleines Theater, Elisabethbühne, Toi-Haus, Literaturhaus und ARGE-Kulturgelände Nonntal – in der Höhe von knapp 10.000 Schilling pro Seite erfolgen und sich so quasi selbst tragen. Graphik- und andere Kosten mußten von den Kulturinitiativen zusätzlich übernommen werden.

Soweit so gut. Womit die SN-Geschäftsführung offensichtlich nicht gerechnet hat, ist die prekäre Finanzlage der Kulturstätten. Die jahrelange Aushungerungspolitik durch das Kulturressort unter VP-Bürgermeister Josef Dechant konnte die Bühnen zwar nicht ganz umbringen, für außertourliche Werbemaßnahmen wie die »Theaterzeitung« fehlten aber bald die Mittel. Und so kündigten das Toi-Haus, das Literaturhaus und die ARGE mit Ende März 1999 vor allem aus finanziellen Gründen ihre Beteiligung an dem Projekt auf: »Die Finanzierung der Literaturhaus-Seite in der Theaterzeitung stellt einen besonders großen Extra-Posten in unserem Werbe-Etat dar. Von Anfang an war die Überlegung, ob wir uns dies auch wirklich leisten können«, schreibt Peter Fuschlberger vom Eizenbergerhof im Kündigungsschreiben an SN-Geschäftsführer Ramon Torra. ARGE-Geschäftsführer Gerhard Wohlzog führt im Brief an Torra ähnliche Argumente an: »Von den Gebietskörperschaften wurden dringend notwendige Subventionserhöhungen mit dem Hinweis abgelehnt, daß es uns ,nicht so schlecht gehen‘ könne, wenn wir uns dieses teure Produkt leisten können.«

Ehe sie sich’s versahen, bekamen also die SN selbst die ganze Härte restriktiver Kulturpolitik zu spüren. Daß Teile der SN-Redaktion selbst immer wieder wüsteste Attacken gegen subventionierte Kultureinrichtungen ritten, mag einigen in der Karolingerstraße jetzt im Nachhinein vielleicht zu denken geben. Egal, nach dem Wegfall der drei Einrichtungen verbleiben noch das Landestheater, die E-Bühne und das Kleine Theater. Für eine eigene Theaterbeilage eindeutig zuwenig.

Im Hause SN ist man derzeit hektisch auf der Suche nach möglichen neuen Kooperationspartnern, um das Projekt zu retten. Ein Verein, der wirklich in der Lage ist, das dafür notwendige Finanzvolumen von jährlich mindestens 120.000.- Schilling aufzubrin- gen, ist freilich nicht in Sicht.

Dazu kommt noch, daß das bisherige Produkt potentiellen Partnern nicht gerade Lust auf einen Einstieg in die Beilage gemacht hat. Fuschlberger spricht in seinem Kündigungsschreiben von einem »layouterisch-häßlichen Ankündigungs-Fleckerlteppich«. Noch direkter ist Myrto Dimitriadou in ihrer Kritik. Die Toi-Haus Chefin schreibt an SN-Chefredakteur Ronald Barazon: »Als Medium für weitere eigene Ankündigungen erschien die TZ uns von Anfang an nicht sinnvoll; die gewünschte Entwicklung zu einem tatsächlich redaktionell betreuten Forum für Diskussion und Kritik des Theaters, oder auch nur der Salzburger Theater, hat bedauerlicherweise nie stattgefunden.«

Neben den finanziellen, inhaltlich-gestalterischen Kritikpunkten, mußten die beteiligten Kulturvereine auch feststellen, daß die Theaterzeitung längst nicht jene Wirkung entfaltete, die man/frau sich von ihr erhoffte. In der von der ARGE Kulturgelände-Nonntal 1997 durchgeführten Publikumsbefragung schnitt das Produkt aus dem Hause »SN« als Informationsmedium unter acht abgefragten Medien mit Abstand am schlechtesten ab.