märz 1999

Thomas Neuhold
titel

Ein schwarzer Kandidat

Der Szene-Gründer Alfred Winter kandidiert als Kultursprecher der ÖVP für den Gemeinderat

Rein formal wäre er der Nachfolger der für ihre profunde Kulturkenntnis sprichwörtlich gewordenen VP-Gemeinderätin Gerlinde Vegh: Alfred Winter (52) kandidiert als parteiloser VP-Mann am ziemlich sicheren neunten Listenplatz für den Gemeinderat. Den Vergleich mit Vegh hat er sich aber nicht verdient. Immerhin hatte Winter an der kulturellen Öffnung der Festspielstadt wesentlichen Anteil. 1971 war er in führender Rolle bei der Gründung der »Szene der Jugend« dabei und am Fall des Festspielschutzgesetzes beteiligt. Heute kaum mehr vorstellbar, aber lange Zeit waren während der Festspielzeit andere Veranstaltungen verboten.

Seine enge Beziehung zur politischen Rechten – heute sagt man ihm sogar Kontakte zu reaktionärsten Kirchenkreisen nach - mag da nicht ins Bild passen, ist aber historische Tatsache: Landeshauptmann Hans Lechner hat ihn entdeckt, unter Wilfried Haslauer wurde er zum Landesbeauftragten für kulturelle Sonderprojekte. Dazwischen lag eine Verlagsgründung, er organisierte Landesausstellungen und war an der Gründung der »Goldegger Dialoge« beteiligt.

Nun soll Winter für den langjährigen Haslauer-Sekretär Gollegger die kulturpolitischen Erdäpfel aus dem Feuer holen. Gegenüber den Kultur-einrichtungen signalisiert er Dialogbereitschaft und tritt beispielsweise für mittelfristige Fördervereinbarungen ein.

Vorerst wird er aber erst einmal seinem eigenen Chef die Politik lehren müssen. Gollegger hat Winter bereits als »hauptamtlichen Kulturstadtrat« für die Mozartstadt vorgeschlagen. Für kühle Rechner heißt das nur eines: Da die Stadtregierung im Proporz nach der Stärke der Gemeinderatsfraktionen beschickt wird, will Gollegger selbst weder Bürgermeister noch Stadtvize werden. Denn ein Kulturstadtrat Winter könnte nur einen zweiten Sitz der ÖVP in der Stadtregierung bedeuten, daran glauben aber nicht einmal die größten Optimisten in der ÖVP.