märz 1999

Thomas Randisek
titel

»Der Glücklose«

Endlich tritt mit Josef Dechant, den die Medien derzeit gerne mit dem Beinamen »der Glücklose« schmücken, einer der zweifelhaftesten Kulturpolitiker ab. Sechseinhalb Jahre hatte dieser Politiker das Kulturressort der Stadt Salzburg inne und über genau diesen Zeitraum war die Kulturpolitik dieser Stadt katastrophal. Was diesen Mann überhaupt dazu bewogen hat, das Kulturressort zu übernehmen, kann nicht mehr nachvollzogen werden, was er aus dieser Position gemacht hat, ist mit fehlendem Glück nicht zu erklären.

Da ist einerseits das vollständige Fehlen inhaltlicher Positionen der ÖVP Salzburg - der Begriff der autonomen Kulturszene kommt nach wie vor in keinem Salzburger ÖVP Papier vor - wie also in diesem Feld Politik machen? Da ist weiters auch das vollständige Fehlen von BeraterInnen, die dieses Defizit wenigstens oberflächlich abdecken konnten. Die Blockflöten wollten nicht gegen Dechant aufbegehren, sein Einflüsterer in Kulturfragen - Kulturbeamter im übrigen - fand seine Erfüllung darin, seinem Chef die Äußerungen der Kulturschaffenden im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen brühwarm zu übermitteln. Ansonsten war auch das Kulturamt am Gängelband und seiner Möglichkeiten weitgehend beraubt.

An den Finanzen - beliebte Ausrede für kulturpolitisches Unvermögen - kann es nicht gelegen sein, war doch Dechant Finanzressortleiter und gerade in den Augenblicken höchster Budgetknappheit waren Millionenbeträge vorhanden: für adelige Diaprojektionen, für die Osterfestspiele, für ein Stadtfest (ohne Beteiligung der freien Kulturszene, versteht sich), für die wiederholte Entschuldung des Festes in Hellbrunn, für die Milleniumsfeier.

Solcherart Kulturpolitik kann nur gemacht werden, wenn andere kulturpolitisch relevante Gemeinderatsfraktionen einem Pepi den Handlungsspielraum geben. Spät erst fand die städtische SPÖ die Liebe zu den »Randgruppen« wieder - ein halbes Jahr vor der Wahl. Einzig die Bürgerliste konnte nach dem Abgang von Herbert Fux ein klares Profil entwickeln - gestorben in Schönheit bei sechs Mandaten.

Behalten wir für diese Periode des Gemeinderats in Erinnerung: Kürzungen am laufenden Band, Todeslisten, Zensur, Dialogverweigerung & Abschottung, Abschaffung der mittelfristigen Fördervereinbarungen, Eingriffe in die Autonomie der Häuser, bewußtes Hinauszögern von Sanierungen, dilettantische Äußerungen zur Kultur, Verkaufsgelüste beim kommunalen Filmkulturzentrum, Desavouierung der Kulturszene.

Kann solch ein Mann rückblickend überhaupt Kulturpolitiker genannt werden? Einigen wir uns auf Versager!