märz 1999

an uns

LeserInnenbriefe

Soso, Ihr hört also - »meistens zumindest« - Welle1, wie in Thomas Neuholds »schön & gut« Kolumne in der Jan/Feb-Ausgabe des kunstfehler kundgetan wird. Schön & gut, über die individuellen Geschmäcker von kunstfehler-RedakteurInnen bräuchte man an sich nicht wirklich zu diskutieren, solange sich das ganze im privaten Rahmen abspielt. Anders sieht für mich jedoch die Sache im vorliegenden Fall aus. Es stellt sich die Frage, weshalb es der kunstfehler nötig hat, für Welle 1 letztendlich Werbung zu machen:

Welle 1 ist ein kommerzieller Sender. Er wird betrieben, um Geld zu machen. Das ist per se weder gut, noch schlecht. Daß es da aber naturgemäß Kompatibilitätsprobleme mit kulturellen, künstlerischen, politischen oder anderen anspruchsvolleren Thematiken und Inhalten gibt, liegt auf der Hand und wurde auch schon im kunstfehler bei verschiedenen Gelegenheiten im Zusammenhang mit der Ausschreibung/Vergabe regionaler und lokaler Radio- frequenzen dargelegt. Die ARGE Kulturgelände Nonntal sowie der von ihr herausgegebene kunstfehler stehen aber gerade auch für diese Inhalte, die nicht als 30-Sekunden-Feature zwischen Schlagzeilen, Werbeblock und Wetterbericht abgehandelt werden können. Offenbar ein fast schon antagonistischer Widerspruch.

Nochmals: Welle 1 ist ein kommerzieller Sender und wird betrieben, um Geld zu verdienen. Wie die meisten anderen Radiosender hierzulande funktioniert das über Werbung. Im Unterschied zur Praxis bei ORF und Radiofabrik verlangt Welle 1 jedoch auch von Kultureinrichtungen Geld für die Sendung von Veranstaltungshinweisen: Vier Erwähnungen über den Tag hinweg kosten immerhin 1.500,- öS. Gerade für kleinere Kultureinrichtungen unter Umständen eine Menge Geld. Auch hier ergibt sich meines Erachtens ein fundamentaler Widerspruch zur allgemeinen Linie des kunstfehlers und der ARGE Kulturgelände Nonntal, die beide immer wieder mit erheblichem Aufwand und Engagement versuchen, kleine, unabhängige und/ oder neue Initiativen, Projekte und Einrichtungen zu fördern und zu unterstützen.

Neuholds Wertungen (»wohltuend«, »einzigartig«, »ringt Respekt ab«) verwundern. Ein absolut konventionelles, kommerzielles Mainstream-Programm, garniert mit ein paar Nischen-Sendungen außerhalb der Prime-Time, um auch noch ein paar minoritäre Marktsegmente an sich zu binden, dazu ein rudimentäres Informationsangebot (»Auch wer nur `Welle' hört, ist zumindest über die Highlights informiert.«) - das reicht bereits aus, den kunstfehler gratulieren zu lassen?

Der kunstfehler hat sich in den letzten Jahren zu einem hochinteressanten Stadtmagazin mit einer klaren kulturpolitischen Positionierung und einem hohen qualitativen Anspruch gemausert. Daß es natürlich immer wieder peinliche »Ausrutscher« gibt, ist logisch. Nur: Genannter Artikel ist in seiner Anbiederung nicht nur peinlich, ich finde ihn auch im Hinblick auf seine kulturpolitischen Implikationen höchst problematisch. Also: Bitte, bitte, nicht mehr so etwas!

Dennoch: Liebe Grüße

Werner Pichler, 5020 Salzburg

Vorstandsmitglied