märz 1999

kurzfehler

Über Karl Habsburg, das Bewußtsein und Willi Rehberg

Karl und Francesca Habsburg, derzeit schwer mit Haltungsproblemen im jeweiligen Schleudersitz konfrontiert, haben auch ein Recht auf Schonzeit. Dies dachte sich wohl der ORF-Salzburg, als er beide Ende Jänner zum »Treffpunkt Salzburg« einlud. Damit auch ja nichts schief gehe, wurden dem fernseherprobten Kaiserenkel (»Who's Who«) und seiner kunstbeflissenen Gattin mit Marc Zimmermann gleich eine Art Double als Moderator beigestellt. Der stellte dann auch sofort fest, daß Francesca »ja wirklich Deutsch« könne (so was beruhigt national gesinnte Monarchistenkreise immer) und entschuldigte sich des weiteren auch noch beim gebeutelten EU-(Noch-) Parlamentarier, daß er diesen nun mal ganz gewagt »respektlos« ohne »von« anrede. Was diesen wenig störte, seien die Habsburgs doch ganz normale Menschen mit Problemen wie du und ich (wieviele Vornamen gibt man den Kindern, wie organisiert man die über die halbe Welt verstreute Verwandtschaft für die Hochzeit). Zur Bestätigung durfte eine miteingeladene Nachbarin vom »völlig natürlichen Umgang« der jeweiligen Kinder beim Sandkastenspielen erzählen. Dafür wurde im »kritischen Frageteil« bezüglich der World Vision-Affäre erneut festgestellt, daß »ich von nichts etwas gewußt habe«. Ganz zu schweigen von Habsburgs Diadem-Affaire - die wurde sowieso nicht erwähnt. Hingegen gab eine »Missis Austria« (oder »Missis Salzburg« oder »Missis Sippi«) in einem Beitrag über Habsburg-Loden-Bekleidung zu Protokoll, daß man sich darin super »wie ein Monarchist« fühle (mit blaublütigen Lodenschnitt also auch das Geschlecht wechseln kann). Bliebe noch Francescas »State Of The Art«-Diashow Anno 1997, die via Marc Zimmermann beinahe als Avantgardehighlight mit »außergewöhnlichen Bildern« verkauft wurde. Die geplante Fortsetzung (Silvester 2000) konnte so nur noch als Drohung begriffen werden. Und so stellte sich erneut die Frage, ob es nicht doch irgendeine rechtliche Möglichkeit gäbe, den ORF auf grobe Mißachtung seines »öffentlich-rechtlichen Auftrags« zu klagen. Zumindest die Umbenennung von »Treffpunkt-« in »Tiefpunkt Salzburg« müßte nach dieser einstündigen Werbesendung für Habsburgs Paneuropa-Bewegung und Francescas ARCH-Foundation doch drinnen sein.

ÖVP-Landtagsklubobmann Georg Griessner stört, daß seine Partei im »kunstfehler« nicht immer gut weggekommen ist. (Ob das am »kf« liegt, oder an der Politik der Salzburger Schwarzen, soll hier nicht bewertet werden; wir empfehlen dazu nur die Lektüre jener kulturpolitischen Artikel, die sich mit der ÖVP in Oberösterreich beschäftigen;) Also was macht der Herr Griessner? Er stellt sich nicht etwa einer Diskussion mit der Redaktion, hat er nicht nötig. Er überdenkt natürlich nicht die Positionen seiner Partei, hat er noch weniger nötig. Nein, er versucht politischen Druck auszuüben und stellt eine Landtagsanfrage an SP-Kulturlandesrat Othmar Raus: »Soll sich eine Zeitschrift einer hochsubventionierten Kulturinitiative mit Parteipolitik beschäftigen?«, will er wissen. Raus, der übrigens im »kf« auch nicht immer gut weggekommen ist, antwortet klar: »Eine Kulturinitiative, insbesonders mit dem Selbstverständnis des Kulturgelände Nonntal, soll sich mit Parteipolitik, wenn sie die Rahmenbedingungen für Kultur im weitesten Sinn beeinflußt, beschäftigen können.« Das war’s. Griessner, setzen!

Das Sein bestimmt das Bewußtsein! »Aber wenn die Bühnen nicht selbst gewillt sind, mit dem vorhandenen und zugesagten Geld auszukommen, sollen sie lieber zusperren«(SN 28.3.1998), so Willi Rehberg in seiner Funktion als Controller der E- Bühne.

»Um den Spielort Schallmooser Hauptstraße zu sichern, benötigt das Kleine Theater eine weitere Förderung in der Höhe von ca. 400.000.-« (zit. nach SN 12.1.1999). Derselbe in seiner Funktion als Geschäftsführer des Kleinen Theaters.

»Lauter Mimosen« seien sie, die Kulturschaffenden dieser Stadt, zudem bestünde eine »eindeutig linke Orientierung innerhalb der Kulturszene«. Beim vom Dachverband Salzburger Kulturstätten und dem ORF-Landesstudio Salzburg veranstalteten öffentlichen Hearing »Kultur Stadt Perspektiven« hielt der Stadt-FPÖ-Spitzenkandidat Siegfried Mitterdorfer mit dem Kulturbegriff der Freiheitlichen nicht lange hinter dem Berg. Denn mit dem »parasitären Umgang« mit Subventionsgeldern durch obengenannte Weicheier wollen die Fleißigen und Anständigen natürlich nichts zu tun haben. Da wäre etwas sozialdarwinistisch angelegte Auslese schon angebracht. Sei doch auch der Wechsel des Kultur-Ressorts von Fartacek zu Dechant für die Salzburger Kulturszene durchaus mit dem Wechsel von einer »geschützten Werkstatt ins normale Arbeitsleben« zu vergleichen. Dort wäre dann Schluß mit Verhätscheln und die nun auf sich gestellten Kulturschaffenden würden recht schnell erkennen, was sie in Wirklichkeit, dort, wo es im FPÖ-Idiom »Only The Strong Survive« heißt, wert seien. Auch gehe es nicht an, daß allen, die Kunst machen, Subventionen zu Verfügung stünden. Nur, wem würden im Mitterdorferschen Kunstverständnis Subventionen zustehen? Einer neuen Habsburg-Diashow für den Mönchsberg oder gleich Mitterdorfers eigener Idee eines »Salzburg 2000«-Silvesterspektakels um 25 Millionen Schilling? Nicht nur. Immerhin will Mitterdorfer auch den »Jazz Herbst« (der gerade eh nur eine Zusage von drei Fördermillionen bekommen hat) weiter ausgebaut wissen und kann sich auch die Errichtung eines Musicalhauses in der Mozartstadt vorstellen. Auf hochsubventionierte Mainstream-Hits mit singenden Katzen, Phantomen und Vampiren haben wir ja nun wirklich noch gewartet.

»Freizeit in der Stadt Salzburg« nennt sich eine vom grünen Spitzenkandidaten Johann Padutsch in Auftrag gegebene Studie. Satte 160.000 S hat das Institut Dr. Brunmayr & Co in Gmunden für die Erhebung des Freizeitverhaltens von 572 SchülerInnen und jungen Erwachsenen erhalten. Das Ergebnis ist nicht besonders überraschend: Gefordert werden nämlich mehr Sport- und Fitnessmöglichkeiten ohne Vereinszwang, eine jugendfreundlichere Lokalszene mit Schanigärten, mehr Open-Air-Konzerte sowie ein Erlebnisbad und mehr Radwege und Strecken zum Inline-Skaten. Nicht gerade neue Erkenntnisse, die der Bürgermeister-Kandidat da in zwei Pressekonferenzen präsentierte. Kosten sollen aus diesem Konzept, so der Amtsbericht, keine »unmittelbaren« entstehen. Denn: «Erst bei der Umsetzung (...) können entsprechende Kostenschätzungen vorgenommen und den politischen Gremien vorgelegt werden.«

Der »ASFALTER« behält seine bisherige Herausgeberin. Das Landesgericht Salzburg hat einem von der »Soziale Arbeit Gesellschaft« (SAG) eingebrachten Antrag auf einstweilige Verfügung gegen den Verein »Asfalter« stattgegeben. Der von den zwei ehemaligen »Asfalter«-RedakteurInnen Astrid Gerschpacher und Andreas Kuntner gegründete Verein bemühte sich ebenfalls um die Herausgabe einer Straßenzeitung gleichen Namens. Aber nicht nur juristisch, auch im Wettbewerb auf der Straße hat die SAG die Nase vorn. Nach einer Pause über die Jahreswende kam der erste »Asfalter« Anfang Februar in den Verkauf.

Je verantwortungsvoller der Job, desto weniger Frauen. Je höher die Gage, desto weniger Frauen unter den Bezieherinnen.

Wer bislang glaubte, das sei nur am (privat)wirtschaftlichen Arbeitsmarkt so, der irrt. Eine Studie der oberösterreichischen Kulturplattform KUPF brachte jüngst zutage, daß die Teilnahme und besonders die öffentlich wirksame Partizipation der Frauen im Kulturbetrieb über alle Kunst- und Kulturbereiche hinweg stark im Argen liegt. Es gilt die Regel der umgekehrten Proportionalität: Je höher die Summe eines Preises bzw. eines Verdienstes, desto niedriger der Frauenanteil. Auf der anderen Seite sind die Frauen überproportional vertreten: Sie stellen die Hälfte der RezipientInnen bei Kulturveranstaltungen. Sie engagieren sich ehrenamtlich und sind in all jenen Bereichen stark vertreten, die zu den vermittelnden Tätigkeiten gerechnet werden können.

Erste beachtliche Konsequenz der KUPF: Seit einem Jahr planen und organisieren Frauen, die sich im Verein FIFTITU% zusammengetan haben, gemeinsam mit Frauen der freien Kulturszene Oberösterreichs eine frauen.kultur.woche, die nun zwischen 19. und 23. März über die Bühnen des Landes gehen wird. Frauen aus 21 Initiativen und Vereinen beteiligen sich mit insgesamt 50 Projekten wie Workshops und Ausstellungen an 17 verschiedenen Orten.

»Platz da!«, lautet ihr Motto, mit dem die durchaus vorhandenen Kulturarbeiterinnen und Künstlerinnen jetzt eine breitere Öffentlichkeit begehren.

Karrieresprung! Constanze Schäfer, bisher Öffentlichkeitsarbeiterin der Elisabethbühne, geht nach Wien. Ab 1. September übernimmt sie diese Aufgabe für das Burgtheater. Der »kunstfehler« gratuliert herzlich.

Das Schmankerl, ein Gastronomiebetrieb im Rahmen der gemeinnützigen Arbeit der »Sozialen Arbeit Ges.m.b.H.« (SAG), ist ein Jahr alt. Von der Konzeption her sollten mit dem »Schmankerl« gleich zwei sozialpolitische Probleme auf einmal angegangen werden. Zum einen können langzeitarbeitslose Frauen im »Schmankerl« ins Berufsleben zurückfinden, zum anderen werden Einkommensschwächeren günstig warme Mahlzeiten angeboten. Die Bilanz ist positiv: Bis zu 120 Mittagsmenüs an 365 Tagen im Jahr sagen genug über den Zuspruch, den die Volksküche in der Glockengasse im vergangenen Jahr erfahren hat.

»freies lesen« vergibt heuer bereits zum fünften Mal einen Literaturpreis, der mit 10.000 S dotiert ist. Das diesjährige Thema lautet »Fassaden«. Alle Interessierten können bis zum 31. März ihren Prosa-Text (max. sieben DIN A4-Seiten, in dreifacher Ausfertigung) einreichen. Beizulegen ist eine Biographie und der literarische Werdegang. Die Jury-Entscheidung fällt bis Anfang Mai, das Literatur-Festival »freies lesen« findet im Juni statt. Die Einreich-Adresse: Verein »Arge freies lesen«, Fischbachstr. 42, 5020 Salzburg.

»TRAFO - Galerie 5020 in print« nennt sich ein neues, von der IG bildender KünstlerInnen Salzburg herausgegebenes, ambitioniertes Zeitschriftenprojekt, mit dem die Salzburger Kunstszene vermehrt in den Blick der Öffentlichkeit gerückt sowie zur verstärkten internen Kommunikation angeregt werden soll. Dabei handle es sich jedoch, so Gottfried Goiginger von der Galerie 5020, nicht um eine weitere Kunstzeitschrift. Eher gehe es um einen Versuch, Kunst sowie kunstimmanente Diskurse adäquat sowie experimentell in ein Printmedium zu übersetzen. Konkret bedeute dies, daß sowohl mit Bild- wie mit Textmaterialien äußerst frei umgegangen werden soll. »Die Oberfläche ist Experiment«. Dabei gehe es ebenso darum, Texte grafisch interessant aufzulösen wie KünstlerInnen zur Auseinandersetzung mit dem Medium »Zeitschrift« anzuregen. Was TRAFO nicht sein will, sei ein weiterer elitärer Kunstzirkel. Vielmehr erhoffe man sich, das Konzept einer Öffnung nach außen hin, welches auch von der Galerie 5020 angestrebt wird, effektiver zu gestalten. Daher stehe TRAFO prinzipiell allen potentiellen InteressentInnen offen, so Goiginger, der auch für das graphische Konzept verantwortlich zeichnet. Ansprüche, die die gerade erschienene erste Ausgabe durchaus zu erfüllen vermag. Neben Interviews mit den Künstlerinnen Christina Breitfuß und Isa Rosenberger gibt es u.a. spannend bis diffus zu durchforstende Diagramme der Agentur »aes« zur Situation von KünstlerInnen sowie den ironisierenden Popstrategien der Achtziger verpflichtete Ausstellungskritiken. TRAFO erscheint sechmal im Jahr und kostet 25,- öS.