herbst 2004

Thomas Randisek
zu gast

Herr Innerhofer, Polier

Diesmal muss professionell gebaut werden – jedenfalls anders als vor rund 20 Jahren, als ARGE-Aktivisten der ersten Stunde die Bauagenden an sich reißen mussten und selbst Beton mischten. Die Firma STRABAG hat den Auftrag bekommen, Peter Innerhofer, der Polier, ist verantwortlich für die Bauausführung der ARGEneu. Rund 20 „Hackler“ arbeiten am Baugelände. Arbeiter aus Österreich, Deutschland und Exjugoslawien – auch ein Student der Sportwissenschaften verdient sich seine Studiengebühren. Man liege, so Peter Innerhofer, „im Plan“, Unfälle seien bislang – drei Mal auf Holz geklopft! – noch nicht passiert.

Herr Innerhofer ist 56 Jahre alt und kommt aus Bramberg, Pinzgau. Ein typischer Wochenendpendler, wie es dieser Beruf mit sich bringt – wochentags auf der Baustelle, das Wochenende bei der Familie.

„Von der ARGE“, so Peter Innerhofer „habe ich vorher noch nichts gehört“ – und schätzt seine Tätigkeit hier nüchtern ein. Fertigwerden muss das neue Gebäude halt rechtzeitig, neben diesem Projekt hat er auch schon den Kletterturm in Rif oder den Umbau des Landestheaters beaufsichtigt. Bei letzterem habe er, sich selbst als „Kulturmuffel“ bezeichnend, auch die Möglichkeit gehabt, bei Proben zuzusehen. Nachhaltig beeindruckt hat ihn dies allerdings nicht – aber es ist auch ein Freizeitproblem. Herr Innerhofer steht um halb sieben abends immer noch auf der Baustelle, die vorbereitete Schalung muss mit Beton gefüllt werden. Basta.

Peter Innerhofer bezeichnet sich selbst als „politisch interessiert“, ist aber nicht parteipolitisch engagiert. In der Gewerkschaft ist er nicht mehr. Die Verantwortlichen der „Bau und Holz“ wollten in einem Arbeitskonflikt nicht vermitteln. Darauf habe er das „Kulanzangebot“ der damaligen Firma angenommen (ÖS 1000 statt der ihm zustehenden ÖS 3000) habe die Firma gewechselt und die Gewerkschaft verlassen. 1972 sei das gewesen.

Auf die neue Pensionsregelung angesprochen, hat er einen eindeutigen Standpunkt. Er selbst hat sich seine Ansprüche im Vorjahr berechnen lassen: Bis 2012 müsste er noch schuften, hat aber eine firmenintern bessere Lösung gefunden. „Fällt der Bauarbeiter in die Schwerarbeiterregelung?“ – allein diese Frage findet Peter Innerhofer grotesk: Man brauche nur mal vorbeikommen und sich die Arbeitsbedingungen am Bau anschauen. Er, Peter Innerhofer, seit rund 40 Jahren am Bau tätig, kenne jedenfalls keinen, der in dieser Branche in der Lage sei bis 60 zu arbeiten. „Spätestens mit Mitte 50 ist man körperlich ausgelaugt.“

Thomas Randisek