herbst 2004

Wolfgang Drechsler

Bitte warten!

Zur Situation der offenen Jugendarbeit

In den letzten Jahren entstanden mit tatkräftiger Unterstützung durch „Akzente“ – dem Verein des Landes Salzburg für Jugendarbeit – zahlreiche neue Jugendzentren & -treffs. Auf den ersten Blick scheint damit einer – durch unzählige Jugendumfragen belegten – zentralen Erwartung vieler Jugendlicher, vor allem in ländlichen Gebieten, entsprochen worden zu sein. Das ist gut so. Weniger erfreulich hingegen ist es um die längerfristige Perspektive bestellt.

Was vor langer Zeit einmal mit dem Engagement für selbstbestimmte, autonome Jugendzentren seinen Ausgang genommen hat, findet heute in zeitgemäß moderater und größtenteils freizeitpädagogischer Ausprägung seine Entsprechung. Landauf, landab, von Anthering bis Zell am See existieren heute rund 60 Einrichtungen, deren Unterschiedlichkeit bezüglich Ressourcen und Infrastruktur oft nicht größer sein könnte. Bei Betrachtung lediglich demographischer Parameter mag dies nur allzu verständlich sein, jedoch kann dies keine Begründung für das zentrale Defizit, dem Fehlen von verbindlichen festgeschriebenen Standards, sein. Erst durch diese ließen sich, wie von der „ARGE österreichischer Jugendzentren“ jahrelang gebetsmühlenartig eingefordert und z. B. in Vorarlberg praktiziert, die Grundbedingungen für ein Mindestmaß an qualitativer offener Jugendarbeit schaffen.

Finanzielle Realitäten

Die Errichtung und finanzielle Absicherung ist primär Aufgabe der Kommunen, wobei das Land Salzburg im Jugendgesetz einen Förderanteil bis zu 50 Prozent der Kosten des laufenden Betriebes, konkret der Personal- und Infrastrukturkosten, einräumt. Angesichts der maroden finanziellen Situation vieler Gemeinden will dieser Rahmen ausgeschöpft werden, ein Umstand, den der dafür heuer ausgewiesene Betrag in Höhe von 640.000 Euro nicht annähernd gerecht werden kann. Kleinere Umschichtungen im Jugendbudget, das für 2005 bei einer fünfprozentigen Kürzung mit 2,9 Mio. Euro veranschlagt ist, sind zwar geplant, trotz alledem ist bei weiter anhaltendem Wachstum bzw. Ausbau der offenen Jugendarbeit eine Entkoppelung zwischen finanziellen Notwendigkeiten und der zu Verfügung stehenden Mitteln prolongiert.

Forderungen & Synergien

Für Thomas Schuster, einen der Vertreter der offenen Jugendarbeit im Salzburger Landesjugendbeirat, besteht aufgrund der Entwicklung Handlungsbedarf. „Wir benötigen dringend eine quantitative sowie qualitative Evaluierung aller bestehenden Jugendzentren & -treffs, damit auf Basis gemeinsam erarbeiteter Mindeststandards entsprechende finanzielle Rahmenbedingungen geschaffen werden. Zusätzlich sollte es wie im Kulturbereich zu längerfristigen Fördervereinbarungen kommen, die wiederum eine vorausschauende Planung ermöglichen.“ Unterstützung wird vom Landesjugendreferenten Wolfgang Schick signalisiert, der weiters eine synergetische Regionalisierung nach Bezirken anregt. Dabei soll kleineren Einrichtungen die Möglichkeit geboten werden, auf Ressourcen und Strukturen der großen Jugendzentren zurückzugreifen. Was generell vernünftig erscheint, bürgt natürlich auch Gefahren in sich. So würde bei entsprechender Umsetzung ein expandierender Sozialkonzern wie das Salzburger Hilfswerk, gegenwärtig Träger zahlreicher kleiner Jugendtreffs, am kostenlosen Zugang zu fehlenden und dringend benötigtem Know-how profitieren. Wer sich vom politischen Wechsel Anfang des Jahres eine Änderung versprochen hat, wird gerade im offenen Jugendbereich mehr als ernüchtert sein. „Salzburg blüht auf“, noch vor kurzem flächendeckend affichiert, kann getrost durch „bitte warten“ ersetzt werden.