herbst 2004

Hans Lindenbaum

„Unser land:leben“ als Lösung?

Stadt und Land – Hand in Hand fürs Überleben des „stadt:leben“

Mit 35 vollen Unterschriftslisten, 200 Bekenntnissen via Internet und 150 eingesandten Karten (Stand Anfang September) zieht die „Plattform stadt:leben“ gegen Ferienende eine erste Zwischenbilanz. Und nutzt den allgemeinen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben dafür, um den Kreis jener, die finden, „stadt:leben“ müsse als Printmedium überleben, weiter zu öffnen. Der Kampf um dieses kulturelle Kleinod (»kunstfehler« Aug./Sept. ’04) geht damit in die Herbstrunde.

Reform der „Amtlichen Mitteilungen“ der Gebietskörperschaft ist nun auch im Chiemseehof angesagt: Bei der Monatszeitung „Unser Land“ die Hälfte der Kosten einzusparen lautet die Vorgabe von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller. Hatte die Gratiszeitung des Landes während Jahren in Franz Schausberger ein des Posierens nie überdrüssig werdendes Objekt für ungezählte Schnappschüsse, scheint dessen Nachfolgerin ihn bei der Häufigkeit des Lächelns vor der amtlichen Kamera nicht übertreffen zu wollen.

Mit Anfragen an Regierungsmitglieder wurden die freiheitliche und die grüne Landtagsfraktion lästig. Letztere erwarten Antworten auf Fragen wie: Warum werden die Regierenden und ihre Taten permanent „seitenweise“ ins Landes-Blatt gerückt, wesentlich weniger bis gar nicht jedoch das Gremium Landtag und seine Fraktionen als gesetzgebende Körperschaft? Wer ist für Inhalt und Gewichtung der Themen verantwortlich? Was kostet das alles?

Die vergleichsweise wesentlich zeitgeistigere Service- und Programmzeitschrift „stadt:leben“ wenn schon nicht einzustellen, so doch wenigstens ums halbe Geld zu machen, das ist neuerdings die Idee von Bürgermeister Heinz Schaden. Die positive Synergie – die Halbierung der Kosten – soll durch die Synthese der beiden Printmedien gelingen. Kommt, wenn Stadt und Land publizistisch Hand in Hand gehen, „Unser land:leben“ als Arbeitstitel heraus?

Im Vergleich zur Umtriebigkeit der Initiative „Plattform stadt:leben“ gemächlich geht es zu Sommerende dort zu, wo die beiden Medien gemacht werden. Immerhin hat der Leiter des Landespressebüros, Roland Floimair, einen konkreten Auftrag in den Urlaub mitbekommen, wie der Pressesprecher der Landeshauptfrau, Michael Wimmer, in harscher Diktion neuen sozialdemokratischen Selbstbewusstseins wissen lässt: „Wir erwarten von Herrn Floimair ein konkretes Umsetzungskonzept für ein gemeinsames Medienprojekt – und nicht nur vage Vorstellungen.“

Für 7. Oktober ist ein Treffen der beiden Redaktionen angesetzt. Da soll besprochen werden, wie man die Druckwerke zusammenführen könnte. Es habe der Wettbewerb der besten Ideen zu gelten – „wie bei einer Präsentation durch Agenturen“, sagt einer der öffentlich bediensteten Medienmacher. „Entwarnung“, so das Stadtoberhaupt kürzlich, sei jedenfalls noch verfrüht. Dieser Meinung sind auch die „Plattform“-Initiatoren und wollen keineswegs locker lassen.

Ab der September-Ausgabe sollten wieder die Briefträger die „stadt: leben“-Exemplare in die Hausbrieffächer geben; die Zeitschrift somit nicht länger im Stapel von Prospekten der Verteilerfirmen untergehen. Doch schon bei der Premiere des zurückgeholten Auftrags legt die Post den Monatsanfang großzügig aus.

Entschließen sich die beiden Gebietskörperschaften Stadt und Land im mehrheitlich rot-roten Salzburg tatsächlich, gemeinsame Sache zu machen, würden sie damit freilich keineswegs Neuland betreten. Schon in den späten 1970-er Jahren schafften es das schwarze Land Oberösterreich und die rote Landeshauptstadt Linz, sich zur Herausgabe der Kultur-, Programm- und Service-Zeitschrift „Was ist los in Linz und Oberösterreich?“ zusammenzuraufen.

Dass es im Jahr 2004 angebracht wäre, bei einem derartigen Salzburger Projekt auch die beiden Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein gleichberechtigt einzubinden, erscheint zwar logisch, scheitert aber mit Sicherheit an Kantönligeist und Kameralistik.