mai 2004

Markus Grüner
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„Basics“ – Ein Festival über Null und Eins

Zeitgenössische Kunst und Kultur ist immer auch ein Spiegel technischer Innovation und Kreativität – sogar in Salzburg.

Von der Operninszenierung einer Festspielproduktion über Tanztheater, Film und bildender Kunst bis hin zur elektronischen Musik und DJ- Culture – benutzt wird das reichhaltige Angebot neuer Technologien mehr oder weniger selbstverständlich im modernen Kunst- und Kulturbetrieb.

Über das Warum und Wieso oder genauer gesagt das Warum nicht machte man sich in Salzburg bis jetzt eher in geschlossenen Zirkeln Gedanken, das soll sich ab Mai ändern.

„Basics Festival. Medien – Kunst – Gesellschaft“, so lautet der Titel einer Veranstaltungswoche von 8. bis 16. Mai, initiiert und durchgeführt von ARGEkultur, Galerie 5020, FH Salzburg MultiMediaArt und subnet.

„Basics“ ist ein Medienkulturfestival mit einem für Österreich neuen Profil. Festivals wie die „ARS Electronica“ in Linz, deren Fokus stark auf neue technologische Möglichkeiten gerichtet ist, standen nicht dafür Pate. Das Festival stellt neue Projekte vor, die eine Aussage über die der technischen Machbarkeit hinaus formulieren können.

Die Initiatoren wollen ein Forum für Kunst, Technologie und Gesellschaft schaffen, das eine kritische Auseinandersetzung mit den „Neuen Selbstverständlichkeiten“ – den Gewohnheiten, Produkten und Designs – anregen soll. Basics, an die wir uns gewöhnt haben, sind Ausgangspunkt einer Reflexion des Wissens, der Strukturen, Tricks und Kompetenzen, die notwendig für den Umgang mit diesen neuen Selbstverständlichkeiten sind.

Das Programm startet am 8. Mai mit der Ausstellungseröffnung in der Galerie 5020, deren Grundlage ein „Call for Projects“ im Winter 2003/04 war. In vielfältiger Weise verfolgen die in der Ausstellung präsentierten künstlerischen Arbeiten Strategien, die im medialen Spiel der Illusionen und Kombinatoriken historische und aktuelle Herausforderungen der Apparaturen und Programme thematisieren. Am selben Tag eröffnet der „Basic Planet“ das breite Spektrum an „Night Sessions“ mit Konzerten, Performances , Diskussionsveranstaltung u. a. (siehe Programmteil).

Wesentlicher Bestandteil des Festivals ist das Symposium (14. und 15. Mai), das von ARGEkultur, FH Salzburg MultiMediaArt, Galerie5020 und subnet gemeinsam gestaltet wird. TeilnehmerInnen sind international renommierte Medientheoretiker und Künstler, die in vier Themenblöcken Probleme und Streitpunkte zu aktuellen Medienfragen diskutieren werden. Über die Perspektiven des Internets angesichts des hohen kommerziellen Druckes anderer Kommunikationstechnologien und die Frage nach Re-

gulierung und Machtverteilung neuer Technologien wird dabei ebenso referiert wie über die Auswirkungen der Medienkultur auf den modernen Kunstbetrieb. Aber auch die Perspektive der User wird beleuchtet:

Handelt es sich bei diesen Technologien um Empowerment oder um Entmündigung? Wann ist Technologie eine Alltagserleichterung, und wo beginnt die Bevormundung?

Außerdem bietet subnet im Rahmen von „Basics“ Workshops über Wireless-Lan (WlAN) und Antennenbau an, eine Technologie, die unabhängige, nichtkommerzielle Netzwerke ermöglicht.

„Basics“ ist mit Sicherheit kein „Event“, sondern vielmehr der Versuch einer „schweren Kost“ (Best of Alt-Landeshauptmann) – an die Wurzel zu gehen, Grundlagen verständlich und kritische Reflexion bewusst zu machen. Der Zusammenschluss der vier Institutionen erscheint dabei sinnvoll, ja geradezu notwendig, um die selbstgelegte Latte zu überspringen. 2005 soll „Basics“ wieder im stattfinden – Themen dafür gibt es in Hülle und Fülle.