mai 2004

Doc Holliday
grausame orte

Eine Seuche namens Virenschreiber

Eine Empörung samt gut gemeinten Ratschlägen

Die wahren Abenteuer sind im Kopf. Ebendort lokalisiert der Metzger ihres Vertrauens mitunter auch einen grausamen Ort.

Die Welt könnte so schön sein! Gäbe es da nicht Dinge und vor allem Menschen, die einen so richtig piesacken. Nichtsnutzige Existenzen mit einem Grand Canyon an Ab- und Bösartigkeit. Die Rede ist von der Sorte Computerfreaks, die ihre offenbar im Überfluss vorhandene Freizeit mit dem Schreiben (und Verstreuen) von Viren, Würmern und ähnlichem Ungeziefer verbringen. Diese miesepetrigen Hardcore-Nerds behaupten, dass sie für gewöhnlich ihre teuflischen Kreationen nicht selbst verbreiten. Ausnahmen könnten schon die Regel bestätigen, räumen die Binär-Birnen bisweilen ein. Aber die echten Bösewichte, weil Versender der schikanösen Post, seien doch die so genannten Script Kiddies – die ja nicht einmal selbst programmieren könnten. So hört sich eine ebenso hochnäsig-elitäre wie halbherzige Ausrede an, die vor allem juristisch Sinn macht. In Österreich steht nämlich nur die Verbreitung, nicht aber das Schreiben von Viren unter Strafe.

Die clearasilbedürftigen Blechtrottel-Hooligans schieben ihr technisch blitzsauberes Treiben auf den Spieltrieb. Oder die überschüssige Energie. Um die abzubauen, gäbe es aber noch andere Möglichkeiten einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung. Wie wäre es mit Taschenbillard, kalt browsen oder dem Besuch einer Löwendompteursschule. Zum Hirnschmalztraining würde das Lesen eines guten Buchs beitragen.

Aber wieso denn?, wenden die kleinen Vifzacks ein: Schließlich können wir ohnehin schon von null bis eins zählen. Womöglich arbeiten sie mit der Entwicklung der virulenten Störenfriede auch nur an ihrer beruflichen Zukunft. Viele Programmierdeppen finden später, wenn sie mal ausgewachsen sind, einen Job in der Computerbranche. Früh übt sich, was eine richtige Ich-AG werden will. Was an den Aktionen dieser verkappten Karrieristen mit ihren meist wahllos gestreuten Attacken subversiv sein soll, bleibt rätselhaft. Für den verursachten Ärger oder gar Schäden und Kosten kommt nämlich nicht Bill Gates oder ein anderer Ungustl auf. Die Mächtigen können denn auch mit den sich selbst verwirklichenden Virenschreibern richtig zufrieden sein: Solidarität, Empathie oder Vertrauen haben in deren Welt keinen Platz. Dafür aber die Misanthropie! In diesem Sinne: Schickt die Seuchenvögel auf den (Daten)Highway To Hell.