mai 2004

kurzfehler

Kurzfehler

Die kleine Gemeinde Ramingstein hat sich in den vergangenen Jahren zu der Kulturmetropole des Lungaus entwickelt. Treibende Kraft war der ÖVP-Bürgermeister Hans Bogensberger. Wie gesagt: war – ein Imperfekt. Denn bei den Bürgermeisterwahlen am 7. März haben die Ramingsteiner ihren

Kulturbürgermeister glatt abgewählt. Bogensberger erreichte nur 48,5 Prozent, der neue SPÖ-Bürgermeister Franz Winkler 51,5 Prozent der Stimmen. Ein schwerer Verlust für die lokale Kulturszene meinen viele Lungauer Kulturschaffende. Winkler gilt als kulturfeindlich. Dass im Wahlkampf von Seiten der SP Ansagen wie „Nicht nur für die Kultur, sondern auch für den Menschen“ gekommen sind, bestärkt viele in ihrem Misstrauen gegenüber dem neuen Ramingsteiner Ortschef.

-tom-

Mit ihm, ohne ihn. Frühjahr 2003. Franz Schausberger überreicht Michael Schmolke, Publizistik-Professor emeritus, den René-Marcic-Preis. Der Landesfürst repräsentiert (mit Eisenplättchen an den Schuhen) und schwelgt.

13. März 2004, sechs Tage nach der Wahl. Das Land „verleiht“ den Preis dem Autor Karl-Markus Gauß. Der steht mit seinem grauen Lockenkopf im barock-gedämpften Ambiente unter cool dreinschauenden Fürst-Erzbischöfen in Öl und nennt die Nominierung verschmitzt „eine treffende Entscheidung der Jury“. „Musikalische Umrahmung“, so das Protokoll: Stücke zeitgenössischer Komponisten, interpretiert vom Österreichischen Ensemble für Neue Musik. Festredner Peter Huemer sagt zum „Einzelkämpfer-Klischee“ des Schriftstellers: „Ich habe den Eindruck, dass Gauß Kampfgefährten weder sucht noch braucht.“

Wie gut! Denn auf das „Land Salzburg“ ist bei diesem Festakt kein Verlass. Der angekündigte Landeshauptmann kommt nicht. Auch sein Stellvertreter Wolfgang Eisl, tags davor aus der Regierungs-Clique verwiesen, fehlt entgegen der Ankündigung im Programm. Dritte Landtagspräsidentin und SPÖ-Frau Maria Bommer springt für die gekränkten Schwarzmander ein, ohne diese auch nur zu erwähnen. Das wiederum erträgt Gerd Bacher nicht, springt zum Rednerpult und poltert, der Alt-Landeshauptmann wünsche keinerlei Öffentlichkeit mehr, der designierten Landeshauptfrau Gabi Burgstaller wiederum sei der Autor wohl „zu wenig links“. Die eigene Ehrung – eine Inspiration für Gaußens Fortsetzung von „Mit mir, ohne mich“?

-tilia-

Steuereintreibungsdemo. Die chronische Steuerungerechtigkeit im Staate Österreich wollen die OrganisatorInnen des zweiten Austrian Social Forum (ASF) von 3. bis 6. Juni in Linz aufzeigen. Gründe für die angekündigte Steuereintreibungsdemo sind gegeben, wie die ASF-Leute bei ihren Recherchen herausgefunden haben. Zwei Beispiele: IBM als eine der größten Arbeitgeberinnen in der Stahlstadt streifte 2002 einen Jahresgewinn von 18,3 Millionen Euro ein und zahlte null Steuern. Die Linzer Filiale der Casinos Austria spielte zwölf Millionen Gewinn ein und kam mit 210.000 Euro Abgaben auf eine Steuerquote von beneidenswerten 1,6 Prozent. Das Motto der Demo lautet deshalb: Es ist genug (Gewinn) für alle da. Bloß die Betriebe die ihn haben, lassen nicht gern umverteilen, und mit dem Arbeitsplatzargument zwingen sie die Politik auf die Knie.

Neben Strategien gegen die neoliberale Globalisierung werden am ASF auch Antworten auf die Frage gesucht, wie aktive Friedenspolitik möglich ist. Nachdem am ersten Sozialforum im Vorjahr in Hallein die Kritik laut geworden war, es gebe zu wenig Platz für Diskussionen, werden diesmal organisatorisch neue Wege beschritten. Anstelle der ExpertInnen auf den Podien sollen vor allem die BesucherInnen des ASF die inhaltlichen Teile bestreiten. Intensive Vorbereitung und so genannte Open-Space-Methoden sollen die Teilnahme von bis zu 300 Menschen an einer Diskussion möglich machen. Infos unter www.socialforum.at

-wim-

Frauenarchitektouren – Zählt man die Architektur zur Kunst und nicht zum Handwerk, ist die Architektur vermutlich die wichtigste aller Kunstgattungen: In ihren Ergebnissen müssen wir tagtäglich wohnen, arbeiten, lernen, ... Ein Bild kann abgehängt, eine Musik-CD abgedreht werden, ... Ein Haus abzureißen ist ungemein schwieriger. Egal ob die Architektur nun als Kunst oder als Handwerk gesehen wird, fest steht, der Beruf des Architekten ist männlich dominiert. Dabei haben die Architektinnen in den vergangenen Jahrzehnten gewaltig aufgeholt.

Dies soll der kleine im Salzburger Pustet-Verlag erschienene Band „Frauenarchitektouren“ bewusst machen. In dem herrlich nüchtern gehaltenen, von Schnörkeln völlig verschonten Buch werden 168 von einer Fachjury ausgewählte Arbeiten österreichischer Architektinnen vom Boden- bis zum Neusiedlersee präsentiert. Im Mittelpunkt steht die Arbeit der jeweiligen Architektin und die Erkenntnis, dass es keine „weibliche Architektur“, aber sehr wohl spezifisch weibliche Erfahrungswelten gibt, die einen unverzichtbaren Beitrag für die Gestaltung der gebauten Umwelt darstellen. Anne Bauer, Ingrid Gumpinger, Eleonore Kleindienst (Hg.), „Frauenarchitektouren – Arbeiten von Architektinnen in Österreich“, Verlag Pustet, Salzburg 2004.

-tom-

„Geordnete Verhältnisse“ ist das Motto des „Festival der Regionen 2005“. Zur Verhandlung stehen all jene sichtbaren und unsichtbaren Regelwerke, Vorschriften, Normen und Codes, die den menschlichen Alltag bis hin zur unscheinbarsten Alltagshandlung durchziehen. Wie immer lädt das nunmehr schon renommierte Festival in Oberösterreich Einzelpersonen, Kulturinitiativen und Vereine bis zum 6. Juni zur Projekteinreichung ein.

Infos unter www.fdr.at

-toemml-