februar 2004

Doc Holliday
gelinkt

Zur Orientierung im Phrasen-Dschungel

www.wahlkabine.at

Ein bekannter Sinnspruch lautet: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das gilt auch für demokratische Wahlen. Selbst politisch Interessierten fällt es oft schwer, die genauen Standpunkte der diversen Parteien zu einzelnen Sachfragen zu (er)kennen und mit der eigenen Meinung abzugleichen. Seit den vorgezogenen Nationalratswahlen vom November 2002 gibt es eine Adresse, die Hilfe anbietet: www.wahlkabine.at. So heißt das Internet-Projekt, das vom Wiener Institut für Neue Kulturtechnologien (Public Netbase) und dem Innsbrucker Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) entwickelt wurde. An der Umsetzung beteiligen sich zusätzlich die Österreichische Gesellschaft für Politikwissenschaft sowie die Gesellschaft für politische Aufklärung (mit dem prominenten Politikwissenschafter Anton Pelinka), und an der Salzburger Version der „wahlkabine“ anlässlich der hiesigen Landtagswahlen am 7. März arbeitet als kenntnisreicher regionaler Partner auch der Dachverband Salzburger Kulturstätten mit.

Das Procedere: Ein Redaktionsteam aus Fachleuten (PolitikwissenschafterInnen, JournalistInnen) erstellt einen Fragenkatalog zu aktuellen Salzburger Polit-Themen. Die acht Redakteure müssen für sachliche Korrektheit sorgen und den einzelnen Parteien Standpunkte zuordnen, die sich auf allgemein zugängliche Quellen wie Medienberichte, Parteiprogramme, Publikationen und Webseiten stützen. Den Landesgeschäftsstellen der Parteien wird im Vorfeld die Möglichkeit gegeben auf die Fragen zu antworten.

Die interessierten StaatsbürgerInnen können dann diese 25 Fragen im Netz beantworten und die Ergebnisse werden auf wahlkabine.at mit den Standpunkten der Parteien in einem automatisierten Verfahren verglichen. Seit dem Urnengang von 2002 kam diese Online-Wahlhilfe auf ungefähr 500.000 Einsätze.

Zweck und Absicht ist es, politische Inhalte in den Vordergrund zu rücken, die auf Grund der starken Personalisierung von Politik nicht sichtbar genug sind, und damit Diskussions- und Nachdenkprozesse anzuregen.

Buchtipp: Sieglinde Katharina Rosenberger/Gilg Seeber: „Kopf an Kopf. Meinungsforschung im Medienwahlkampf“ (Wien 2003, Czernin Verlag): darin auch ein Beitrag von Karin Liebhart und Martin Wassermair zur wahlkabine