februar 2004

David Röthler

Radiofabrik im Vollbetrieb

Mehr als zehn Jahre Engagement haben sich gelohnt. Seit Ende Jänner ist die Radiofabrik 24 Stunden täglich in Salzburg zu hören. Begonnen wurde mit Piratensender „Radio Bongo“ Anfang der neunziger Jahre, der von StudentInnen des Institutes für Publizistik betrieben wurde. Gesendet wurde jeden Montag eine halbe Stunde lang, wobei sich die RadiopiratInnen ein nicht immer lustiges Katz-und-Maus-Spiel mit den Behörden lieferten, das in einer nächtlichen Verfolgungsjagd am Gaisberg durch einen Hubschrauber des Innenministeriums gipfelte. Nach der Rundfunkliberalisierung war die Radiofabrik das erste freie Radio in Österreich, das ab Herbst 1998 ein Sendefenster mit fünf Stunden in der Woche erhielt. Im Jänner 2002 konnte der tägliche Sendbetrieb aufgenommen werden. Zu dieser Zeit standen der Radiofabrik neben dem Studio-Container auch Räumlichkeiten in der ARGEkultur zur Verfügung. Der Sendebetrieb war aber auf die Zeit ab 18 Uhr und auf das Wochenende beschränkt, da die Rundfunkbehörde den BewerberInnen um die Frequenz 107,5 MHz nahe gelegt hatte, sich die Frequenz zu teilen. Nach dem das Cityradio, das sein Programm in den Stadtbussen ausstrahlte, nach zwei Jahren aufgab, war der Äther auf 107,5 MHz frei für den Vollbetrieb des Freien Rundfunks Salzburg. Rückblickend wird diese schrittweise Entwicklung von den Verantwortlichen sogar als Vorteil gesehen werden. Denn so war es möglich, im Kleinen Strukturen zu entwickeln und auf einen immer größeren Rahmen umzulegen. Derzeit produzieren mehr als 200 freiwillige SendungsmacherInnen rund 90 verschiedene Sendungen. Eine Vielfalt, die einzigartig ist in dieser Stadt: Auf Sendungen in italienischer, spanischer, serbischer, kroatischer, türkischer oder kurdischer Sprache folgen Weltnachrichten der BBC in englischer Sprache. Nach Sendungen von Salzburger Kulturstätten wie E-Bühne, Toihaus, Rockhouse, Jazzit oder ARGEkultur berichten Jugendliche über ihre Vorstellungen von Politik. In der täglichen Sendung „Radioaktiv“ stellen SeniorInnen ihre Themen und ihre Lieblingsmusik vor. Eine Sendung mit Operetten-Melodien hat ebenso ihren fixen Platz im Programmschema wie Punk-Sendungen oder die harten Jungs von der „Metallfabrik“. Die Radiofabrik selbst produziert mit dem Radiofabrik-Magazin täglich eine redaktionelle Sendung mit Schwerpunkt lokale Politik und Kultur. Mit Ausnahme des Magazins und des unmoderierten Musikprogrammes wird die Sendezeit an eigenverantwortliche ProgrammmacherInnen vergeben.

Neben den lokalen Aktivitäten und einem regen Programmaustausch mit anderen „Freien“ im deutschsprachigen Raum nehmen internationale Perspektiven bei der Radiofabrik einen immer höheren Stellenwert ein. In EU-Projekten zu Sprachenvielfalt und zur EU-Erweiterung wird mit europäischen PartnernInnen zusammengearbeitet. Frei nach dem Motto der Radiofabrik, das da lautet: Vielfalt ist Kultur.