februar 2004

über uns

Von uns

Dokumentation einer Intervention

Interventionen von Abgeordneten und Parteisekretariaten gehören für JournalistInnen zum täglichen Brot. Auch im »kunstfehler«. Meist wird den SchreiberInnen aber nur schulterklopfend klar gemacht, wo er oder sie sich „im Irrtum“ befindet. Es gibt aber auch brutale Varianten: Im Dezember vergangenen Jahres erreichte uns eine schriftliche Intervention (E-Mail) des Halleiner Gemeindevertreters (Bündnis für Hallein) und KPÖ-Funktionärs Christoph Eschbacher. Dieser erhob schwere Vorwürfe bezüglich der politischen Berichterstattung des »kunstfehler«. Darüber hinaus versuchte Eschbacher einen Zusammenhang zwischen Inseraten und Berichterstattung herzustellen.

Die Redaktion des »kunstfehler« reagierte in Absprache mit VertreterInnen der JournalistInnengewerkschaft prompt und gab eine schriftliche Erklärung ab (Auszüge): [...] Gemeinderat Eschbacher unterstellt den Redaktionsmitgliedern in seiner Intervention, „nach Gutdünken und persönlicher Befindlichkeit die politische Berichterstattung in der Art großer Mainstream-Medien“ abzuhandeln: „Der Verdacht liegt nahe, dass hier andere wahlwerbende, den Redakteuren mehr verbundene Gruppen unterstützt und gefördert werden sollen.“ Diese Unterstellung weisen wir entschieden zurück.

Die für den »kunstfehler« als Redaktionsmitglieder tätigen JournalistInnen sind den im „Ehrenkodex für die österreichische Presse“ festgelegten Grundsätzen für die publizistische Arbeit sowie der aus dem statutarisch festgelegten Kulturauftrag der Herausgeberin folgenden Blattlinie des „kunstfehler“ verpflichtet. Gemeinderat Eschbacher formuliert ferner eine unmißverständliche ökonomische Drohung gegen die Herausgeberin und damit auch indirekt gegen die für den „kunstfehler“ tätigen JournalistInnen: „... - ich werde jedenfalls den Salzburger GenossInnen empfehlen, ihre Inserate in gesellschaftlich relevanten Medien (Salzburger Fenster usw.) zu schalten und den kunstfehler gemäß seiner Bedeutung zu ignorieren.“ Wir fordern jene politischen Gruppierungen, für die Gemeinderat Eschbacher als Mandatar und/oder Funktionär auftritt, auf, sich von diesem Versuch, unabhängige JournalistInnen ökonomisch zu gängeln, deutlich zu distanzieren. (...)

Auch der Vorstand der Arge-Kultur reagierte deutlich: Jede Ankündigung einer einzelnen Person oder einer Gruppe, Inserate im Kunstfehler dann nicht mehr schalten zu wollen, falls die Redaktion an einem bestimmten Vorhaben festhält, stellt einen nicht hinnehmbaren Versuch dar, auf die redaktionelle Gestaltung des Kunstfehlers Einfluss nehmen zu wollen. (...)

Während es die Liste „Bündnis für Hallein“ vorzog, zu dem Ausritt ihres Mandatars zu schweigen, hatte die KPÖ-Salzburg wenigstens den Mumm zu einer Reaktion: Christoph Eschbacher hat als Privatperson das Recht, seine Meinung bezüglich der Berichterstattung des Kunstfehlers kundzutun, wie auch das Recht, Empfehlungen auszusprechen. (...) Wir sehen uns deshalb nicht veranlasst, uns von Gen. Eschbacher zu distanzieren. Wir weisen darauf hin, dass es bezüglich „Nicht-Schaltung“ von Inseraten im Kunstfehler keinen Beschluss der KPÖ Salzburg gibt. Die KPÖ Salzburg steht vorbehaltlos zu der 1848 erkämpften Pressefreiheit und hat auch in Zukunft nicht vor, über Inseratenschaltung Politik zu machen.

-red-