februar 2004

Thomas Neuhold
editorial

Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

Der Postfuchs hat zwei Fühler und trägt am Rücken ein Haus mit sich, er wurde zur Schnecke. Ende vergangenen Jahres wartete so mancher Zeitschriftenabonnent bis zu drei Wochen auf die Zustellung. Getroffen hat es alle: »kunstfehler«, „Kultplan“, kommerzielle Magazine. Der Schaden ist beträchtlich: Veranstaltungen konnten nicht rechtzeitig beworben werden, Inserate fürs Weihnachtsgeschäft gelangten zu spät an die Kunden. Vermutlich werden der Post da noch einige teure Prozesse ins Haus stehen. Warum es zum Chaos kommen musste, schildert Hans Lindenbaum auf Seite 7 in der Rubrik „Grausame Orte“. Wir vom „kunstfehler“ möchten uns auf diesem Weg bei unseren AbonnentInnen und InserentInnen für die verspätete Zustellung entschuldigen, auch wenn wir rein gar nichts dafür können. Den bei der Post Beschäftigten wollen wir gleichzeitig unsere Solidarität versichern. Ihre PersonalvertreterInnen warnen ja seit Jahren vor den Folgen von Rationalisierung und Managementfehlern.

Für Postler und Kunden wird es freilich noch schlimmer kommen: Die EU betreibt die Liberalisierung, indem sie die Gewichtsgrenzen für privat abgewickelte Postsendungen schrittweise nach unten setzt. Ab 2009 soll schließlich gar keine Gewichtsgrenze mehr gelten. Und am Ende soll auch die Post privatisiert sein. Die Umwandlung der Post in eine AG und die Aufteilung in fünf Geschäftsbereiche dient als Vorbereitung: So können nämlich später die ertragreichen Gustostückerln leichter aus dem Konzern herausgelöst werden und nach bekanntem Muster (Voest) ums billige Geld verscherbelt werden.