Endlich on the Road
Die neue Gastspiel- und Tourneeförderung verspricht Hilfe für eines der zentralen Problem der freien Theaterszene
Wer in Salzburg Theater machen will, darf sich entweder glücklich (oder unglücklich) schätzen, an einem der fixen Theaterhäuser zu arbeiten, oder muss aber den mühsamen Weg in der freien Theaterszene beschreiten. Enormes Engagement, meistens wenig Infrastruktur (Stichwort: Probenräume) und leider auch mangelnde Aufmerksamkeit durch Medien machen den Theatermacher zum Überlebenskünstler. Und wenn das Kind geboren – sprich, die Premiere einer monatelang erarbeiteten Produktion vollbracht ist – stellt man sich natürlich die Frage nach weiteren Aufführungen.
Jeder Theatermacher wünscht sich Produktionen auf Gastspiel zu schicken, doch das ist bislang meistens schwierig. Theaterveranstalter müssen sich zuerst eine Vorstellung ansehen, und falls es gefällt, bietet sich ein Gastspiel an, aber erst in Monaten oder noch länger.
Die freie Theaterszene ist schnell – manchmal zu schnell. Produktionsteam, Schauspieler und Regisseure sind gezwungen, langfristig zu planen, müssen (oder dürfen) neue Engagements eingehen – kaum bleibt ein gleicher Personenkreis langfristig gemeinsam am gleichen Ort. Und so wird ein mögliches Gastspiel schon aufgrund der freien Organisationsstruktur der freien Theaterszene leider wieder nur ein Wunsch.
Eine Initiative der Kulturabteilung der Stadt Salzburg, entworfen und realisiert durch Mag. Erich Fritzenwallner, versucht nun diesem Dilemma Abhilfe zu schaffen.
Ein mit 25.000 Euro dotierter Fördertopf wird ab 1. Jänner dieses Jahres an freie Theatergruppen zur Gastspiel- und Tourneeförderung vergeben.
Voraussetzung dafür ist eine Produktion, die im Vorfeld öffentliche Unterstützung beantragt, aber nicht notwendigerweise zugesagt bekommen hat und mindestens drei Gastspiele in zwei oder mehreren Bundesländern außerhalb Salzburgs oder im europäischen Ausland fixiert.
Pro Spielort sind zwei geförderte Aufführungen möglich, je nach Ensemblegröße und Anzahl der Aufführungen werden zu einem Sockelbetrag weitere Zuschüsse vergeben, maximal bedeutet das 5000 Euro.
Der Theatermacher hat damit die Chance, Zeit zu investieren, um konkrete Planungen und Verträge zu erarbeiten, wobei die Höhe der Zuschläge nicht, wie in Baden-Württemberg – gagenbezogen vergeben werden. So müssen Künstler, die die Vertragspokerkarten nicht so gekonnt spielen, nicht auch noch nachträglich dafür büßen. Die tatsächliche Förderungsvergabe erfolgt nach formalen, aber auch inhaltlichen Kriterien. So werden die eingereichten Produktionen besucht und qualitativ beurteilt – durch die Beamten der Kulturabteilung. Die Nachfrage für dieses in Österreich einzigartige Modell ist groß, zahlreiche konkrete Ansuchen liegen schon auf Fritzenwallners Schreibtisch, und im Februar wurde schon die erste Förderung vergeben.
Die freie Theaterszene in Salzburg, die wahrlich größer ist, als sie wirkt, kann dieses Angebot offensichtlich gut brauchen. Entscheidend wird aber sein, ob diese Gastspielförderung länger Bestand hat. Erst über mehrer Jahre macht eine solche Unterstützung wirklich Sinn und hilft Professionalität und Selektion der Produktionen zu verbessern. Die leidige Kulturhauptstadtdebatte ist nicht ausschließlich an den Institutionen, sondern auch an der Vitalität der freien Szene zu messen.
Sonst bleibt von der romantischen Vorstellung vom „freien Künstler“ bloß der Zwang, jeden Job annehmen zu müssen, der sich bietet.