märz-april 2004

Thomas Neuhold
editorial

Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

Die Aufregung, als SP-Bürgermeister Heinz Schaden im Alleingang den Ausstieg Salzburgs aus dem Projekt „Kulturhauptstadt“ verkündet hatte, war groß. Warum alle von Schadens „Fallrückzieher“ gar so überrascht wurden, war zumindest für die »kunstfehler«-Redaktion nicht nachvollziehbar. Diese Entwicklung hatte sich längst abgezeichnet: Schon in der Dezember-Ausgabe des »kunstfehler« hatte Kulturlandesrat Othmar Raus – in der Salzburger SP ja nicht ganz ohne Einfluss – das Projekt „Kulturhauptstadt“ als „Strohfeuer“, bei dem nur Asche zurückbleibe, abgekanzelt. Die Sache war gelaufen.

Egal wie man zu einer „Kulturhauptstadt Salzburg“ im Detail stehen mag: Politik funktioniert bekanntlich über Symbole und Signale; die der Salzburger sind für die kulturelle Kernkompetenz Salzburgs fatal. Während der künftig starke Mann in der Volkspartei Wilfried Haslauer II auf „jeden Fall“ eine Bewerbung für die olympischen Winterspiele 2014 oder 2018 durchziehen will, geht der Bürgermeister vorauseilend vor der „Kulturhauptstadt Linz“ in die Knie. Wie lassen Guggenheim ziehen (aus Kostengründen), aber versenken über eine Milliarde Schilling in einem zweitklassigen Fußballstadion. Wir bekommen die Rad-WM und überlassen Wien den Hauptauftritt für das Mozartjahr 2006.

Mit dem Totschlagargument „kein Geld“ ist man bei kulturellen Vorhaben aller Größenordnungen rasch zur Stelle. Für mehr oder weniger rentable Sportprojekte hingegen scheint das nicht zu gelten.