dezember 2003 - jänner 2004

Fini Hollaus
zu gast

Iraq in the box

„We owe them a world of liberty and freedom.“

„Feel it“, meinte Georg Hobmeier alias Richard und reichte einen Stein aus „ground zero“ ins Publikum. Was gefühlt werden sollte ist klar – „a strike right into the heart of the free world“. Einige aus dem Publikum lachten, manchen schien das Lachen im Halse stecken zu bleiben. Diese Floskeln sind altbekannt, wurden sie doch nach dem Ereignis des 11. Septembers bis zum Erbrechen medial ausgereizt.

Senselabor präsentierte am 22. Oktober in der ARGEkultur erstmals die Theater-Performance „The way to war“. Hobmeier malte, mit Unterstützung der einzig genialen Salzburger Countryband „Country Kitchen“, das Bild einer amerikanischen Promotion-Tour, die das Ziel hat „old europe“ von der Notwendigkeit des „Präventionskrieges“ zu überzeugen. Unter anderem gelang es ihm Dank seines exzellenten schauspielerischen Talents und der stilvollen Szenerie à la düsteres Hinterzimmer eines texanischen Vorortlokals ideal naive Werbefahrtteilnehmer zum Kauf überflüssiger Haushaltsartikel zu animieren. Nur wurden hier von Richard anstatt Magnetfeldmatratzen amerikanische Kriegsideologien feilgeboten. „Look, we have three countries in that room. We have Germany, we have America and we have in that box here Iraq.“

Der Irak präsentierte sich als Wild-West-Wüste bestückt mit typischen Utensilien, unter anderem einem Pokertisch, an dem um die Köpfe von Saddam Husseins Schergen gespielt werden konnte. „It’s all safe. No landmines in there.“ Es ist ja alles nur ein Spiel, und der Irak von der Ferne betrachtet nicht gefährlicher als ein „Jack in the box.“ Die schablonisierte Symbolik passte sich gut ein in die Situation der platten Promotion, deren Inhalt geprägt war von Auszügen der Reden von Präsident Georg W. Bush. Die vierundzwanzig Millionen Einwohner des Iraks wurden plötzlich zu vierundzwanzig Millionen potentiellen Massenvernichtungswaffen und die vierhundert Milliarden Dollar Militär-Budget zum Zeichen für die Friedensbemühungen Amerikas.

Und immer wieder musste sich das Publikum mit der allgegenwärtigen CNN-Realität auseinandersetzen, die versucht die Komplexität des weltlichen Geschehens in einfachste Schwarz-Weiß-Kategorien einzuteilen, nach dem Motto: Alle Terroristen sind böse und Krieg der einzige Weg. Damit erzählte Hobmeier jedoch nichts Neues, nichts zum Weiterdenken. In der Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zeitgeschehen scheint ein Ringen um die Pointe vorausprogrammiert. Der Stein von „ground zero“ wurde in den Publikumsrängen beinahe nicht mehr gefunden. Die Pointe ging gänzlich verloren.