dezember 2003 - jänner 2004

Didi Neidhart
gelinkt

Salzburgs Parteien im Netz

Ein Schnelldurchlauf im Geiste der Internet-Generation, denn die nächste Party wartet schon

Beginnen wir bei www.oevp-sbg.or.at. Dort lockt der „Standort Zukunft“, ein www.schausberger.at-Link sowie eine „vip area“, für deren Betreten jedoch ein Passwort gebraucht wird. Man will ja unter seinesgleichen bleiben.

Zusätzlich gibt es ein Salzburger Pacman-Spiel, bei dem das Salzburger Wappentier gegen grüne (!) und rote (!) Bälle kämpft. Interessanterweise sind die blauen (!) Bälle Verbündete und fungieren dabei als Art (schwarz-blaue) Beam-Stationen, die das Salzburger Wappentier (also die ÖVP, oder was) immer wieder an einem anderen Ort erscheinen lassen. Gestylt ist das ganze im modisch-privatwirtschaftlichen Laptop & Lederhosen-Design. Und damit die „spirituellen Menschenrechte Europas“ (Andreas Khol) nicht gefährdet werden, gibt es natürlich auch keinen Link zum Gottseibeiuns, also der KPÖ.

Interessanterweise kann nach einem Besuch von www.spoe.salzburg.or.at eigentlich nicht viel erzählt werden. So stellt man sich halt eine ins Internet gestellte Parteizentrale vor. Dafür gibt es hier die größte Link-Sammlung (inklusive KPÖ und sogar Liberales Forum) aller Salzburger Gemeinderatsparteien und das noch dazu mit internationalem Anspruch.

Ähnlich cybermodern wie die ÖVP geben sich hingen Salzburgs Grüne auf www.salzburg.gruene.at und www.buergerliste.at. Fast könnte hier von einem schwarz-grünen Cybergemeinschafts-Experiment die Rede sein, wenn auch die grüne Cyberwelt etwas bunter daherkommt, also durchaus auch im Sinne von Laptop & „Jute statt Plastik“ verstanden werden kann. Die „grünen Links“ führen u. a. Kulturinitiativen und Medien, hingegen eher im überschaubaren SympathisantInnen/potenziellen WählerInnenbereich, was eine schnelle Informationsbeschaffung – vor allem mit österreichischen Grün-Themen – jedoch vereinfacht.

Ganz auf Doris Tatzl (und die FPÖ im Allgemeinen, denn es hier gibt es nur „blaue“ Links) ist hingegen die Homepage der Stadt-FPÖ (www.fpoe-stadtsalzburg.at) ausgerichtet. Also rollt die Maus gleich mal zu „So macht sie Politik“, klickt und kommt zu einem verheißungsvollen „mehr“, dem nach einem weiteren Klick die Information folgt, dass Doris Tatzl zur FPÖ-Spitzenkandidatin für die Gemeinderatswahl 2004 gewählt wurde. Aha. Aber auch hier lockt ein „mehr“, und einen Mausklick weiter erscheinen die „Pressemitteilungen des FPÖ-Klub“ mit der Information „Zur Zeit sind leider keine News vorhanden.“ – Selbiges gilt auch für die „So kann die FPÖ wieder gewinnen“-Internet-Schnitzeljagd. Am vermeintlichen Ziel angekommen, lesen wir dass es „ab Ende Dezember 2003“ satte „10 Punkte“ FPÖ-Stadtpolitik geben wird. Da klicken wir doch, auch animiert durch der Spitzenkandidatin ach so gestrengen Blick, auf „Da hör her“ und lernen die Salzburger Landeshymne auswendig.

Speziell erwähnen wollen wir aber noch Elvira Herzgell. Die Sekretärin im FPÖ-Landtagsklub (www.fpoe-salzburg.or.at) „kämpft im Kulturausschuss gegen linke Projekte, die wenig bringen, aber viel kosten“ und hat daneben trotzdem noch Zeit für ihre Hobbys „Beachvolleyball und Snowboarden“. Denn merke: „Wer für den Sport ist, hat die Massen auf seiner Seite, wer für die Kultur ist, hat sie gegen sich, hat mein Großvater gesagt, deshalb sind immer alle Regierungen für den Sport und gegen die Kultur.“ (Thomas Bernhard: Die Ursache, 1975)