dezember 2003 - jänner 2004

Thomas Neuhold

„Ich bin ein Konsenspolitiker“

SP-Langzeitlandesrat Othmar Raus verläßt nach zwei Jahrzehnten die Salzburger Landesregierung

Einige Wochen nach den Landtagswahlen im März 2004 wird er dann plötzlich nicht mehr dazugehören: Nach rund 20 Jahren Landesregierung räumt SP-Landesrat Othmar Raus im Zuge der Konstituierung der neuen Landesregierung seinen Schreibtisch in der Kaigasse. Raus geht freiwillig: „Man muss wissen, was man zu tun hat.“ Damit geht in Salzburg eine politische Ära zu Ende. Der heute 58-jährige in Oberösterreich Geborene – „ich stehe im 45. Berufsjahr“ – war über Jahrzehnte eine der prägenden Figuren der politischen Landschaft an der Salzach: Als AK-Vizepräsident, dann als SP-Landtagsklubchef und schließlich ab 1984 als Landesrat mit den – wechselnden – Ressortverantwortungen Sport, Kultur, Wohnbau, Verkehr, Umwelt und anderen mehr.

Dazu noch seine Rolle als absolut loyaler Parteifunktionär und ewiger Zweiter hinter Ex-Landesparteichef Gerhard Buchleitner oder eben jetzt hinter Gabi Burgstaller: Das brachte ihm manch Unangenehmes ein; beispielsweise 1992 die „nicht einfache Aufgabe“ (Raus) die nach dem Wahldebakel 92 gespaltene SP-Stadtpartei als „Troubleshooter“ und Stadtparteiobmann aus der Krise zu führen. „Erfolgreich“, wie Raus rückblickend im »kunstfehler«-Gespräch betont. Seit 1999 stellt die SPÖ mit Heinz Schaden wieder den Bürgermeister der Landeshauptstadt. Wollte Raus eigentlich nie selbst ganz nach oben, die Nummer eins der Salzburger Sozialdemokraten werden? „Die Frage hat sich im Zeitablauf Radlegger-Buchleitner-Burgstaller nicht gestellt“, meint er. „Ich fühle mich als Teamarbeiter. In unserer Ich-Zeit fühl’ ich mich nicht so wohl.“

Auch wenn er nie Frontmann der SP wurde, die Handschrift des gelernten Drogisten ist in der Landespolitik unübersehbar. Die Liste der von Raus gegenüber dem »kunstfehler« auch mit etwas Stolz angeführten „Erfolge“, zeigt die Bandbreite seiner Tätigkeit: Sie reicht im Sportressort von „der Öffnung des Landessportrates für Frauen“ bis zum Ausbau des Sportzentrums Rif; im Ressort Umwelt von der „grünen Salzach“, über die „sauberen Seen“ bis zur optimalen Luftqualität; von der enormen Wohnbautätigkeit bis zur Befriedung der Lärmsituation am Salzburger Flughafen. Im Kulturressort lauten die Stichworte zum Thema Erfolg: Ausbau der Budgets im freien Kulturbereich, Kultur am Land – vom Saalfeldner Nexus über Goldegg bis Radstadt – sowie dem Salzburger Kulturstättenplan mit Festspielhaus, Stadtkino, Landestheater, Universität Mozarteum und vielen anderen mehr. Raus: „Die meisten Kräne stehen derzeit bei Kulturbaustellen.“

Beim Erreichten handle es sich um „Bleibendes, Nachhaltiges“, betont Raus. Die schnellen Erfolge, die großen Visionen der bunten Vögel sind nicht so seine Sache. Das Projekt „Kulturhauptstadt Graz 2003“ etwa ist für ihn „ein Strohfeuer“. Seine Prophezeiung: „Zurück bleibt Asche!“ Den Weg zum politisch Bleibenden beschreibt Raus mit „ich bin ein Konsenspolitiker“ und mit „der Erfolg zählt.“ Kein Wunder, dass Raus allenthalben als Großkoalitionär gilt und von vielen Schwarzen fast so geschätzt wird wie von den eigenen Leuten.

Der Frage, wer seinen Platz in der SPÖ künftig einnehmen wird, kommt daher besondere Bedeutung für die Regierungsverhandlungen nach dem 7. März 2004 zu. In der ihm eigenen Loyalität hat Raus dazu (bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe) ebenso eisern geschwiegen wie Gabi Burgstaller. Und da man sich mitten im Wahlkampf befindet, will er auch über seine persönlichen Ambitionen für die nächsten Jahre keine Auskunft geben. Vorerst gilt für ihn nur eines: „Die SPÖ muss weiterhin in der Landesregierung bleiben und soll am 7. März möglichst stark werden, vielleicht sogar die Führung in Salzburg übernehmen.“ Das wäre sein Traum.