dezember 2003 - jänner 2004

kurzfehler

Kurzfehler

Elektronikland 2003, der Preis des Landes Salzburg für elektronische, am Computer generierte und zusammengesetzte Musik wurde am 15. 11. im Rahmen der ARGEkultur-DJ/Club Culture-Reihe „Audio Shadow“ an die glücklichen GewinnerInnen verteilt. Wobei es die Jury (Didi Neidhart/»kunstfehler«, Skug, Gianni Stiletto/FH Salzburg, Karl Zechenter/Künstlerischer Leiter ARGEkultur), mit knapp mehr als 60 Einsendungen zu tun hatte, an denen zwar – abseits nun auch schon etwas abgelatschter Drum & Bass-Versuche – aktuelle Dancefloortrends (wie etwa Electroclash) so gut wie spurlos vorbeigegangen zu sein scheinen, die dafür in eher experimentelleren Elektronik-Genres wie Minimal, Dub und fortgeschrittener Klangbastelei (Stichwort „Cuts & Clicks“) umso mehr überzeugten. Was sowohl bei den HauptpreisträgerInnen (Roman Gerold, Elisabeth Meilinger, Dino Spiluttini) wie bei den Förderpreisen (Gerhard Daurer, Gregor Ladenhauf, Martin Loecker, Michael Plöderl, Gunda Schwaninger, Martin Wöhrer) anschaulichst zum tragen kam.

-christa-

Hermes Phettberg, Gottes und de Sades Antwort auf die Frage Nietzsches nach dem Wesen des Philosophen der Zukunft hat wieder eine TV-Show. Was der »kunstfehler« als Insiderwissen schon in seiner letzten Ausgabe vermutete, ist nun wahr geworden. Knapp acht Jahre nachdem die „Nette Leit-Show“ im ORF ihr Ende fand kehrt Hermes Phettberg als „Beichtphater Phettberg“ nun jeden Freitag um 21:15 Uhr via ATV+ wieder auf die Bildschirme zurück!

Wobei die Identität seiner Gäste (u. a. Kurt Ostbahn, Alf Poier, Franz Antel, Christph Schlingensief, Peter Kern) jedoch erst nach vollzogener Buße bekannt gegeben wird. Spannungsfaktor Beichtgeheimnis sozusagen. Was natürlich katholische Rechtsausleger (etwa aus dem Umfeld einschlägig bekannter Abendlandschützer wie www.kath.net) schon im Vorfeld in Rage brachte. „Stoppt Phettberg!!!“ war da in diversen Postings auf ATV+ zu lesen. Wir sagen dazu nur: Einschalten und dann gleich auf www.phettberg.at beim „Preisausschreiben Gottesumfrage“ mitmachen.

-didi-

Abräumer des Jahres ist die Radiofabrik. Nach dem Gewinn des „Kulturpreises für Menschenrechte und Integration“ der Salzburger Grünen gab es als Draufgabe noch den „Landespreis für Kulturarbeit“. Der mit 3700 Euro dotierte Preis wird auf Vorschlag einer unabhängigen Jury für besonders qualitätsvolle und innovative Leistung auf dem Gebiet der nicht gewinnorientierten praktischen Kulturarbeit vergeben. Die Jury sieht die Verleihung auch „als Signal gegenüber aktuellen Tendenzen des Rundfunks, die Kulturberichterstattung einzuschränken und zu nivellieren“.

Besser hätte es der »kunstfehler« auch nicht formulieren können! Gratulation!

-red-

Lehrreiche Sommer-„Szene“. Auch gegenüber Kulturstätten soll man keine mündliche Abmachungen treffen und dem naiven Glauben verfallen, sie würden eingehalten. Als die Auslastung des so renommierten Festivals bei vielen Veranstaltungen unter 20 Prozent sank und nur durch große Freikartenkontingente vor der Peinlichkeit bewahrt werden konnte, wurde den Mitarbeiterinnen im Vorverkauf mitgeteilt, dass vereinbarte Arbeitsstunden leider ersatzlos gestrichen werden müssen. Die Organisation bittet um Verständnis. Aber da der Vorverkauf ja nicht variabel gestaltet werden kann, wurde am nächsten Tag ein dem Haus näher stehender Kollege von den Mitarbeiterinnen mit der neu gewonnenen Tagesfreizeit eingeschult. Zuckerl: die tägliche Vorbereitungszeit und die Tagesabrechnungen sollten nicht mehr zur Gänze bezahlt werden.

Mittlerweile zog der Winter ins Land – zu Redaktionsschluss dieser »kunstfehler«-Ausgabe hat die Szene immer noch nicht alle Sommerhelferleins entlohnt.

-nicom-

Out-Einwurf beim Obus. Ab 14. Dezember legen die Salzburger Stadtlinien ein Schäuferl nach: längst überfällige Reformen, besseres Service und als Folge mehr Fahrgäste in Obussen und Bussen – also verringerte Betriebsabgänge bei der Verkehrssparte der Salzburg AG.

Monate nachdem Gunter Mackinger zur Lokalbahn auch die Lenkräder der Busse übernommen hat, deutet sich mehr Innovation an als während Jahrzehnten davor. Dass einiges im Argen liegt, ist beim Besuch anderer Städte schon seit langem zu erkennen. Also befürchtete auch der »kunstfehler« im Mai 2000: „Der Obus rollt ins Out.“ (Online schnell nachzulesen unter

www.kunstfehler.at). Mit etlichen Argumenten wurde der journalistische Beweis geführt, dass das Angebot in Salzburg Vergleichen nicht mehr standhält.

Derlei redaktionelle Sorgfalt gefiel den Herren Öffentlichkeitsarbeitern der Salzburg AG freilich gar nicht: unrichtig, warum sie nicht gefragt worden seien, was das Ganze solle. Doch der Beitrag gelangte auch auf den Konferenztisch des Vorstands und wurde in Gegenwart des unambitionierten Leiters der Busflotte Punkt für Punkt durchgearbeitet – eine Sternstunde für dessen Intimfeind Mackinger. Dieser setzt nun um, was die Herren der PR-Abteilung damals als dummdreiste Wünsche hinstellten: saubere Haltestellen mit Häuschen und lesbaren Fahrplänen, Bus fährt durch, wenn niemand aus- oder einsteigt, der 51er wird wieder zum 3er und der 49er zum 7er und so weiter. -tilia-

Wien legt vor, Salzburg wartet ab. Wiens Bürgermeister Michael Häupl hat den ehemaligen ÖVP Kulturstadtrat Peter Marboe als weisungsfreien Intendanten für das Mozartjahr 2006 nominiert. Einen Intendanten für das Mozartjahr in Salzburg hatten auch Grüne und Bürgerliste gefordert, nach rund drei Monaten Bedenkzeit haben Landeshauptmann Schausberger und Landesrat Raus diese Idee abgelehnt. Anfang Jänner soll es nun die Präsentation des Salzburger Programms geben. Dann wissen wir endlich, was in Salzburg zum Jubeljahr des „Genius Loci“ nicht passieren wird. -hk-

Juckende Lederhosen, Abende auf der Heidi oder Filme wie „Frau Wirtin bläst auch gern Trompete“ (Franz Antel, 1969) sind natürlich das Allerletzte. Das wissen auch die Macher des Jungbauernkalenders und setzen voll auf Traditionspflege. Gilt es doch den „fundamentalen Wandel in der jüngeren Bauernschaft“ auch bildlich auszudrücken. Nun sind erstmals auch Salzburgerinnen als Models bald „an den Wänden tausender Büroräume, Bauernstuben und Schlafzimmer“ zu beäugen, wie die SN berichtet (und bebildert).

Dass Frauen, die sich ausziehen, nur ihr „neues Körperbewusstsein“ (Barbara Stöckl) offen leben, wissen wir ja. Daher wundert es kaum, dass sich das „neue Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl“ von Jungbauern in Form nackerter Jungbäuerinnen als „die Erotik des Lebens in der Natur und die Schönheit und die Erotik der bäuerlichen Arbeit“ manifestiert. Die sagen dann so erotische Sachen wie „Es ist wichtig, österreichische Produkte zu konsumieren.“ Oder plädieren für Naturerfahrungen durch einen „offenen Blick und ein empfängliches (!) Gemüt“. Geldfluss trifft Spermafluss. Neben der „Girl“-Edition (Frauen mag der Jungbauer an sich wohl nicht so) gibt es noch die Sex In The Stadl-„Men-Edition“, die weniger aus Versehen schwul wirkt, als an Leni Riefenstahl erinnert. Noch Fragen?

-didi-

Der Musikladen in der Linzergasse war seit Jahr und Tag beliebterTreffpunkt für Salzburger MusikliebhaberInnen. Der Schock über die Nachricht vom Konkurs der Musikladen-Kette saß tief; vor allem angesichts des sonstigen Angebotes an gut sortierten Plattenläden in der Landeshauptstadt. Die gute Nachricht: Zumindest der Salzburger Musikladen konnte vorerst gerettet werden; er hat also ab sofort wieder geöffnet. Und das ist gut so!

-red-