november 2003

Thomas Randisek
gelinkt

Feinkost für Kulturinteressierte

Der „Perlentaucher“

Wer einen direkten Zugriff auf die kulturellen Dinge und die vom Feuilleton gerade verhandelten Debattenbeiträge schätzt, den beglückt der www.perlentaucher.de. Kulturinteressierten, denen das österreichische Feuilleton eine zu magere Kost ist, erhalten – ausschließlich online – eine kommentierte Presseschau mit ausgewählten Kulturthemen von sechs deutschsprachigen Zeitungen. Dieser Service ab 9:00 morgens verschafft dem Nutzer einen schnellen wie gründlichen Überblick. Spätaufstehern wird täglich ab 14 Uhr die Bücherschau des Tages präsentiert.

In der Magazin-Rundschau durchstreifen die Perlentaucher zudem jeden Montag deutsche und internationale Kultur- und Nachrichtenmagazine auf der Suche nach interessantem Lesestoff. So werden Der Spiegel, der französische L’Express, der New Yorker, der italienische L’Espresso und der englische Economist für den Bildungswilligen vorselektiert. Internet also nicht für Vergnügungssüchtige, sondern für das bildungsbereite linksliberale Bürgertum und die Kulturlinke.

Das Angebot umfasst ferner eine Cartoonsammlung, ein ausführliches AutorInnenverzeichnis und Tipps für die Mattscheibe. Freunde des 3sat-Magazins „Kulturzeit“, das immer wieder beweist, wie sich Kulturberichterstattung in politische Zusammenhänge bringen lässt, versorgt der www.perlentaucher.de mit den nötigen Hintergrundfacts.

Wer sich etwa für Bücher über Frankreich im 18. Jahrhundert interessiert, kann diese Themenkombination in die Profisuche eingeben und wird alle Bücher finden, die in den ausgewerteten Zeitungen zu diesem Thema besprochen wurden. Ein Erfolgsrezept, das aufgeht. Rund 320.000 Besucher verzeichnet das Spartenangebot, fast fünfmal so viele wie noch vor zwei Jahren. Diese Nutzergruppe hat zu 96 Prozent die Matura geschafft, 77 Prozent haben ein abgeschlossenes Studium, fast jeder Fünfte schleppt einen Doktortitel mit sich rum.

Mittlerweile haben auch die Literaten die Seiten der „Perlentaucher“ für sich entdeckt: „Ein Atoll glückender Öffentlichkeit“, so diagnostiziert einer. Poetischer hätte man es auch von Andre Heller nicht erhalten.

Der mittlerweile drei Jahre alte „Perlentaucher“ hat heuer den Grimme Online Award erhalten. Die Jury hat die hohe Qualität gepriesen, „fein und uneitel“ sei das Angebot, „das Wort hat dort den Vortritt“. Auch als Startseite zu empfehlen: www.perlentaucher.de