november 2003

Thomas Neuhold
leitartikel

Engagement? Selber schuld!

„Ausbeutung. Selbstausbeutung.“ – Rund um diese zwei Begriffe dreht sich die Titelgeschichte der vorliegenden Ausgabe des »kunstfehler« zur Situation der freien Theater. Eh klar: Kulturelles Engagement wird – so man oder frau nicht zum Establishment gehört – nicht belohnt.

Der Salzburger Zeltverleiher und Kulturvermittler Georg Daxner kann ein ganz besonderes Lied davon singen. Das von ihm im Volksgarten organisierte Winterfest war vergangenes Jahr ein echter Renner. 11.000 Besucher stürmten das weltliche Pendant des Adventsingens. Im „Zelt des Wunderns“ gab man internationale Varietékunst vom Feinsten: Wer erinnert sich nicht gerne an die Londoner Kultgruppe „Tiger Lillies Circus“ mit ihren bizarr-obskuren Gesängen. Gerade Firmen machten von dem Angebot Gebrauch und nutzten die Gelegenheit einer Weihnachtsfeier ohne Weihrauchdunst.

Das Engagement und finanzielle Risiko eines 600.000 Euro Budgets wurde Daxner nicht gelohnt. Die von der Stadt gewährte Wirtschaftsförderung von 60.000 Euro reicht nicht, und SP-Kulturlandesrat Othmar Raus hat nur matte 3.600 Euro für das Winterfest locker gemacht. Das Wirtschaftsressort des Landes gewährte weitere 3.600 Euro. Als dann noch große Firmen ausstiegen – Daxner: „Die Bewerbung Salzburgs für die Olympischen Winterspiele 2010 hat Sponsoren abgezogen.“ – war der sprichwörtliche Ofen endgültig aus. Statt dem großen Winterfest präsentiert Daxner heuer nur „eine kleine Variante“ in einem kleinen Zelt. (Programm: www.winterfest.at) Wie Daxner das Defizit aus dem Vorjahr abdecken wird, weiß er heute noch nicht.

Barocke Umverteilung

Na ja, er ist eben selber schuld. Er hat sich kulturell engagiert, etwas gewagt und das wird eben nicht belohnt. Außer man gehört zum Establishment wie die Arbeitsgemeinschaft Paris-Lodron mit dem beamteten ÖVP-Politiker Alfred Winter an der Seite. Das beinahe private Barockfest war zwar ein finanzieller Flop mit knapp 15.000 Euro Defizit, den Schuldenberg der Arbeitsgemeinschaft Paris-Lodron übernimmt die öffentliche Hand per Gemeinderatsbeschluss freilich gerne.

Aber es hat eben nicht jeder einen Professor Winter hinter sich. Dieser ist immerhin auch schwarzer Kulturausschussvorsitzender, Daxner nicht.