november 2003

Thomas Neuhold
editorial

Liebe Leserinnen! Liebe Leser!

Wenn Wahlen etwas verändern könnten, wären sie verboten. In diesem Sponti-Spruch steckt ein Quentchen Wahrheit. Oft nämlich versucht das Wahlvolk die politischen Karten neu zu mischen, und trotzdem sitzt am Ende wieder die gleiche Garnitur ganz oben. Die vergangene Nationalratswahl mit dem Totalabsturz der Blauen und dem Kabinett Schüssel II ist ein Beispiel dafür. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Salzburger Landtagswahlen Anfang März ein ähnlicher Fall werden, ist groß: Nach den jüngsten Umfragen dürfte vor allem die SP kräftig zulegen; auch die Grünen können mit – wenn auch geringeren – Gewinnen rechnen. Und trotzdem: Wenn er nicht über die eigenen Parteifreunde stolpert, dürfte Franz Schausberger (VP) ziemlich sicher Landeshauptmann bleiben.

Schausberger ist in einer komfortablen Position. Dass die SP die VP stimmenmäßig überholt, ist unwahrscheinlich. Und: SP-Chefin Gabi Burgstaller hat sich schon frühzeitig auf eine Kooperation der starken Kräfte – also eine große Koalition – festgelegt. Schausberger hingegen hat eine Regierungsbildung mit den Grünen nicht ausgeschlossen. Einige seiner Parteifreunde propagieren dieses Modell inzwischen ganz offen, selbst die Industriellenvereinigung könnte mit Cyriak Schwaighofer in der Landesregierung leben. Schwaighofer selbst wiederum würde sich Verhandlungen mit den Schwarzen wohl kaum verschließen. Und weiter: Aus Sicht des Landeshauptmannes ist nicht einmal die FP völlig aus dem Koalitionsrennen; vorausgesetzt Karl Schnell tritt nach der zu erwartenden Wahlniederlage ab ...