oktober 2003

an uns

Leserbriefe

Zu „Die Reihen dicht geschlossen, Kameranossen!“ aus der »kunstfehler«-Ausgabe Aug./Sept. ’03:

Als „groben Schwachsinn“ habe ich lediglich die Behauptung bezeichnet, das Austrian Social Forum habe „eine offene Flanke nach rechts“; immerhin habe ich selbst – und nicht das ASF – den Umweltjournalisten Franz Alt eingeladen, da ich von seiner Publikationstätigkeit in rechtsextremen Medien nichts wusste. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Recherchen des Dokumentationsarchivs habe ich die Intervention Heribert Schiedels ausdrücklich und öffentlich begrüßt, selbst eine offensive Auseinandersetzung mit dem Thema „Querfront“ durch die sozialen Bewegungen eingefordert und eingeleitet und klargestellt, dass ich jede Form der Kooperation mit rechtsextremen Medien für unentschuldbar halte. Hier den Finger draufzulegen, wie dies das DÖW tut, halte ich für absolut nicht paranoid, sondern im Gegenteil für unverzichtbar. Ich habe beim ASF niemanden getroffen, der oder die das nicht ähnlich gesehen hätte. Klaus Werner

Zu „Die Reihen dicht geschlossen, Kameranossen!“ aus der »kunstfehler«-Ausgabe Aug./Sept. ’03:

Vom 28. Mai bis zum 1. Juni fand, höchst erfolgreich, in Hallein das erste österreichische Sozialforum statt. Mehr als 1500 Menschen, die in den letzten Jahren gegen Fremdenhass, Sozialabbau und Krieg im Irak aufgetreten waren, trafen sich zu 175

Konferenzen, Seminaren und Workshops, um gemeinsam die Hintergründe für zukünftige Handlungsstrategien auszuloten. Den Blickwinkel der TeilnehmerInnen erweiterten Gäste aus anderen politischen Kulturen wie z. B. Ungarn, Deutschland, Indien, Thailand und Frankreich, darunter u. a. namhafte SozialwissenschaftlerInnen und AktivistInnen verschiedener sozialer Bewegungen. Konstruktive Kritik und Selbstkritik ist für die noch junge Bewegung der Sozialforen unbedingt notwendig, um den Prozess weiterentwickeln zu können. T. Neuhold hingegen, hat seinen Artikel missbraucht, um seine persönlichen Konflikte mit einzelnen Personen, die sich im ASF engagiert haben (führende Köpfe gibt es in einer Sozialforenbewegung nicht!), in das Gewand einer politischen Auseinandersetzung zu kleiden.

Einen Artikel im Kronenzeitungsstil haben wir uns im »kunstfehler« ganz sicher nicht erwartet. Wir finden es sehr bedauernswert, dass ein derart unprofessioneller Artikel nicht von der Redaktionskonferenz zurückgewiesen wird.

Edith Hanel; Walter Schnöll

Sehr geehrte Redaktion!

Soeben finde ich meinen Leserbrief an Sie in Sachen Wiglaf-Droste-Report zum Ökumenischen Kirchentag in der neuesten Ausgabe des »kunstfehler« vor. Leider kann Herr Doc Holliday es sich nicht verkneifen, eine gleichzeitige Meldung über die Zuerkennung des Ben-Witter-Preises an Herrn Droste meiner Kritik gegenüberzustellen. Ich darf nun aber doch annehmen, dass Herr Droste diesen Preis für seine journalistische Arbeit allgemein und nicht für den von mir kritisierten Text im Speziellen erhalten hat. Diesen feinen, aber nicht unwesentlichen Unterschied zu verwischen („was der eine für hasserfülltes Gelabere hält, ist dem anderen ein Zeichen für vitale Dissidenz“) nennt man wohl Manipulation. Ich muss meinen bisherigen Eindruck von der Qualität Ihrer journalistischen Arbeit wohl revidieren. Schade.

Dr. Werner Riemer,

Kulturamt Stadt Salzburg

Gunst hinter dem Bauzaun – Was darf Gunst in Salzburg?

Ein Podiumsdiskussionsdrama

Werner Thuswaldner: Ich will zunächst alle vorstellen oder auch nicht und den Gastgeber, die ARGEkultur fragen, warum denn der Edelessayist von der Riedenburg gar nichts, kein Wort, überhaupt nichts zu diesem Aufsehen erregenden Fall geschrieben hat.

Die restlichen Podiumsdiskutierer/innen: Mir san lauta Graza!

Mag. Ulrike Gschwandtner: I ned, i bi aus Soizburgh.

Bürgermeister Dr. Heinz Schaden: Mi homs glegd!

Werner Thuswaldner: Weil Sie Grazer sind, oder warum denn? Und überhaupt, Frau Mag. Horny, sind sie für den Wurzelseppbrunnen zuständig, der jetzt aufs Platzl kommt und überhaupt ... bekommen wir jetzt in Salzburg auf jeden Platz einen Brunnen?

Mag. Inga Horny, Altstadtmarketing Salzburg: Also, für uns ist das Konzept aufgegangen. Alle Welt spricht über uns, die Besucher kommen und schauen, was will man mehr?

Mag. Ulrike Gschwandtner: I find, dös muaß ma bolidisch diskutiern! Es gehd jo immahin um de Freiheid da Gunst und ...

Ein spontaner Podiumsdiskussionteilnehmerzwischenruf: ... um de anadomische Unmöglichkeidd mitd an eregiertn Schwaunz Wossa zan lossn!

Werner Thuswaldner: Wäre das, Herr Lorenz, auch in Graz möglich?

Wolfgang Lorenz, Intendant Kulturhauptstadt Graz 2003: Woswasi? Auf olle Fälle muaß ma da Frau Husslein den Vorwuaf mochn, dos se übafoadat woa. Gunst is Gunst und do gipts kane Würschtl. Gunstfreiheit, dös braucht ma, wia a Glasl Wossa ...

Werner Thuswaldner: ... ja, gibt es das denn in Graz noch kostenlos? Hier bei uns in Salzburg leider nicht mehr überall. Das zeigt ja, wie weit es gekommen ist. Herr Bürgermeister ...

Bürgermeister Dr. Heinz Schaden: Mi homs glegd!

Wolfgang Lorenz: Jo, is jo guat Heinzi, wieso hopts es ka Kommission füa so Gunstgschichterl? Gunstrosn hobts in aichan neichn Stadion, oba wauns an urinierenden „Arc de Triomph“ zuabrettlst, daun zagt sie scho, dos du Heinzi dagegen bisd! Mit deine peasönlichn Phantasien de Öffentlichkeit ousinga und nochand wei di ebbas zint, es glei auffawurln lossn? Des is bolidisch und gunstbolidisch foisch! Vastehsd mi?

Bürgermeister Dr. Heinz Schaden: Mi homs glegd! Wea woas denn heid ano, obs a Gunstkunst oda a Kunstgunst is?

Peter Ruzicka, Künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele: Bei uns gibt es sowas nicht. Wir diskutieren eben recht kräftig, mit dem Ziel, im Jahre 2006 alle 22 Opern unseres Stadtheiligen Wolferl zu inszenieren. Da muss halt die Frau Olga Neuwirth verzichten, da gibt’s eben im Mozartjahr in Salzburg keine Opernuraufführung, und als Theater reicht der „Jedermann“ als Mitternachtsevent auf dem Domplatz. Aber das lässt sich doch nicht mit der jetzigen Irritation vergleichen. Wer braucht schon in dieser Stadt auch nur Spuren eines zeitgenössischen Musiktheaters?

Wir wollen ein Opernmuseuum im Berg werden!

Bürgermeister Dr. Heinz Schaden: Mit oder ohne Landesregierung! Jo i was eh, wea den Schaden hat, spottet jeda Beschreibung! A so a Erektionswischla, dea is do a Provokation füa unsare Muslimfreunde. Füa de is do a Nockata skrupulös!

Eine Parteifreundin: Geh Heinzi dös nimmt da do kana oh, ned amoi a Dunanadl (Pinzgauer Berggeistlein, das die unzüchtigen Drindln bestraft D. B.)

Wolfgang Lorenz: Dö gaunze Aktion is füan Oasch. De Husslein a Gunstdilettantin, de Bolitik stoasteirisch und stiawoscharisch, dazua koa Spua vo an Gunstmanatschemend! Daun kimmt do no es Broblem da männlichn Bevökarung: A so a Plastig mid an söchanan steifn Brunzwaschl, dös weckt bei de Monnaleit do nua Aungst und Mindaweatigkeid!

Eine elegant Gekleidete: Wir wissen, wir leben in einer Zeit des Verfalls. Ich bin Amateurlyrikerin und habe schon viel veröffentlicht. Wohin wir blicken, sehen wir eine unbeschreibliche Sittenverwilderung. Achtung vorm Alter und Kunstgeschmack gibt es nicht mehr. Stattdessen herrscht Zügellosigkeit, Ungehorsam, Missachtung aller höheren Werte, Lug, Trug und Verleumdung. Selbst vor unserer großen Stadt Salzburg hat die Unmoral nicht halt gemacht. Deswegen bin ich dem Bürgermeister so dankbar, dass er diese Schande von uns abgewendet hat.

Chor aller Beteiligten nach der Melodie der kleinen Nachtmusik singend: Der Gunst jede Freiheit, der Freiheit jede Gunst nua ka Kunst!

FPÖSPÖÖVPBürgermeister tauschen Bruderküsse aus, der Erzbischof Kothgasser segnet die Szene. Dieter Braeg