august-september 2003

Wiglaf Droste

Post coitum animal triste?

Das Tier, post coitum, sei trist,

sagt der Volksmund und vergisst,

jene Tiere zu erwähnen,

die danach nicht traurig gähnen

und gelangweilt, beim Erschlaffen

erst mal ’ne Aktive paffen,

sondern nochmals, voll Entzücken

näher zueinander rücken

und sich abermals beglücken.

Nach dem Mauseln freuen sich

Mäusin wie auch Mäuserich

schon auf eine Neuauflage.

Wuchtig tritt die Gier zu Tage

bei der Zimt-und-Zucker-Zicke.

Sie hat nie die Faxen dicke,

sondern bäht das Böckchen an:

Nicht gleich schlafen – sei ein Mann!

Und das Böckchen folgt ihr dann.

Auch im Bann des Sexuellen

stehen Rehe und Gazellen.

Sich nur einmal zu bespringen

würde sie nicht weiterbringen.

Nächtelang, ganz ohne Doping,

toben Pro- und Antiloping.

Hammerhai und Zitteraal

haben beide keine Wahl,

denn stets heißt es: Komm, nochmal!

Ganz am Ende landen wir

dann beim ollen Menschentier:

Körperkes anineinander,

Beingewurstel, durcheinander,

außer Atem, warm umschlungen

hat sich, zwei-wird-eins, bezwungen,

sich im Pas des deux besiegt

und liegt friedlich, wie gewiegt,

wonnig Haut an Haut geschmiegt.

Später wird, ganz ungezwungen,

neu ad libitum gerungen.

Erst wenn dieses auch vollbracht,

sagt der Mensch:

Das war’s – Gut’ Nacht.