Post coitum animal triste?
Das Tier, post coitum, sei trist,
sagt der Volksmund und vergisst,
jene Tiere zu erwähnen,
die danach nicht traurig gähnen
und gelangweilt, beim Erschlaffen
erst mal ’ne Aktive paffen,
sondern nochmals, voll Entzücken
näher zueinander rücken
und sich abermals beglücken.
Nach dem Mauseln freuen sich
Mäusin wie auch Mäuserich
schon auf eine Neuauflage.
Wuchtig tritt die Gier zu Tage
bei der Zimt-und-Zucker-Zicke.
Sie hat nie die Faxen dicke,
sondern bäht das Böckchen an:
Nicht gleich schlafen – sei ein Mann!
Und das Böckchen folgt ihr dann.
Auch im Bann des Sexuellen
stehen Rehe und Gazellen.
Sich nur einmal zu bespringen
würde sie nicht weiterbringen.
Nächtelang, ganz ohne Doping,
toben Pro- und Antiloping.
Hammerhai und Zitteraal
haben beide keine Wahl,
denn stets heißt es: Komm, nochmal!
Ganz am Ende landen wir
dann beim ollen Menschentier:
Körperkes anineinander,
Beingewurstel, durcheinander,
außer Atem, warm umschlungen
hat sich, zwei-wird-eins, bezwungen,
sich im Pas des deux besiegt
und liegt friedlich, wie gewiegt,
wonnig Haut an Haut geschmiegt.
Später wird, ganz ungezwungen,
neu ad libitum gerungen.
Erst wenn dieses auch vollbracht,
sagt der Mensch:
Das war’s – Gut’ Nacht.