august-september 2003

kurzfehler

Kurzfehler

Talent gegen Entertainment hieß das Motto des zweiten Großfeld-Fußballspiels zwischen der ARGEkultur und dem Rockhouse Salzburg. Abgesehen von dem nüchternen Ergebnis (0:5) zeigte sich eine klare Überlegenheit der Rockhouse-KickerInnen in puncto Ballbeherrschung, Laufstärke und Raumaufteilung. Nichtsdestotrotz sehen wir einem erfolgreichen Rematch mutig entgegen. Kampfbereitschaft, Moral, Fans und unser Rückhalt zwischen den Pfosten lassen uns an einen Sieg glauben. Verlieren können wir immer noch (wie wir bewiesen haben).

-mg-

Neuer alter Vorstand. Die Beteiligung an der ARGE-Generalversammlung am 3. Juli war mit 155 abgegebenen Stimmen (inklusive Stimmübertragungen) rekordverdächtig, der Veranstaltungssaal gefüllt wie bei einem feinen Konzert. Grund: Ein Vorstand wurde gewählt. Nach knapp einer Stunde Auszählung stand das Ergebnis fest. Der bisherige Vorstand der ARGEkultur wurde mit klarer Mehrheit bestätigt. Vier weitere KandidatInnen, die angetreten waren, erreichten die erforderliche Zustimmung von mindestens 50 Prozent der abgegebenen Stimmen nicht. Die Wahl im Detail: Alexander Mänhardt (99 Stimmen), Ulli Gschwandtner (93), Werner Pichler (91), Georg Wimmer (89), Silke Theiner, (86) Stefan Tschandl (74), Gerhard Wohlzog (72), Thomas Neuhold (70), Ilse Vogl (69). Das Vorstands-Team mit Werner Pichler (Vorsitzender) Silke Theiner (stv. Vorsitzende), Ulli Gschwandtner (Kassierin), Georg Wimmer (Schriftführer), Alexander Mänhardt (stv. Schriftführer) wird somit für zwei weitere Jahre die Interessen des Vereines ARGEkultur vertreten.

-wim-

Liebe Austria Salzburg. Lieber Rudi. Lieber Toni.

Möchte mich gern als Manager bei euch bewerben. Bin zwar nicht sehr sportlich, aber engagiert. Mein Künstlername: Bin noch am Überlegen, werde euch aber einen präsentieren, wo dem lieben Rudi vor lauter rollender RRR ganz schummrig wird. Gekickt hab ich seinerzeit hinterm Lepi. Mein Geburtsdatum stimmt. Mein Scheich steht im Schrank (Sheik Yerbouti). Falls ihr einen lebenden braucht, könnte man für die Presse diesen englischen Komödianten einladen, der kürzlich als Osama Bin Laden bei den Royals mitfeierte (hat dort auch keiner gemerkt). Kann auch gern ein paar Schaufeln Erde beisteuern, um am falschen Rasen zwecks Fußballspielen einen richtigen aufzuschütten. Und: lesen und schreiben geht auch zur Not. Also: Wann kann ich den Dienstwagen abholen?

-hk-

Preisträgerin des diesjährigen „Kulturpreis für Menschenrechte und Integration“ von den Grünen, der Bürgerliste und Gerard Mortier ist die Radiofabrik. Sie erhielt den mit 4.000 Euro dotierten Preis für ein Feature zur „Salzburger Demonstrationskultur 2001–2003“.

-red-

Müllabfuhr spielen kann manchmal ganz schön erkenntnisreich sein. Etwa beim Ende Mai auf der Pernerinsel in Hallein abgehaltenen „Austrian Social Forum“. Nein, es geht nicht um Bösmenschen-Bierdosen und extrem überteuerte Gutmenschen-Bio-Schnitzel. Es geht schlicht und einfach um ein Flugblatt, in dem eine Interessensgemeinschaft auf das Ansinnen der ÖVP (speziell auf jenes des Verteidigers der „metaphysischen Menschenrechte Europas“, Andreas Khol), Gott in die Verfassung aufzunehmen, mit „mit Abscheu und Besorgnis“ und der Aufforderung „Göttinnen und Götter in die Verfassung!“ antwortet. Unterzeichnet ist das Flugblatt von einem Z.E.H. (Zentralrat der europäischen Heiden) und der ist total stinkesauer auf eine „vorderasiatische Hirtenreligion“, die dafür verantwortlich ist, dass die „über viele Jahrhunderte hinweg“ bestandene „heidnische Hochkultur“ (Kelten? Griechen? Römer? Germanen?) kaputt gemacht wurde. Denn „es war das Erbe dieser heidnischen Hochkultur, welches die Europäerinnen und Europäer in der Neuzeit zur Errichtung demokratischer Gesellschaften inspirierte.“ Bestes Beispiel dafür sei ja auch „die heidnische Göttin Pallas Athene“ vor dem österreichischen Parlament. Die absolute Gefährlichkeit dieser „vorderasiatische Hirtenreligion“ zeigt sich für den Z.E.H. aber in der Tatsache, dass „faschistische Diktaturen“ in Europa „sehr oft christlich-faschistische Diktaturen (siehe Spanien, Portugal, Kroatien, Österreich)“ waren. Wem beim antisemitischen Oberton der „vorderasiatische Hirtenreligion“ noch kein Licht über die (rechte) Gesinnung dieser Neuheiden aufgegangen ist, dem ist nun angesichts der Nichterwähnung der faschistischen Diktaturen in Italien, Deutschland und Griechenland (die als heidnisch-faschistische Diktaturen ja super ins nationalistisch-neuheidnische Weltbild passen), wohl hoffentlich endlich klar geworden, was hier unter dem Motto„Für eine verzauberte Welt“ als „andere Welt“ verstanden wird. Nazi-Hippies Fuck Off!

-didi-

Was der eine für „hasserfülltes Gelabere“ hält, ist dem anderen ein Zeichen für „vitale Dissidenz“. Die Rede ist von den Texten unseres umstrittenen Kolumnisten Wiglaf Droste. Die Hamburger Ben-Witter-Stiftung erkannte dem Berliner Polemiker heuer den gleichnamigen Preis zu. In der Begründung wird sein „vitales Dissidententum und eine Prosa, die in ihrer Verbindung aus grobem Ton und feinem Stil beste Zeitungskunst sei“, konstatiert. Wir vom »kf« haben das schon immer gewusst und gratulieren unserem Kollegen ganz herzlich.

-doc-

Es war eine schwere Geburt, aber nun ist sie ENDLICH doch gelungen! Der »kunstfehler« berichtete erstmals Anfang 2002 von der Postkartenedition „Unschärfen – zur Gegenwart nationalsozialistischer Vergangenheit in Salzburg“ (der Titel stammt übrigens ursprünglich vom ORF-Journalisten Hannes Eichmann). Am 10. 6. wurde in den Räumlichkeiten des Salzburger Renner-Institutes bei subtropischen Temperaturen die fertige Mappe bzw. die einzelnen Fotos im Großformat von Initiator David Brenner und Bürgermeister Schaden der heftig schwitzenden Öffentlichkeit präsentiert. Bestellungen und nähere Informationen unter 875465 bzw. www.unschaerfen.at

-doc-

Öl, Schinken und Selbstbedienung. Rund zehn Prozent bis zu einem Drittel der 3000 Kunstwerke, die das städtische Kulturamt mit öffentlichen Mittel angekauft hat und nun verwaltet, sind verschwunden. Dies stellte das Kontrollamt anlässlich einer Prüfung fest. Der Großteil der Bilder wurde zur Ausstattung der Büros an Bedienstete verliehen. Die Ankaufpolitik der Stadt fand bei den Beamten derart großen Gefallen, dass viele Bilder den Weg in das Depot nicht mehr zurückfanden.

-red-

„Interimistische Leiterin des Museums Moderner Kunst in Kärnten“ – so stand auf der Einladung zur Eröffnung zu lesen. „Ein Druckfehler“, versicherte Agnes Husslein umgehend, die mit Jörg Haider zur Eröffnung des Musentempels geladen hatte. Das Spektakel sei eine „surrealistische Kulturbutterfahrt“ gewesen, urteilte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ streng. Die Kulturlady ist mit Rupertinum, Museum am Berg und einem kleinen Wirbel um Privatüberweisungen eines Millionärs durchaus ausgelastet, möchte man meinen. Zudem hat die Blaublüterin eben noch das Konto des Rupertinums überzogen: Um die Kleinigkeit von Euro 65.918.- waren 2002 die Transportkosten einer Ausstellung auf Grund schlecht ausgehandelter Verträge überzogen worden.

-red-

Auferstehung: Nach einem halben Jahr Nichtexistenz wurde der Salzburger Landeskulturbeirat wieder konstituiert. Richtig vermisst hat das bislang handzahme Beratungsgremium für die Landespolitik aber niemand. Neuer Vorsitzender ist Jürg Stenzl vom Institut für Musikwissenschaft.

-red-

Salzburg TV, jener Sender, der durch sein eigenwilliges Programmschema manchmal geradezu (unfreiwillig) avantgardistische Züge annimmt (etwa wenn die Olympia-2010-Niederlage in Prag plus der dazugehörenden verweinten bis bierglasigen Gesichter in einer knapp einwöchigen Endlosschleife mehrmals täglich rotiert), dürfte sich neben der Brauchtums- und Landeshauptmannpflege nun auch verstärkt der Pflege und Hege der ultratiefgelegten „Ein Abend auf der Heidi“-Herrenzote verschrieben haben. Wie wäre es sonst erklärbar, dass ein jugendlicher Salzburg-TV-Moderator mit „Starmania“-Siegerfrisur Billiard spielende Frauen danach fragt, ob sie denn überhaupt etwas vom – Harharhar – „Einlochen“ – Harharhar – verstehen würden, denn das sei doch eindeutig eher eine – Harharhar – Männerdomäne. Und weil zu einem richtigen Sack immer noch zwei Hoden gehören, folgt auch noch eine Zugabe. Da verweigert eine junge Frau das Nachsingen eines in Französisch gehaltenen Hitparadenhits mit dem Hinweis auf fehlende Französischkenntnisse, was der Salzburg-TV-Jungmoderator aber nicht gelten lässt, weil – erraten – doch alle Frauen – Harharhar – „Französisch können“ würden. Gibt es eigentlich Valerie Solanas’ „Society For Cutting Up Men“ noch?

-didi-