september-oktober 1999

Didi Neidhart
gelesen

George Lipsitz Dangerous: Crossroads. Popmusik, Postmoderne und die Poesie des Lokalen

Hannibal 1999, 259 S., 256.- öS

Nun liegt Lipsitzs 1994er Klassiker zum Thema »Worldmusic« endlich auch in deutscher Übersetzung (von Diedrich Diederichsen) vor. Untersucht werden dabei die Möglichkeiten und Probleme, die »diasporische Kulturen« in Afrika, England, den USA, der Karibik, Australien haben, wollen sie sich in globale Popmusik-Distributionskanäle begeben. Es geht also auch darum, wem ein »Ethno-Boom« wirklich etwas bringt (den Medienmultis oder den KünstlerInnen) und ob dadurch wirklich auch ein Problembewusstsein in den Industriestaaten über die sozialen, politischen und ökonomischen Verhältnisse in den Ländern der jeweiligen Künstler entstehen kann, von dem auch die dort agierenden »neuen sozialen Bewegungen« mehr als nur internationale Solidaritätsbeteuerungen haben. Für Lipsitz stellt sich dabei die globale Popökonomie unter den aktuellen neoliberalistischen Verhältnissen sowohl als Unterdrück- ungsinstrumentarium wie als Emanzipationspotenzial dar. Genau in diesem Spannungsfeld verortet er jene »Dangerous Crossroads«, auf denen sich die KünstlerInnen der sogenannten »Worldmusic« bewegen müssen, wollen sich auch politisch etwas erreichen. Lipsitz untersucht theoretisch fundiert und dabei äußerst leicht lesbar signifikante Beispiele u. a. aus den Bereichen Afro-Beat, Reggae, HipHop. Ihm geht es um »interkulturelle Orte« als Möglichkeiten für globale Netzwerke im Dienste »ähnlicher, aber nicht identer Kämpfe«. Was unter diesen »interkulturellen Orten« jedoch absolut nicht zu verstehen ist, macht Lipsitz jedoch auch klar. Es sind dies all jene Inklusionen und Integrationen rein auf den Ebenen von Kunst und Kultur, da hierbei in der Regel zwar bei Multi-Kulti-Spektakeln Toleranz geübt werde, jedoch jene, die dafür auf der Bühne stehen, genau dort wieder ausgeschlossen werden, wo es um deren Forderungen auf sozialen, ökonomischen und politischen Ebenen geht.