september-oktober 1999

Didi Neidhart

Zone 11

Jugend & Kultur & Politics in Hallein

Seit knapp einem Jahr gibt es im ehemaligen Salinengebäude auf der Halleiner Pernerinsel das Jugend- und Kulturzentrum Zone 11. Das sich im Eigentum der Stadt Hallein befindliche Gebäude und seine drei Angestellten (Wolfgang Drechsler, Werner Pichler, Sabine Bruckner) sind mittlerweile zu einer wichtigen Anlaufstelle nicht nur der Halleiner Jugendszene geworden. Auch aus der Umgebung und der Stadt Salzburg pilgern immer wieder Leute zu Konzerten (u. a. Fetish, 69, Earthlings?, Ted Milton & Loopspool, Urban Trip, pH Value, Naked Lunch), Ausstellungen und Diskussionsabenden ( »Sucht? - AUSgeschlossen!«). Dazu kommen auf Jugendbrieftaschen abgestimmte Beisl- und Eintrittpreise, die nicht zu unterschätzende Möglichkeit, Tischfußball zu spielen sowie eine allgemein ungezwungene, kommunikative und wirrlig kreative Atmosphäre. Was heuer im Sommer auch den auf der Pernerinsel für gehörig Aufruhr sorgenden technischen Crew und den SchauspielerInnen des »Schlachten«-Ensembles aufgefallen ist, die während der gesamten Spieldauer die Zone 11 als After Show-Party-Raum adaptierten.

So gesehen laufe alles eigentlich okay, meint auch Wolfgang Drechsler. Natürlich gäbe es immer wieder Kommunalpolitiker, für die Jugendkultur jenseits von Brauchtum und traditionellem Vereinsleben ein Dorn im Auge darstellt. Die meisten davon würden sich jedoch »großteils gleichgültig« gegenüber der Zone 11 verhalten. »Wir sollen halt keinen Stress machen«, so Drechsler. Einzig die FPÖ habe eine Kampagne gestartet, wo von »Alkoholexzessen«, »Anpöbelungen durch alkoholisierte Jugendliche« und »Sachbeschädigungen« die Rede war. Ihrer Forderung nach einer alkoholfreien und polizeibewachten Zone um die Zone 11 wurde jedoch nicht nachgekommen.

»Unser Ziel ist es«, so Drechsler, »Freiräume für junge Leute in Hallein und Umgebung zu schaffen, wo sie unabhängig von kommerziellen Strukturen arbeiten können. Wir verstehen uns daher auch eher als Labor und Experimentierfeld.« Einzuschränken sei jedoch, dass diese Konzepte sowieso »typisches Kulturzentrumsdenken« seien und »nur die Praxis zeigen könne, was davon wie verwirklicht werden kann«. Drechsler: »Wir wollen nicht nur auf dem Papier superoffen sein. Wir müssen die uns umgebenden Realitäten anerkennen. Unser Stammpublikum ist unter 25. Nach deren Bedürfnissen müssen wir uns richten.« Auch wenn allem, was mit Jugendzentren zusammenhängt, ein doch »eher schaler Beigeschmack« nachhängt, müsse dieser Spagat probiert werden.« Auch weil die Zone 11 »der einzige Ort in Hallein ist, wo es Freiräume dafür gibt. Wenn etwas passiert, sind Leute da. Aber die stellen auch Ansprüche an uns.«

Derzeit gibt es einen aktiven Stammkreis von 25 - 30 Jugendlichen, die für Beisl, Umbau und Veranstaltungen zuständig sind. Dazu kommen noch »aktive KonsumentInnen«, die sich auf diverse Projektteams (Video, Sendungen für die Radiofabrik, Zone 11-Magazin) verteilen, sowie die Initiativen wie »UBASE«, die sich der Förderung der jungen Elektronic/DJ-Szene verschrieben hat.

Nicht verschont wird Hallein jedoch vom Themenkomplex »Umbau«. Nach zähem Hin und Her soll es für den Umbau des nichtsanierten Teils jedoch wieder etwas besser aussehen. Geplant ist ein multifunktionaler Veranstaltungsraum, der auch von befreundeten Halleiner Initiativen (Theater »3 Pagen«, Kulturforum, Tennengauer Kunstkreis, »Junge Kultur«), denen jetzt nur der räumlich nicht optimale Ziegelstadi und die zu große Salzberghalle zu Verfügung stehen, genutzt werden soll. Auch die dringend notwendige Trennung von Kommunikationsraum und Veranstaltungsraum (beide bisher als Einheit vorhanden) soll damit erreicht werden. Drechsler: »Der Plan wäre, dass die Stadt weiterhin die Vermieterin ist, die Zone 11 jedoch die Verwaltung übernimmt. Wir würden uns auch um Investitionen kümmern, da von der Stadt nicht viel zu erwarten ist.« Nach den Kontakten zum »Schlachten«-Ensemble und einer »F@ust version 3.0«-Premieren-Party der katalanischen Theaterformation La Fura dels Baus seien immerhin auch schon zarte Bande zu den Salzburger Festspielen geknüpft.

Wie in der Zone 11 (politisch) gearbeitet wird, zeigt aber auch das Anfang Oktober stattfindende hochkarätig besetzte Frauenmusik-Festival »Backlash?« Dazu Wolfgang Drechsler: »Unsere Strukturen sind sicher nicht offensichtlich frauenfeindlich und wir gehen alle auch superfreundlich und respektvoll miteinander um, aber auch wir haben eine Art Männerüberschuss. Allein bei den ca. 14 Konzerten, die wir bis jetzt gemacht haben, standen gerade mal zwei Frauen auf der Bühne. Das ist scheißwenig. Männer eignen sich auch Räume anders an. Das musste thematisiert werden. Wir wollten nicht einfach dasitzen und warten, bis was passiert.« Deshalb gibt es seit kurzen auch das Projekt »Sisters At Work«, bei dem Mädchen und Frauen Proberaumzeiten zur Verfügung gestellt werden. »Mit dem Projekt und dem Festival wollen wir einfach den Spieß umdrehen und der banalen Erkenntnis zum Durchbruch verhelfen, dass »Geschlecht« kein Qualitätskriterium für gute Musik ist.« Drechsler ab-schließend: »Wir wollen und können nicht außerhalb von gesellschaftspolitischen Geschichten stehen. Das Festival »Backlash?« und die Art und Weise, wie wir dabei gewisse Inhalte vermitteln wollen, stellt dabei so etwas wie unsere Feuertaufe dar.«

Zone 11

c/o Verein »Jugend in Hallein«

Mauttorpromenade 11 • A-5400 Hallein

Tel.: 06245/76549, Fax: 06245/765484