september-oktober 1999

Thomas Randisek

Provinzposse oder Kulturpolitik?

William Hayward, Mäzen des Kleinen Theaters hielt sich nicht zurück: »Das Kleine Theater wurde gekillt!« Bei der Benennung der Killer bleibt er allerdings kryptisch: Herbert Fux, Heinz Schaden und Othmar Raus werden genannt.

Vergessen wir die lange Hand des im politischen Ausgedinge agierenden Herbert Fux: Wer von den beiden Kulturpolitikern sollte Interesse an der Schließung des Kleinen Theaters haben? Bei beiden Kulturpolitikern will die Argumentation nicht so einleuchten: Othmar Raus hat definitiv erklärt, dass der Spielort Metropolis aufrecht erhalten bleiben soll, ebenso wie die Gelder der freien Kulturszene bleiben sollen. Und Bürgermeister Heinz Schaden wird nicht gerade darauf erpicht gewesen sein, dass in seine ersten hundert Tage die Schließung eines renommierten Theaters fällt.

Berechtigte Skepsis bleibt, vor allem bei Betrachtung des zeitlichen Ablaufes. Der ehemalige Ge-schäftsführer Willi Rehberg, selbst mit Ende Juni als Geschäftsführer des Kleinen Theaters ausgestiegen, informiert die zuständigen Kulturpolitiker Raus und Schaden über die Hinterziehung von Fördergeldern - fünf Wochen nach seinem Ausscheiden. Diese reagieren prompt und bringen den Fall zum Staatsanwalt. Dies zufällig in dem Augenblick, da der ehemalige Geschäftsführer und ehemalige künstlerische Leiter des Kleinen Theater, Claus Tröger, auf Urlaub weilt und sich gegen die Vorwürfe nicht zur Wehr setzen kann.

Über die vermeintliche Schwarzgeldkasse liegen ebenfalls unterschiedliche Angaben vor. Die Buchhaltung war nach Auskunft der Masseverwalter in Ordnung, über die vermeintliche Schwarzgeldkasse wurde sogar Buch geführt. Bewiesen ist bis jetzt die Schwarzauszahlung von Gehältern der Mitarbeiter, die arbeitslos geschickt wurden. Hayward selbst hat nach dem Ausscheiden von Claus Tröger und Willi Rehberg noch die Gründung einer Auffanggesellschaft angeboten - dieses Angebot wurde von der Politik allerdings nicht mehr angenommen. Die Alleinschuld an der Misere Claus Tröger unterzuschieben ist wohl die unberechtigtste, wenn auch politisch billigste Lösung. Der Vorwurf, dass zu schnell geurteilt wurde und die bestehenden Möglichkeiten nicht ausgenutzt wurden, steht im Raum - auch als Warnung an andere Kulturschaffende, dass das Ende mitunter ganz schnell kommen kann.