september-oktober 1999

Thomas Randisek

Da waren's nur noch drei Zum Verlust eines Salzburger Theaters

Die neue Theatersaison in Salzburg startet mit einem Theater und zwei Spielstätten weniger, das »Kleine Theater« ist bereits Teil der Geschichte der Kulturstadt Salzburg. Das lange Sterben dieses Spielbetriebes gleicht einer never-ending-story mit fast täglich wechselnden Optionen für eine Weiterführung, verzögerten Entscheidungen, Misstrauensanträgen, Controlling, nicht ausbezahlten Förderungen, Sanierungskonzepten, möglichen dubiosen Geldtransfers und kulturpolitischen Ultimaten.

Am Ende steht die Schließung eines Theaters, am Anfang steht die Finanzmisere. Auf eine Überschuldung von öS 3,6 Millionen war das Kleine Theater Ende 1996 gekommen, bis Ende 1997 hatte sich die Verschuldung trotz eines Sanierungskonzeptes auf 5,1 Millionen Schilling erhöht. Sagte das Land seine weitere Unterstützung für die Sanierung zu, so kann sich der Kulturausschuss über Monate trotz eines zusätzlichen finanziellen Angebotes des Privatsponsors Hayward nicht zu einer Sanierung durchringen. Wertvolle Zeit vergeht bis zu einer Entscheidung der Stadt Salzburg, zugesagte Förderungen werden - Dechantsche Kulturpolitik - einfach nicht ausbezahlt.

Zudem kommt es zu einem Vertrauensbruch zwischen Fördergebern und Geschäftsführer Claus Tröger. Im Oktober 1998 wird dem Kleinen Theater per Beschluss des Gemeinderates Willi Rehberg als Controller beigestellt, Claus Tröger ist weiter für die künstlerischen Agenden zuständig.

Ab März 1999 überstürzen sich die Ereignisse. Der Controller Rehberg wird Geschäftsführer, Land und Stadt Salzburg erhöhen ihre Förderungen um 25 Prozent, zusammen mit dem Bund ergibt das eine Förderung von 9,1 Millionen Schilling. Eine öffentliche Förderung von zehn Millionen Schilling brauchen die Betreiber nach eigenen Aussagen, das neuerliche Sanierungskonzept sieht die Bespielung beider Spielorte - Schallmoos und Metropolis - vor. Bis sich herausstellt, dass der Mietvertrag in Schallmoos nicht mehr verlängert wird.

Ende Juni kündigen der Geschäftsführer Willi Rehberg als auch der künstlerische Leiter Claus Tröger ihre Verträge. Dann passiert wochenlang nichts, bis am 6. August Landesrat Raus und Bürger- meister Schaden vom ehemaligen Controller und Geschäftsführer von der Existenz einer Schwarzgeldkasse erfahren. Diese übergeben die Akten dem Staatsanwalt, der Konkurs des Kleinen Theaters wird eingeleitet. Zum Alleinschuldigen in der Öffentlichkeit mutiert Claus Tröger. Das Angebot von William Hayward, noch eine Auffanggesellschaft zu gründen, kommt zu spät. Politisch war das Aus für das »Kleine Theater« nach 16 Jahren bereits beschlos- sene Sache. Übrig bleiben neben dem Verlust eines Salzburger Theaters auch 30 verlorene Arbeitsplätze.