september-oktober 1999

Thomas Neuhold
titel

Heinz Schadens Bewährungsprobe

Wenn diese Ausgabe des »kunstfehler« die geneigte LeserInnenschaft erreicht, hat Heinz Schaden (SPÖ) die ersten 100 Tage als Bürgermeister und Kulturressortchef längst abgedient. Die Schonfrist ist also vorbei, Zeit sich mit der Politik des Kulturressortchefs zu beschäftigen. Nicht zuletzt, weil sich Schaden im Wahlkampf ganz besonders um die an kulturellen Fragen interessierte WählerInnenschaft bemüht hat.

Schadens Einstieg ist durchaus gelungen. Er hat zu den meisten Institutionen und Initiativen ein relativ ungetrübtes Gesprächsverhältnis. Dazu kam noch die - den Umständen entsprechend - gelungene Sanierung des Silvesterspektakels »Signal of Salzburg«, die klare Absage an die Begehrlichkeiten des Jazz-herbstes von Johannes Kunz sowie die Aufarbeitung einiger Altlasten wie etwa der Einbau einer Lüftung im Literaturhaus. Was Schaden da an Aktiva verbuchen konnte, darf freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nach Josef Dechant wirklich nicht schwer ist, es besser zu machen.

Die Bewährungsproben für den Bürgermeister kommen erst. Eine davon wird die Erstellung eines neuen Kulturleitbildes werden. Gelingt es Schaden, einen moderierten, aber inhaltlich freien Diskussionsprozess ohne Vorgaben in Gang zu bringen, würde dies Salzburgs Kulturszene zweifellos weiterbringen. Sein im »kf«-Interview formulierter Ansatz der formalen und inhaltlichen Überalterung vieler kultureller Aktivitäten in der Landeshauptstadt ist zweifelsfrei richtig, darf aber nicht der einzige bleiben.

Noch schwieriger wird die Einhaltung der Wahlversprechen. Zahlreiche Sanierungsprojekte stehen an, der finanziell größte Brocken davon wird die ARGE-Kulturgelände Nonntal werden. Schadens Plan, nach gewonnener Wahl mit Minimalvarianten über die Runden zu kommen, war in den letzten Monaten klar zu erkennen. Die Versuchung, die Sparvarianten auch noch inhaltlich zu verbrämen - indem man etwa die ARGE auf ein Haus für Initiativen ohne eigene Programmtätigkeit reduziert - ist groß, aber mit dem autonomen Status der ARGE und vieler anderer Initiativen nicht vereinbar.