september-oktober 1999

Christoph Lindenbauer
wenn und aber

Violeta und die Bürokraten

Mit welchen skurrilen und vor allem teuren Methoden Ausländer vom heimischen Arbeitsmarkt ferngehalten werden, das bekommen besonders jene zu spüren, die das Pech haben, nicht nur Ausländer, sondern auch noch geistig behindert zu sein. Violeta Dan zum Beispiel ist Serbin und lebt seit 1991 in Salzburg. 1992 wieder ein Jahr in Serbien, wird Violeta von 1995 bis 1998 in Schloss Oberrain zur Küchenhilfe ausgebildet. Kosten für das Arbeitsmarktservice: rund 320.000 Schilling, man kümmert sich schließlich um Minderheiten. Aber gegen bürokratische Schildbürgerstreiche und ausländerfeindliche Gesetzgebung schützt das noch lange nicht. Kaum fertig mit der Ausbildung sucht Violeta nämlich - vorschriftsmäßig - um eine Arbeitsbewilligung an. Das in der Ausbildung so großzügige AMS lehnt diese aber ab. Begründung: In Violetas Einreisevisum steht der Vermerk »privat«. Das wäre rechtlich unerheblich, wenn im Reisepass gleich daneben auch die Worte »Familien-Sichtvermerk« stehen würden, tun sie aber nicht. Also: Keine Arbeitsgenehmigung.

Seit einem Jahr lebt die gelernte Küchenhilfe also mit gültiger Aufenthaltsgenehmigung, aber ohne jegliche Unterstützung und eben ohne Beschäftigungsbewilligung bei ihrer ebenfalls geistig behinderten Mutter und ihrer Tante, die die Kleinfamilie mit Putzen notdürftig über Wasser hält. Auf Dauer bleiben der arbeitswilligen und laut Behindertenausbildungszentrum Schloss Oberrain auch problemlos arbeitsfähigen Küchenhilfe zwei Auswege. Der erste: Violeta kommt in der Lebenshilfe unter. Kosten: rund 30.000 Schilling pro Monat aus dem Sozialbudget. Der zweite: Es findet sich ein Unternehmer, der für Violeta erneut um eine Arbeitsgenehmigung ansucht. Denn der in dieser Angelegenheit tatsächlich sehr engagierte AMS-Chef Erwin Buchinger hat den fehlenden Familiensichtvermerk im längst abgelaufenen Pass von Violetas Mutter gefunden. Trotz der Auskunft des zuständigen Amtes für öffentliche Ordnung im Magistrat, dass es einen Familiensichtvermerk für Violeta nicht gebe. Zwar ist jetzt die Berufungsfrist abgelaufen, aber, so hat Buchinger den in ihrer Freizeit um Violeta bemühten Sozialarbeitern von der Rehabilitationswerkstatt Traunstraße in die Hand versprochen, da wird sich dann schon ein Weg finden.