september-oktober 1999

kurzfehler

Über Buchleitner, Rabl-Stadler und italienische Feste

Zehn Jahre lang zeichnete Wilfried Steiner für die kulturellen Belange im Kulturgelände Nonntal verantwortlich. Durch seine Programmierung hat er großen Anteil daran, dass sich das Kulturgelände über die Grenzen Österreichs hinaus einen Namen als Ort der künstlerischen Auseinandersetzung schaffen konnte. Die Bandbreite seines Musikverständnisses kann auf zwei großartigen Nonntal-Live-CDs (»fingerprints«) nachvollzogen werden (obwohl hier leider Sensationskonzerte wie jenes von Henry Rollins fehlen). In den von ihm organisierten Symposien wie z. B. »Musik-Macht-Politik« wurde immer wieder versucht, aktuelle Strömungen und Entwicklungen im Kunstbereich zu reflektieren und in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen erkenntlich zu machen.

Ab Herbst ist Wilfried Steiner im Linzer Posthof für die Bereiche Theater, Kabarett und Tanz zuständig. Dass er sich in der derzeit lebendigsten Kulturstadt Österreichs verstärkt dem Theater widmen kann (einem Genre, bei dem er mit seinen Ideen im Kulturgelände schon aus finanziellen Gründen immer an Grenzen stoßen musste), ist für den Literaten und Trakl-Preisträger Steiner sicher eine neue, große Herausforderung.

Kulturgelände und kunstfehler gratulieren herzlich und wünschen auch weiterhin viel Erfolg.

Die beiden Container vor dem Kulturgelände Nonntal wurden Anfang Juli den Medien vorgestellt, womit die darin arbeitenden VertreterInnen der Intermedialen Plattform für Salzburg, subnet und Radiofabrik, nun auch ganz offiziell ihren Betrieb in der ARGE Kulturgelände Nonntal aufgenommen haben. Bis auf ein Computerprogramm, das scheinbar schon im Vorfeld gefeiert hatte und sich dementsprechend zu nichts bewegen ließ, verliefen die Präsentationen reibungslos und lassen somit optimistisch in die Zukunft blicken. Für alle InteressentInnen: Die Radiofabrik sendet jeden Mittwoch von 20 - 21 Uhr auf der Frequenz von 107,5 (Tel.: 0662/ 842961), subnet ist Mo: 16 - 20 Uhr und Do: 12 - 16 Uhr im Container antreffbar (Tel.: 0662/842897, Fax: 0662/842987, Webpage: http//www.subnet.at, e-mail:

subnet@subnet.at).

Uninteressiert, unselbstständig, kulturverdrossen und kurzatmig - so stellt sich die Jugend zumindest für LH Stellvertreter Gerhard Buchleitner dar. Das Jugendverbot für die Festspielproduktion »Schlachten« ließ er mit folgender Begründung wieder aufheben: »Es ist nicht davon auszugehen, dass sich Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren alleine und aus freien Stücken für den Besuch einer äußerst schwierigen zwölfstündigen Theateraufführung entscheiden.« Der Vater mehrerer Kinder gab so nebenbei einen Einblick in klassisch sozialdemokratische Erziehungsgrundsätze.

Sehr geehrte Frau Präsidentin Dr. Helga Rabl-Stadler: Die Salzburger Festspiele und die ARGE haben doch mehr gemeinsam als man/frau auf den ersten Blick glauben mag. Zum Beispiel haben die Festspiele und die ARGE gemeinsame Feinde. Die Attacken der FPÖ gegen das Kulturgelände und den »kunstfehler« sind ja schon legendär. Neuerdings sind auch Sie und die Festspiele dran. FPÖ-Gemeinderatsklubchefin Doris Tazl empört sich in einem Schreiben an Sie, Frau Präsidentin, darüber, dass im Programmheft der Inszenierung »Zur schönen Aussicht« von Ödön von Horvath ein Text von Elfriede Jelinek erschienen ist. Darin würden die »Freiheitliche Partei und ihre Wähler in menschenverachtender und diffamierender Weise« angegriffen.

Liebe Frau Präsidentin! Grämen Sie sich nicht über die Frau Tazl. Es ist immer noch ehrenvoller mit den »linken Chaoten aus dem Nonntal« Gemeinsamkeiten zu haben als mit den Freiheitlichen.

In Hallein versprachen die Plakate ein »Italienisches Fest«, doch wer hinfuhr, dem wurde vorgeführt, was sich eine Kaufmannschaft zum Geldmachen unter einem »Italienischen Fest« vorstellt: Pianospieler, Ringelspiel und Schnulzensänger. Dafür durfte man bei Speis und Trank löhnen: Vorspeisenteller um 95,-- (Betonung auf »Vor« und »Teller«, viel Speise war nicht drauf), die Flasche Wein um satte 300,-- (eine entsprechende Qualität gibt's in Italien zwischen 50 und 80 Schilling). kunstfehler Gratis-Tip: Italienische Feste in Italien besuchen. Auch im Spätsommer ist dort ab Tarvis Festzeit, bis ins Friulanische muß man nicht weit fahren. Und mit dem, was man in Hallein für Speis und Trank einer mittleren Familie berappt, sind die Fahrtspesen leicht herinnen.

Landeshauptmann und Kulturressortchef Haider hat in Kärnten zum ersten großen Schlag gegen missliebige Projekte ausgeholt: Seit zwei Jahren arbeitet die Interessensgemeinschaft IG KIKK am Symposium »Senza confini. Brez meja. Ohne Grenzen«. Im Juni 2000 sollten sich Kulturschaffende aus den Regionen Slowenien, Kärnten und Friaul den Fragen grenzüberschreitender kultureller Zusammenarbeit widmen. Noch in der 102. Regierungssitzung am 2.3.1999 wurde eine Förderung des Landes einstimmig beschlossen (der IG KIKK wurde eine Finanzierungsbeteiligung von 350.000,-- mündlich mitgeteilt). Nach der Wahl war alles anders: Mitte Juli wurde man verständigt, dass man mit der Durchführung nicht beauftragt würde. Nicht nur, dass die Vorarbeit umsonst war, der Kärntner Kultur gehen dadurch auch bereits zugesagte Mittel anderer Förderstellen verloren. Welchen Stellenwert Haider der »Kunst der Begegnung« (im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe von Diözese Gurk und Land Kärnten hätte das Symposium stattfinden sollen) zumisst, und vor allem welchen Umgang er mit Kulturschaffenden zu pflegen gedenkt, hat er dadurch wohl klar gezeigt.

Dafür hat Kärnten seit heuer eine Musicalbühne am Wörthersee.

Landeshauptmann und Kulturressortchef Haider hat in Kärnten seinen ersten großen Kulturerfolg präsentieren können: eine Musicalbühne am Wörthersee. Stadttheater-Intendant Pflegerl - vormals als ärgster Haider Kritiker bekannt - sieht sich mit seinem Musical-Programm auch schon stolz im Verbund von Bregenz (Oper) und Mörbisch (Operette). Dass man auf dem großen Floß mit den bunten Lichtern mitunter von vorbeirauschenden Zügen der ÖBB gestört wird - was soll's, Touristen und Gelsen freuen sich.

Dafür müssen halt Projekte, die sich dem kulturellen Zusammenleben der Regionen Kärnten, Friaul und Slowenien widmen, daran glauben.

Fördergelder für Diplomanden und Dissertanten, die sich inhaltlich mit der freien Kultur-szene in Salzburg befassen, vergibt der Dachverband Salzburger Kulturstätten. Infos unter Tel.: 87 99 57 oder dachverband@kultur.or.at

Arbeitsateliers: Das Land Salzburg vergibt ab 1. Jänner 2000 zwei Arbeitsateliers in der Jahnstraße an bildende Künstler. Voraussetzung sind ein Wohnsitz in Salzburg sowie ein Alter unter 45 Jahren. Die beiden Räume sind je rund 50 Quadratmeter groß. Die Betriebskosten von rund 1.200 Schilling pro Monat sind von dem/der KünstlerIn zu tragen. Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen sind bis 15. Oktober an die Kulturabteilung des Landes zu richten.