september-oktober 1999

Doc Holliday
gehört

JUVAVUM BRASS FESTIVAL 1999: Lizenz zum Tröten

Im Oktober ist es wieder einmal soweit. Salzburg steht dann zum fünften Mal ganz im Zeichen des Blechs. Damit ist nicht der Unsinn gemeint, der bisweilen bei Politiker-Pressekonferenzen oder wissenschaftlichen Symposien verzapft wird. Nein, es geht um das Festival, das Blasmusiker aus verschiedenen musikalischen Genres präsentiert. Am 6.10. geht es im Großen Saal des Mozarteums los: dort gastiert EMPIRE BRASS, das führende US-amerikanische Blechbläserquintett aus dem Bereich der klassischen Konzertmusik. Tags darauf sollten die Besucher ihre Tanzschuhe nicht vergessen. Im Stiegl Braugewölbe wird nämlich einer der ganz Großen des Latin Jazz, der 60-jährige Pianist EDDIE PALMIERI dem Publikum ordentlich einheizen. Der New Yorker puertoricanischer Abstammung spielte mit allerlei Jazz- und Popgrößen wie Miles Davis, Bill Evans, Herbie Hancock, McCoy Tyner und Paul Simon. Mit seiner Verpflichtung haben die Festivalorganisatoren wohl auch das richtige Gespür für den »Zeitgeist« bewiesen. Ist doch schließlich der (kubanische) Salsa auch in unseren Breiten gerade en vogue wie nie zuvor. Dass auch die New Yorker Variante für qualmende Schuhsohlen gut ist, wird Altmeister Palmieri zu demonstrieren wissen. Am 8.10. findet im Salzburger Dom eine ungewöhnliche Veranstaltung statt. Das 10-köpfige Blechbläserensemble JUVAVUM BRASS wird in dem mit seinen vier Orgelemporen akustisch hervorragenden Kuppelraum des Doms Musik von Monteverdi, den Gabrielis sowie von alten Salzburger Komponisten erklingen lassen. Begleitet wird die Gruppe dabei vom Salzburger Domorganisten Gerhard Zukriegel. Es dirigiert Domkapellmeister Janos Cziffra. Am 9.10. spielt im Stadtkinosaal mit der MARDI GRAS BRASS BAND wiederum eine 10-köpfige Band auf. In der Besetzung einer traditionellen New Orleans-Marching Band werden diverse afroamerikanische Musikstile (Blues, Rap, Latin, Acid Jazz) auf ihre Groove-Tauglichkeit überprüft und mit gehörigen Portionen Soul und Funk neu angemixt und scharf gewürzt. Am letzten Festivaltag, dem 10.10., kommt es im Stiegl Braugewölbe dann noch zu einer feinen Konfrontation verschiedener Genres: die bayerische Formation RUPERTIBLECH serviert zum Frühschoppen lokale bäuerliche Blasmusik. Abends eröffnet das Salzburger BALLASTSTOFF-ORCHESTER mit populären Schlagern aus den 30er Jahren. Das Finale bestreitet der US-Trompeter BOBBY SHEW, der von der LUNGAU BIG BAND begleitet wird. Lassen Sie sich tüchtig den Marsch blasen!