juni-juli 2003

Doc Holliday

Treudeutsche Förderungen

Oder: Welchen Wert besitzen KZ-Gedenkstätten?

Im letzten »kunstfehler« stellten wir „Zeitgeschichte Museum und KZ-Gedenkstätte Ebensee“ vor, wo in vorbildlicher Weise die österreichische Geschichte von der Ersten bis zur Zweiten Republik dokumentiert wird. Das kontinuierlich gestiegene Interesse der Bevölkerung an dieser Einrichtung wird durch die Besucherzahlen bestätigt: 2002 frequentierten 10.320 Personen Museum und Gedenkstätte (im Jahr davor waren es gut 9.000). Mehr als 200 BesucherInnengruppen erfreuten sich der fachkundigen pädagogischen Betreuung durch die Mitarbeiter. So weit, so gut. Wenn da nicht – wie üblich in diesen Tagen – das liebe Geld wäre.

Der Museumsbetrieb könnte nicht ohne Förderungen des Bildungsministeriums, des Landes Oberösterreich und des Nationalfonds der Republik Österreich aufrecht erhalten werden. Die Besucherbetreuung der KZ-Gedenkstätte im heurigen Jahr erforderte aber zusätzliche Mittel. Eine nachträgliche Subvention des Innenministeriums (BMI) konnte den normalen Betrieb gerade noch gewährleisten. Im Hause des Ministers Strasser jammert man ob der fehlenden Budgetmittel. Das BMI investierte zwar in den Umbau der KZ-Gedenkstätte Mauthausen – am 11. Mai eröffnete Strasser im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich des 58. Jahrestages der Befreiung unter großem Medieninteresse das neue Besucherzentrum: Für die Neugestaltung in Mauthausen veranschlagte das BMI dreieinhalb Millionen Euro. Das genügt aber nicht, um Personal für die Betreuung von Schulklassen zu bezahlen. Darüberhinaus fehlen die finanziellen Mittel, die für geplante Projekte an anderen Standorten (etwa den Mauthausen-Nebenlagern Loiblpass oder Peggau) unverzichtbar sind. Wohin öffentliche Gelder, trotz aller Kürzungen und Einsparungen, dann tatsächlich fließen, mag nur naive Zeitgenossen verwundern: Schon seit der ersten ÖVP-FPÖ-Regierung unterstützen Republik sowie einige Bundesländer die Sudetendeutsche Landsmannschaft Österreich (deren Revanchismus schon längst den der deutschen Schwesternorganisation übertrifft) mit überdurchschnittlich hohen Mitteln. Das „Haus der Begegnung“ in Wien erhält etwa für den laufenden Betrieb sieben Millionen Euro im Jahr! Für die Pflege von Heimattümelei hat man eben etwas übrig. Das aber stößt in der Öffentlichkeit auf geringeres Interesse als Sonntagsreden und Prestigeprojekte.