juni-juli 2003

Manuel de Roo

Umbruch am Mozarteum

Das neue Universitätsgesetz 2002 hat den Betroffenen, den Universitäten, das Leben zunächst nicht gerade erleichtert. Innerhalb kürzester Zeit mussten Universitätsräte gewählt werden und sich konstituieren. An allen Universitäten Österreichs müssen nun außerdem mit Oktober 2003 neue Rektoren ihr Amt antreten. So auch an der Universität Mozarteum: Die Rektorswahl hat für einiges Aufsehen gesorgt, der amtierende Rektor wurde zum Hearing nicht eingeladen. Das war in Österreich einzigartig und führte zu einer starken Politisierung des Verfahrens. Medien berichteten ausführlich, auch die StudentenvertreterInnen wurden in den verschiedenen Beiträgen sehr ernst genommen und mehrfach zitiert. Selbst universitätsfremde Personen zerbrachen sich über die Frage, ob der bisherige Rektor etwa nicht gut gearbeitet habe oder ob er hausinternen Intrigen zum Opfer gefallen sei, den Kopf.

Nicht allein das enorme Tempo, mit dem die Universitäten in die neue Rechtsform übergeführt werden müssen, bereitet große Schwierigkeiten, auch die Paritätenverteilung in den entscheidenden Gremien ist aus demokratiepolitischer Sicht nicht gerade ein Fortschritt. Denn die Professoren haben grundsätzlich die absolute Mehrheit, wohingegen die Studenten im Gründungskonvent nur zwei von zwölf, im Senat später 25 Prozent der Mandate wahrnehmen. Und besonders hart trifft es den Mittelbau und die allgemeinen Universitätsbediensteten, sie teilen sich den minimalen Rest auf. Am Mozarteum wurde dies gerade im Zuge der Rektorswahl als besonders lähmend erlebt.

Wenn man sich die Frage stellt, wofür man die Universität überhaupt braucht, findet sich leicht eine Antwort: für die Studenten! Wir werden also im Zuge der entstehenden Vollrechtsfähigkeit selbstbewusst unsere Anliegen vertreten müssen. Schließlich stellt sich ja immer die Frage, warum man gerade in Salzburg studiert. Und die Qualität der Ausbildung ist letztendlich immer an den Studenten nachvollziehbar. Am Mozarteum erleben wir, wie ernst wir in unserer Arbeit beispielsweise vom Universitätsrat genommen werden. Die Qualität der Ausbildung bleibt oberstes Ziel, trotz der Verunsicherung, die das Universitätsgesetz 2002 zu verbreiten imstande war. Dies zu formulieren werden wir nicht müde. Und wir sind ja auch in guter Gesellschaft. Dass sich das Bewusstsein für die „Weltklasse-Universität“ im selben Maße durchsetzt wie die neuen Strukturen selbst, muss kein frommer Wunsch bleiben. Die Wahl des Rektors ist aus dieser Perspektive betrachtet eine wirkliche Prüfung für die gesamte Institution. Die Vision einer Begegnungsstätte Mozarteum mit der Selbstverständlichkeit größten künstlerischen Anspruchs und dem quirligen Leben studentischer Gestaltung möchte in die Wirklichkeit treten!

Manuel de Roo studiert Komposition und ist stellv. Vorsitzender der ÖH Mozarteum