juni-juli 2003

kurzfehler

Kurzfehler

Schlechte Nachricht – dafür früher: Im Vorjahr wurde Filmschaffenden erst im Mai mitgeteilt, die Stadt Salzburg habe keinerlei Gelder für Filmprojekte. Heuer erhielten die Förderwilligen bereits im Februar diese Antwort. Wundern braucht man sich darüber nicht: Trotz der Erweiterung des Budgetpostens um die „neuen Medien“ – „subnet“ und „Radiofabrik“ etwa – wurde der Budgetansatz seit dem vorigen Jahrhundert gleich belassen. Von den bescheidenen 50.000 Euro Fördermittel für Einzelprojekte gehen zudem 14.000 Euro an den ORF für die Übertragung der „Festspielnächte“. Die durchschnittliche Förderung der Filmprojekte fiel von durchschnittlich 3.500 auf 2.500 Euro. Klappe zu, Affe tot!

-tömml-

Drohung Olympia. Anfang Juli werden wir es wissen: Erhält Salzburg den Zuschlag für die Winterspiele 2010 oder fährt der olympische Tross nach Kanada? Auch wenn für so manche/n Sportbegeisterte/n Winterspiele vor der eigenen Haustür reizvoll erscheinen mögen, im Lichte einer vernünftigen Budgetpolitik ist zu hoffen, dass den Kanadiern der Vorzug gegeben wird. Betrachtet man beispielsweise die jüngsten Enthüllungen rund um das Skandalstadion in Wals-Siezenheim, droht Olympia ein Finanzdebakel zu werden. Die Kosten beim Stadion sind nämlich von ursprünglich kalkulierten 42,88 Millionen auf rund 77 Millionen Euro explodiert – der auf 99 Jahre fällige Baurechtszins von etwa 15 Millionen Euro nicht eingerechnet. Politisch verantwortlich dafür sind genau jene Herren von VP und SP in der Landespolitik, die uns jetzt weismachen wollen, die Winterspiele 2010 wären finanzierbar.

-jc-

„kunstfehler-Rauswurf“

Wir vermelden einen Seitenwechsel beruflicher Natur. »kunstfehler«-Redakteur Gerald Gröchenig (Gründungsmitglied von Institutionen wie „Gegenlicht“, Dachverband Salzburger Kulturstätten, IG Kultur Österreich, ARGE Kulturgelände Nonntal; zuletzt diverse Lehrtätigkeiten im Kulturmanagement) wechselt das Soziotop und wird ab September 2003 der neue Leiter des Kulturamtes Villach – einer Insel der Vernunft im blauen Kärntner Meer. Hier holte die SPÖ bei den GRW 2003 58,42 Prozent. Die Redaktion gratuliert und verbleibt in der Hoffnung, dass auch aus den Zurückgebliebenen noch mal „was Anständiges wird“.

-red-

„So was von überflüssig ...“

PR-Profis aufgepasst! Was die Kollegen in Niederösterreich geschafft haben, müsste locker auch in Salzburg gelingen: schwere Künstlerverwirrung. Wie sonst ist es denkbar, dass Zeichner Manfred Deix, Schrammler Roland Neuwirth, Mitmenschin Marianne Mendt, Ex-Trotzkist & Gitarrenwürger Heli Deinböck oder Orgien- & Mysterieninszenierer Hermann Nitsch allesamt zur Wahl für den ÖVP-Erwin aufriefen (www.wir-proell.at)? Ist es eine unbekannte Droge, die Menschen derart willen- & gedankenlos werden lässt? PR-Profis! Der »kunstfehler« hat vorsorglich für sie reserviert und kommt gerne bei den Inseratpreisen entgegen:

www.wir-schausberger.at sowie www.künstlerinnen-fuer-schaden.at

-kb-

Wieder da: Zeitfluss! Peter Ruzicka wollte es sich selbst besorgen, auch die städtische Kulturpolitik war froh über die Einsparung von 72.000 Euro und tat nichts, um das Festival zeitgenössischer Musik in der Stadt zu halten.

So kam 2001 das erzwungene Aus für „Zeitfluss“, das an die Mortier’schen Festspiele gekoppelt war. Die Sommerszene bietet heuer mit der Nachfolgereihe „sound republic“ dem Ex-Zeitfluss-Macher Tomas Zierhofer ein Comeback.

-tömml-

Radiofabrik will mehr. Die momentan heißeste Adresse für Leute, die auf der Suche nach Studio-Equipment sind lautet: www.radionetz.at. Über dieses Internetforum sind City-Radio-Restposten wie Mischpulte, Studiocomputer, Mikros u. ä. erhältlich, nachdem die Salzburg-AG-Tochter Objektwerbung mit ihrem Busradio einen Totalschaden verursacht hat. BusfahrerInnen sollen aber weiterhin berieselt werden. Statt eines eigenproduzierten Programms soll in Salzburgs Stadtbusse nun Krone-Hitradio eingespeist werden. Und die Radiofabrik müsste weiter auf die Vollfrequenz warten. Es sei denn die Rundfunkbehörde tritt noch auf den Plan. Denn wenn Krone-Hit im Raum Salzburg auf nicht weniger als drei Frequenzen gleichzeitig zu hören ist, wäre der Verdacht einer Überversorgung nicht wirklich von der Hand zu weisen. Für den Fall, dass die zweite Hälfte der Frequenz 107,5 MHz endlich frei wird, hat die Radiofabrik bei der Salzburg AG jedenfalls schon ein Übernahmeangebot deponiert.

-wim-

Das Theaterkollektiv „blaue hunde“ hat gemeinsam mit Wolf Junger und Reinhold Trischer die NIKE bekommen, den Preis des SPÖ Landtagsklubs. Der diesjährige Preis stand im Zeichen des „internationalen Jahres der Menschen mit Behinderungen“, an den „blauen Hunden“ war da kein Vorbeikommen. Die brachten dann auch die nötige Stimmung in die eher behäbige Verleihungszeremonie. Gabi Burgstaller versprach zudem finanzielle Unterstützung für die Produktion „Romeo und Julia“ – zu sehen ab September im Zelt im Volksgarten.

-tömml-

Susanne Riess-Passer landet in der Direktion von Wüstenrot. Das Problem daran mag durchaus nicht fachlicher Natur sein, es ist ein moralisches: Im Gegensatz zu Heide Schmidt hat sich Frau Riess-Passer von unreflektiertem Vasallentum oder menschenverachtenden Wahlkämpfen bis heute nicht distanziert. Der ORF Salzburg sieht das anders: Von Karl Kern zu Themen wie Kinderwunsch oder Bon-Jovi-Konzerten befragt, darf Frau Riess-Passer über die Kobra philosophieren, das Tier, mit dem sie wegen ihres Führungsstils gern verglichen wird. Die Schlange sei „majestätisch, tötet nicht von hinten und dann nur zum Fressen“. Dass ein Großteil der Leute diese Tiere aber einfach eklig findet, muss die gute Frau im Folgesatz selbst eingestehen.

-hk-