april-mai 2003

Nicole Modl
zu gast

Bernadette la Hengst

Schönheit durch Subversion untergraben

Ihre Vergangenheit ist kurvenreich; eine wilde Mischung aus Theater, Straßenmusik – wo sie ihre „laute“ Stimme gefunden hat – , kunstübergreifenden Projekten, wie dem mobilen agit-pop-freejazz-Einsatzkommando des Buttclubs in Hamburg oder mit ihrem ersten Label „Fast Weltweit“ in Bad Salzuflen/Ostwestfalen.

Bekannt geworden durch die deutsch Punkrock-Formation „Die Braut hat ins Auge“, ist sie nun mit ihrer ersten Soloplatte „Der beste Augenblick in deinem Leben“ unterwegs. Die Konzentration auf ihre ureigene Art von Musik bezeichnet sie als „Weltöffnung“; aus der Bandfamilie herauszukommen bietet ihr neue Möglichkeiten, Herausforderungen und Ausdrucksformen. Es ist nicht die Veränderung, die sie sucht, denn „Menschen ändern sich nicht grundsätzlich; Ich war immer komplett, doch niemals fertig“. Obwohl sie eine der wenigen Frauen in der Musikbranche ist, die schreiben, singen, produzieren und managen kann, verkörpert sie keine feministische Utopie. Der Begriff ist ihr zu eng. Utopie ja – ein erklärtes Lebensziel von Bernadette la Hengst. Gerne auch unter Zuhilfenahme feministischer Mittel, wie die Zusammenarbeit mit anderen Musikerinnen, die Organisation des „Ladyfests Hamburg“ oder ihre Künstlerinnenagentur „B.H.-Booking“.

In erster Linie sucht sie ihr Selbstverständnis darzustellen und für andere ein „rolemodel“ zu sein. Frau darf sich ihren Platz im Leben nehmen.

So lassen sich auch Privates und Berufliches im Leben la Hengsts nicht auseinanderdividieren: politische Ambitionen oder persönliche Erlebnisse beeinflussen ihre Lyrik, verschiedenste musikalische Vorbilder ihre Arrangements, der Drang nach Veränderung ihre Performance. Und doch kann sie nicht anders, als Popsongs schreiben. „Schönheit mit Subversion untergraben“ ist eines ihrer Mottos. „Wir bleiben in Bewegung“ ein anderes. Wer sie verstehen will, der braucht sich nur auf die Musik einzulassen.

Auf der Bühne visualisiert Bernadette la Hengst ihre Musik zusätzlich. Die Hände zielsicher über Tasten, Saiten und Regler schwebend, übersetzt ihr Körper den Rhythmus in Bewegung.

Man kann nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob wirklich eine Musikerin am 6. März in der ARGEkultur zu Gast war. Genauso gut hätte sie als Performance-Künstlerin oder Philosophin angekündigt werden können.